Faszination Menschenfresser
um Hilfe zu holen. Als er jedoch nach gerade mal 20 Minuten mit zwei Männern zum Ort des Geschehens zurückkehrte, war es bereits zu spät. Der kurz zuvor attackierte Junge war bereits vollständig vom Python verspeist worden. Die Dörfler schlugen daraufhin wütend so lange mit Stöcken auf das grotesk aufgeblähte Reptil ein, bis dieses die Leiche des bereits stark eingespeichelten Jungen wieder hervorwürgte.
Ein weiterer der wenigen authentischen Berichte über eine menschliche Schlangenmahlzeit stammt aus dem Jahr 1998. Damals hatten Dorfbewohner auf der philippinischen Insel Mindoro im Dschungel einen etwa sieben Meter langen Netzpython mit ungewöhnlich prall gefülltem Leib entdeckt. Nachdem die Filipinos die riesige Schlange getötet und ihren Körper aufgeschnitten hatten, machten sie eine gruselige Entdeckung: Im Verdauungstrakt des Reptils befand sich inmitten schleimiger Verdauungssäfte ein erwachsener Mann, der von seinen Verwandten am Tag zuvor als vermisst gemeldet worden war. Die Haut des Opfers war von der Magensäure bereits stark angeätzt. An seinem linken Fuß fanden sich Bissspuren. Von der grausigen Szenerie geistert sogar eine Fotografie durch das Internet, die nach Ansicht von Experten durchaus als echt einzustufen ist. Auf dem Foto ist zu erkennen, dass sowohl das T-Shirt als auch die Jeans des Getöteten zum Zeitpunkt des Fundes bereits massiv durch die stark säurehaltigen Verdauungssäfte gebleicht worden waren.
Nicht ganz ungefährlich in Sachen Riesenschlangen ist es auch im US -Bundesstaat Florida. Hier gehen nämlich seit den 1970er-Jahren, wenn auch vereinzelt, neben Alligatoren auch Riesenschlangen mit Migrationshintergrund auf Menschenjagd. Bei den bis zu fünf Meter langen Riesenschlangen handelt es sich um Tigerpythons, die, wie biologisch vorgebildete Leser wissen, eigentlich nicht im sogenannten Sunshine State, sondern in Südostasien zu Hause sind. Da stellt sich natürlich die Frage, wie kommen südostasiatische Würgeschlangen ausgerechnet ins schöne Florida? Die Antwort ist mal wieder vergleichsweise simpel: Die Tigerpythons, die sich bei Schlangenfans großer Beliebtheit erfreuen, wurden ursprünglich einmal als Terrarientiere in die USA transportiert, später jedoch, als sie dank ihrer stattlichen Größe nicht mehr im Terrarium gehalten werden konnten, illegal in den Sümpfen Floridas, den Everglades, ausgewildert. Die ausgesetzten Schlangen fühlen sich in ihrer neuen Heimat offensichtlich pudelwohl. In den Everglades sorgt nämlich ein reichhaltiges Angebot an Kleinsäugern wie Eichhörnchen, Kaninchen und Füchsen dafür, dass die Pythons keineswegs Hunger leiden müssen. In den Städten, in die sie immer häufiger vordringen, halten sich die Riesenschlangen dagegen bevorzugt an Haustiere wie Hunde und Katzen. Für Experten war es nicht weiter verwunderlich, dass sich die Pythons bei den guten Lebensbedingungen und dem Fehlen von Fressfeinden in den Everglades geradezu explosionsartig vermehrten. Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass mittlerweile zwischen 30 000 und 150 000 Exemplare der Riesenschlangen in den Sümpfen ihr Unwesen treiben. Die Schlangen machen durchaus auch nicht vor größeren Beutetieren halt, wie ein Tigerpython zeigte, der 2005 in Florida in den Fokus der internationalen Medien geriet. Die fast vier Meter lange Schlange hatte einen Alligator erbeutet und dann – wie in Riesenschlangenkreisen üblich – versucht, die zwei Meter große Echse in einem Stück zu verschlingen. Aber wie heißt es so schön? Alles in Maßen genießen, sonst kann es ungesund werden. Und das gilt offensichtlich auch für Pythons. Die Vier-Meter-Schlange hatte die Belastbarkeit ihres Körpers deutlich überschätzt und war beim Versuch, ihre überdimensionierte Beute herunterzuwürgen, regelrecht geplatzt. Als das verendete Reptil von einem Wissenschaftler eher zufällig entdeckt wurde, steckten Kopf, Schultern und Vorderbeine des Alligators noch im Körper des Pythons.
Die importierten Riesenschlangen können aber durchaus auch für Menschen lebensgefährlich werden. So kroch 2009 in der amerikanischen Gemeinde Oxford ein drei Meter langer Tigerpython unbemerkt in das Bett eines zweijährigen Mädchens und würgte das Kleinkind so lange, bis der Tod eintrat. Das getötete Mädchen war übrigens bei Weitem nicht das erste Opfer eines Tigerpythons in den USA . Nach Angaben der Tierschutzorganisation Humane Society of the United States wurden in den vergangenen
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