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Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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unterhalten«, berichtet Michael. »Aber das Gespräch war nicht hundertprozentig zufrieden stellend.«
    Beunruhigt sehe ich von einem zum anderem. »Stimmt etwas nicht?«
    »Kommt darauf an«, sagt Michael. Er erzählt Luke von seinem Telefonat mit diesem Clark (wer auch immer das ist), und ich bemühe mich, dem Gespräch aufmerksam zu folgen. Das Problem ist nur, dass ich leicht beschwipst bin. Wie viel habe ich denn heute getrunken? Darüber möchte ich am liebsten gar nicht nachdenken. Ich lehne mich nach hinten, mache die Augen zu und lasse die Unterhaltung an mir vorbei rauschen.
    »... irgendeine Paranoia...«
    »...meinen wohl, sie können die Spielregeln ändern...« »... Geschäftskosten... rationalisieren... wenn Alicia Billington London übernimmt...«
    »Alicia?« Ich rapple mich hoch. »Alicia soll das Büro in London übernehmen?«
    »Höchstwahrscheinlich, ja«, unterbricht Luke sein Gespräch mit Michael. »Warum?«
    »Aber -«
    »Aber was?«, fragt Michael und sieht mich interessiert an. »Wieso denn nicht? Sie ist klug, ehrgeizig...«
    »Ach. Nur so... Kein bestimmter Grund«, weiche ich aus.
    Ich kann ja wohl schlecht sagen »Weil sie ein blöde Kuh ist«.
    »Hast du eigentlich schon gehört, dass sie sich gerade verlobt hat?«, fragt Luke mich. »Mit Ed Collins von Hill Hanson.«
    »Wirklich?« Das überrascht mich. »Ich dachte, sie hat eine Affäre mit... wie-hieß-er-doch-gleich?«
    »Mit wem?«, fragt Michael.
    »Ahm... Dings.«
    Ich trinke einen Schluck Gimlet, um meine Gedankenbahnen zu ölen. »Mit dem hat sie sich doch dauernd heimlich zum Lunch getroffen und so!«
    Wie hieß er gleich noch mal? Mann, ich habe echt einen sitzen.
    »Becky hält sich gern auf dem Laufenden mit dem Bürotratsch«, lacht Luke. »Man kann nur leider nicht immer garantieren, dass die Informationen verlässlich sind.«
    Ärgerlich sehe ich ihn an. Was will er denn damit sagen? Dass ich eine Tratschtante bin, oder was?
    »Gegen ein bisschen Büroklatsch ist nichts einzuwenden«, sagt Michael und schenkt mir ein warmes Lächeln. »Das hält den Laden in Schwung.«
    »Allerdings«, gebe ich energisch zurück. »Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Ich sage immer zu Luke, er soll sich mehr für die Menschen interessieren, die für ihn arbeiten. Das ist wie bei meiner Show im Fernsehen, wenn ich in Geldangelegenheiten berate. Man kann sich nicht einfach nur auf die Zahlen konzentrieren. Man muss mit den Leuten reden. Wie... wie Enid aus Northampton zum Beispiel!« Ich sehe Michael erwartungsvoll an - dann fällt mir ein, dass er nicht wissen kann, wer Enid ist. »Sie erfüllte alle Voraussetzungen, um in Rente zu gehen«, erkläre ich. »Rentenversicherung, alles war völlig in Ordnung. Auf dem Papier. Aber im echten Leben...«
    »War sie noch gar nicht so weit?«, rät Michael.
    »Genau! Ihr hat ihre Arbeit Spaß gemacht, und der Einzige, der wollte, dass sie aufhört zu arbeiten, war ihr blöder Mann. Sie war erst fünfundfünfzig!« Ich fuchtle mit meinem Glas herum. »Und wie heißt es doch so schön? Mit fünfundfünfzig Jahren, da fängt das Leben an?«
    »Irgendwie hieß das anders«, sagt Michael und lächelt. »Aber so wäre es auch nicht schlecht.« Er sieht mich schon wieder interessiert an. »Ich würde wirklich gern mal Ihre Show sehen. Wird die auch in den USA ausgestrahlt?«
    »Nein, leider nicht«, bedaure ich. »Aber ich werde bald genau das Gleiche im amerikanischen Fernsehen machen, dann können Sie mich sehen.«
    »Ich freue mich schon drauf.« Michael sieht auf die Uhr und kippt den Rest seines Drinks herunter. »Tut mir Leid, ich muss gehen. Wir sprechen uns später, Luke. Hat mich sehr gefreut, Sie kennen zu lernen, Becky. Wenn ich jemals Rat in Geldangelegenheiten brauche, weiß ich ja, an wen ich mich wenden kann.«
    Er verlässt die Bar, und ich lehne mich wieder zurück und sehe Luke an. Seine ungezwungene Lockerheit hat sich in Luft aufgelöst. Er starrt angespannt Löcher in die Luft und zerreißt systematisch eine Streichholzschachtel in tausend kleine Schnipsel.
    »Das ja ein richtig Netter!«, stelle ich fest. »Sehr sympathisch.«
    »Ja«, sagt Luke geistesabwesend. »Ja, stimmt.«
    Ich trinke einen Schluck Gimlet und sehe Luke etwas genauer an. Er hat genau den gleichen Gesichtsausdruck wie damals, als einer seiner Angestellten eine Pressemitteilung verbockt hat, wodurch ein paar vertrauliche Zahlen versehentlich an die Presse gerieten. Ich gehe das Gespräch von eben noch einmal durch -

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