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Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Beispiel habe ich ohne nachzudenken »Gym« statt »Fitnessstudio« gesagt. Und der »Sample Sale« gehört ohnehin schon zu meinem aktiven Wortschatz. Wir halten an einem Fußgängerüberweg, und ich versuche zu erspähen, in welcher Straße wir sind - da bleibt mir fast das Herz stehen.
    Da sind Judd und Kent. Da, direkt vor uns. Sie gehen über die Straße. Kent redet lebhaft auf Judd ein und Judd nickt. O Gott. O Gott. Ich muss mich verstecken.
    Mit klopfendem Herzen lasse ich mich in meinem Sitz nach hinten fallen und will mich hinter dem Wall Street Journal verstecken. Aber es ist zu spät. Kent hat mich schon gesehen. Ihr Unterkiefer klappt überrascht auf, dann eilt sie auf das Taxi zu. Sie klopft ans Fenster und redet und gestikuliert wild.
    »Rebecca!«, höre ich sie sagen, als ich das Fenster herunterkurbele. »Das Guggenheim ist in der anderen Richtung!«
    »Was, wirklich?«, spiele ich die Schockierte. »Oh, mein Gott! Wie konnte das denn passieren?«
    »Sagen Sie Ihrem Fahrer, er soll umdrehen! Diese Taxifahrer in New York! Wissen überhaupt nicht Bescheid!« Sie klopft an sein Fenster. »Zum Guggenheim!«, sagt sie, als würde sie mit einem bescheuerten Kleinkind sprechen. »An der 89th! Nun beeilen Sie sich schon! Diese Frau will seit ihrem sechsten Lebensjahr da hin!«
    »Möchten Sie, dass ich zum Guggenheim fahre?«, fragt der Fahrer mich.
    »Äh... ja!«, sage ich und weiche seinem Blick aus. »Das, äh... das hatte ich doch gesagt, oder? Zum Guggenheim!«
    Der Fahrer flucht leise vor sich und wendet. Ich winke Kent zu, die Gesten wie »Ist das nicht ein hirnamputierter Idiot?« macht.
    Wir fahren also wieder gen Norden, und ich wage es mehrere Minuten gar nicht, irgendetwas zu sagen. Aber ich sehe die Straßen an uns vorüberziehen. 34th, 35th,... Es ist gleich drei Uhr, und wir entfernen uns immer weiter von SoHo und Sephora und meiner Gratiswimperntusche...
    »Entschuldigen Sie bitte«, sage ich und räuspere mich verlegen. »Also, eigentlich...«
    »Was?«, sagt der Fahrer und sieht mich finster an.
    »Mir... Mir ist gerade eingefallen, dass ich meiner Tante versprochen hatte, sie zu besuchen. In... in...«
    »SoHo. Sie möchten nach SoHo.«
    Er sieht mich im Rückspiegel an und ich nicke verschämt. Dieses Mal wendet er so schwungvoll, dass ich mit dem Kopf an das Fenster stoße.
    »Hey, Sie!«, ertönt eine Stimme aus dem Nichts, die mir einen unendlichen Schrecken einjagt. »Aufpassen! Sicherheit geht vor, ja? Also: Anschnallen bitte!«
    »Ja, ja«, sage ich reuevoll. »Tut mir Leid. Tut mir wirklich Leid. Kommt nicht wieder vor.«
    Mit zitternden Händen schnalle ich mich an und begegne im Rückspiegel dem Blick des Fahrers.
    »Die Ansage kam vom Band«, höhnt er. »Sie sprechen mit einem Kassettenrecorder.«
    Das wusste ich bereits.
    Dann endlich fahren wir bei Sephora am Broadway vor und ich drücke dem Fahrer einen ganzen Batzen Dollarscheine in die Hand. (100 Prozent Trinkgeld ist unter den gegebenen Umständen wohl angemessen.) Als ich aussteige, sieht er mich forschend an.
    »Haben Sie was getrunken, junge Frau?«
    »Nein«, entrüste ich mich. »Ich meine... ja. Aber nur ein bisschen Wein zum Mittagessen...«
    Der Taxifahrer schüttelt den Kopf und fährt weg. Ich bewege mich etwas unsicher auf Sephora zu. Ehrlich gesagt, ist mir ein bisschen schwindelig. Und als ich die Tür aufstoße, wird mir noch schwindeliger. O Gott. Das hier ist ja noch viel besser, als ich erwartet hatte.
    Musik dröhnt aus versteckten Lautsprechern, Mädchen und Frauen drängeln sich unter dem Licht der Scheinwerfer, und trendige Typen in schwarzen Rollkragenpullis und mit Kopfhörern verteilen die Tüten mit Pröbchen. Völlig benommen sehe ich mich um: Ich habe noch nie so viel Makeup auf einmal gesehen. Tausende von Lippenstiften. Myriaden von Nagellacken. In allen Farben des Regenbogens. Ach, und sehen Sie mal da! Kleine Stühle, auf die man sich setzen kann, um alles auszuprobieren, und kostenlose Wattebäusche und alles! Also, das hier ist... Ich meine, das ist doch himmlisch!
    Ich nehme eine der Tüten mit Pröbchen und sehe sie mir an. Auf der Tüte steht ein Slogan, der »Sephoras Versprechen« genannt wird: »Alles, was mit Schönheit zu tun hat, bringt uns einander näher und verleiht dem Leben einen süßen Duft.«
    Das ist einmal ein wahres Wort. Und so weise. Geradezu ergreifend. So ergreifend, dass mir Tränen in die Augen steigen.
    »Alles in Ordnung, Miss?« Ein Typ mit Kopfhörern sieht

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