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Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Frage -das hier ist doch ein Laden, oder?«
    »Ja, Ma‘am«, lautet die höfliche Antwort. »Das hier ist der Shop zum Guggenheim Museum. Der Guggenheim Museum Store.«
    »Und wo ist das Guggenheim Museum?«
    »Ganz weit oben beim Park.«
    »Aha. Okay.« Ich sehe ihn verwirrt an. »Das heißt... Nur, um das jetzt richtig zu verstehen: Man kann hierher kommen und massenweise Zeug einkaufen - und es interessiert keinen Menschen, ob man jemals im Museum gewesen ist? Man muss keine Eintrittskarte vorzeigen oder so?«
    »Nein, Ma‘am.«
    »Man muss sich die Kunst also gar nicht ansehen? Man kann einfach nur einkaufen?« Meine Stimme wird ganz schrill vor Entzücken. »Diese Stadt gefällt mir von Tag zu Tag besser! Genial!« Der junge Mann macht ein etwas entsetztes Gesicht, darum beeile ich mich hinzuzufügen: »Ich meine, natürlich möchte ich mir die Kunst ansehen. Unbedingt. Ich war nur gerade... Sie wissen schon. Wollte nur sichergehen.«
    »Wenn Sie ins Museum möchten, kann ich Ihnen gern ein Taxi rufen«, bietet der junge Mann an. »Möchten Sie?«
    »Ahm...«
    Moment, jetzt muss ich erst mal kurz nachdenken. Bloß keine überstürzten Entscheidungen.
    »Ahm... ich weiß nicht recht«, weiche ich aus. »Darf ich mal eben eine Minute nachdenken?«
    »Natürlich.« Der Junge sieht mich etwas eigenartig an. Ich setze mich auf einen der weißen Stühle und denke angestrengt nach.
    Okay, wie ist die Sachlage? Ich könnte jetzt zum Guggenheim fahren. Ich könnte mir ein Taxi nehmen, dahin fahren und mir den ganzen Nachmittag Kunst angucken.
    Oder... ich könnte mir einfach ein Buch über das Guggenheim kaufen... und den restlichen Nachmittag noch ein bisschen einkaufen.
    Denn man muss ein Kunstwerk doch nicht unbedingt in natura sehen, um seine Größe zu bewundern, oder? Natürlich nicht. Und von einem Buch habe ich im Grunde viel länger etwas. Und viel mehr! Ich kann in weniger Zeit mehr Kunstwerke sehen, als wenn ich zu Fuß durch alle möglichen Galerien latsche. Was wiederum heißt, dass ich viel mehr lerne.
    Und außerdem ist das, was es in diesem Laden gibt, doch Kunst, oder? Das heißt, ich hatte heute schon Kultur satt. Eben.
    Und ich stürze auch nicht gleich wieder heraus aus dem Laden. Ich bleibe mindestens zehn Minuten, sehe mir unzählige Bücher an und sauge die kulturschwangere Atmosphäre in mich auf. Letztendlich kaufe ich ein großes, schweres Buch für Luke, einen richtig coolen Becher für Suze und ein paar Bleistifte und einen Kalender für meine Mum.
    Sehr gut. Und jetzt kann ich richtig einkaufen gehen! Als ich den Laden verlasse, fühle, ich mich total beschwingt und befreit - als hätte ich unerwartet schulfrei. Ich gehe den Broadway hinunter und biege in eine der Seitenstraßen ab, in der an Ständen nachgemachte Designerhandtaschen und farbenfroher Haarschmuck feilgeboten werden und ein Typ nicht sonderlich gut Gitarre spielt. Kurz darauf schlendere ich durch eine kleine Kopfsteinpflasterstraße, und gleich darauf durch noch eine. Auf beiden Seiten derStraße stehen große alte Backsteingebäude mit Feuerleitern an den Außenwänden, und hier gibt es sogar in die Bürgersteige gepflanzte Bäume. Die Atmosphäre hier ist eine ganz andere als auf dem Broadway, viel entspannter. Ich könnte mich wirklich daran gewöhnen, hier zu wohnen. Kein Problem.
    Und die Läden! Herrlich! Einer verlockender als der andere. In dem einen hängen bemalte Samtkleider über antiken Möbeln. In dem anderen sind die Wände mit Wolken bemalt, flaumweiche Flitterpartykleider füllen die Ständer und überall stehen Schälchen mit Süßigkeiten herum. Und wieder ein anderer ist ganz in schwarzweiß und Art deco gehalten, wie in einem Fred-Astaire-Film. Und jetzt sehen Sie sich das an!
    Ich bleibe vor dem Fenster stehen und starre mit offenem Mund auf eine Schaufensterpuppe, die mit nichts weiter bekleidet ist als mit einem durchsichtigen Plastikhemd, in dessen Tasche ein Goldfisch schwimmt. So etwas Abgefahrenes habe ich noch nie gesehen!
    Ich habe mir schon immer heimlich gewünscht, mal ein Stück richtige Avantgarde-Mode zu tragen. Es wäre echt verschärft, ein Kleidungsstück a la »der letzte Schrei« zu haben und jedem erzählen zu können, dass ich es in SoHo gekauft habe! Oder... Bin ich überhaupt noch in SoHo? Vielleicht ist das hier ja NoLita. Oder... NoHo? SoLita? Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, wo ich inzwischen bin. Aber meinen Stadtplan will ich auch nicht herausholen, sonst denken die Leute

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