Faszination Menschenfresser
da hier die Einheimischen zunehmend Wälder und Savannen, den Lebensraum der urtümlichen Echsen, roden. Und natürlich sind die »letzten Drachen« des Komodo-Nationalparks ein beliebtes Ziel für Touristen aus aller Welt. Über 30 000 Besucher jährlich, die meist einen Tagesausflug auf die Insel machen, spülen mehrere Millionen Dollar in die Kassen der notorisch strukturarmen Region. Deshalb ist wohl davon auszugehen, dass die indonesischen Behörden auch in Zukunft vorbildlich für das Wohlergehen der großen Warane sorgen.
Tourismusattraktion hin, Tourismusattraktion her, bei der Bevölkerung der Kleinen Sunda-Inseln erfreuen sich die größten Echsen der Welt nicht gerade großer Beliebtheit. Die Warane vergreifen sich nämlich nicht selten auch an Haustieren oder verputzen den zum Trocknen ausgelegten Fisch. Auch sollen die Echsen ab und an frisch bestattete Tote ausgebuddelt und dann deren Leichen verzehrt haben. Ein derart pietätloses Verhalten kommt nirgendwo auf der Welt gut an.
Im Würgegriff der Riesenschlangen
oder Anakonda und Python, die Giganten der Menschenverschlinger
Wer sich im Kino mit schlotternden Knien und reichlich Gänsehaut auf dem Rücken am Film Anaconda ergötzt hat, hat auf Zelluloid endlich den ultimativen Beweis für eine bereits lange vermutete Tatsache gesehen: Was eine rechte Riesenschlange ist, kann ohne Wenn und Aber einen ausgewachsenen Menschen am Stück verschlingen. In diesem Tierhorrorfilm aus dem Jahr 1997 verputzt eine rund 15 Meter lange südamerikanische Riesenschlange gleich die halbe Besatzung eines Amazonasdampfers, bevor dem renitenten Reptil von den Protagonisten des Films mittels einer gewaltigen Explosion der Garaus gemacht wird. Aber dummerweise war die gewaltige Anakonda im Film, der übrigens gleich in sechs Kategorien für die »Goldene Himbeere« als schlechtester Film des Jahres nominiert war, nicht etwa ein echtes Tier, sondern lediglich computeranimiert.
Aber nicht nur in der Traumfabrik Hollywood, sondern auch in der Regenbogenpresse tauchen – meist begleitet von etwas unscharfen Fotos – in regelmäßigen Abständen Geschichten von riesigen Schlangen auf, die irgendwo im fernen Dschungel einen ganzen Menschen mit Haut und Haaren »auf einen Happs« gefressen haben sollen. Wie aber sieht es in der Realität aus? Können Pythons oder ihre südamerikanischen Verwandten, die Anakondas, tatsächlich einen Menschen erbeuten und dann auch verschlingen?
Rein körperlich sind zumindest vier Riesenschlangenarten in der Lage, einen Menschen herunterzuschlucken, nämlich die sogenannten »Big Four«: Anakonda, Netzpython, Tigerpython und Nördlicher Felspython. Das sind alles Arten, die zumindest mit einzelnen Exemplaren schon einmal die Sechs-Meter-Marke überschritten haben und damit auch unter den 70 bekannten Riesenschlangenarten zu den wirklichen Giganten gehören. Allerdings wird, wenn es um die Länge geht, nirgendwo anders so viel gelogen wie bei Riesenschlangen. In den Erzählungen früher Entdecker, aber auch heutzutage im World Wide Web, tauchen immer wieder Horrorgeschichten von gewaltigen Anakondas, Felsen- oder Netzpythons auf, deren Länge 15 oder gar 20 Meter und mehr betragen haben soll. Dass Riesenschlangen dieser Größe jedoch tatsächlich existieren, ist eher zweifelhaft. Offizieller Rekordhalter ist nämlich immer noch ein zehn Meter langer Netzpython, der 1912 in Celebes vermessen wurde. Beim Weltrekordler, der auch als solcher im Guinnessbuch der Rekorde geführt wird, handelt es sich übrigens nicht etwa um ein besonders stattliches Männchen, sondern um ein Weibchen. Für Schlangenexperten ist das keine Überraschung: Bei Riesenschlangen können die Herren der Schöpfung in der Regel in Sachen Länge und Umfang nur in den seltensten Fällen mithalten. Die New York Zoological Society hat übrigens bereits vor über 50 Jahren eine Prämie von immerhin 50 000 US -Dollar für denjenigen Schlangenjäger ausgelobt, der den Mitgliedern dieser ehrenwerten Gesellschaft eine lebende Riesenschlange von mehr als 30 Fuß (9,14 m) Länge präsentiert. Eine Summe, die heute noch darauf wartet, abgeholt zu werden.
Das normale Beutespektrum von Riesenschlangen ist äußerst umfangreich. Die großen Schlangen sind im Prinzip nicht sonderlich wählerisch, wenn es ums Fressen geht, sondern sind das, was in der Wissenschaft als opportunistischer Omnivor bezeichnet wird. Sie fressen also alles, was sie auch bewältigen können. Meist stehen
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