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Faszination Menschenfresser

Faszination Menschenfresser

Titel: Faszination Menschenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Ludwig
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Gewicht von bis zu 80 kg erreichen können, ernähren sich normalerweise von Fischen, Krebsen und Insekten. Im Großen Kalifluss, einem Grenzfluss zwischen Nepal und Indien, sollen jedoch zumindest einige Exemplare der gewaltigen Süßwasserfische in den letzten Jahren auch einen gesunden Appetit auf Menschenfleisch entwickelt haben. Als mögliche Ursache für dieses untypische Verhalten sehen Experten die nach Hindu-Riten durchgeführten Begräbnisrituale der Inder und Nepalesen, die nach der obligatorischen Feuerbestattung die halb verbrannten Leichen in den Fluss werfen. Und dort – so zumindest die durchaus einleuchtende Theorie – haben sich die Goonche an den menschlichen Überresten gütlich getan und so an den Verzehr von Menschenfleisch gewöhnt. Einmal auf den Geschmack gekommen, sollen die Riesenfische auch badende Menschen angefallen und verschlungen haben. So soll im April 1998 ein 17-jähriger Jugendlicher vor den Augen seiner Freundin von einem Goonch unter Wasser gezogen worden sein. Die Leiche des Jugendlichen wurde trotz intensivster Suche nie entdeckt. Drei Monate später wurde ein kleiner Junge beim Baden im Beisein seines entsetzten Vaters unter die Wasseroberfläche gezogen. Auch hier wurde keine Leiche gefunden. Die vorläufig letzte Attacke fand im April 2007 statt, als ein 18 Jahre alter Mann von etwas unter Wasser gezogen wurde, das Augenzeugen später als »verlängertes Schwein« bezeichneten. Alle Attacken fanden übrigens im gleichen etwa vier Kilometer langen Flussabschnitt statt. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll in dieser Zeit auch der Kopf eines Menschen im Magen eines gefangenen Goonchs aufgetaucht sein.
    Der englische Biologe und TV -Moderator Jeremy Wade versuchte im Rahmen der von ihm moderierten Fernsehshow Rivermonsters einen der Menschenfresser-Welse zu fangen. Und tatsächlich glückte Wade vor laufender Kamera der Fang eines 1,80 Meter großen und 75,5 Kilogramm schweren Exemplars. Ein Exemplar, das immerhin dreimal so groß ist wie ein normaler Teufelswels. Eine genauere Untersuchung des Fisches zeigte jedoch, dass es sich wohl kaum um den gesuchten Übeltäter handelte. Der gefangene Goonch wäre, rein theoretisch gesehen, nämlich zwar durchaus in der Lage gewesen, ein Kleinkind zu verschlingen, aber keinesfalls einen fast ausgewachsenen Jugendlichen. Eine Erkenntnis, die jedoch nicht automatisch einen Freispruch für Goonche allgemein bedeutet: Die Einheimischen glauben zumindest, dass der gefangene Goonch noch längst nicht das Maß aller Dinge war. Sie sind davon überzeugt, dass auf dem Grunde des Kali-Flusses noch wesentlich größere Exemplare lauern, die auch einen ausgewachsenen Menschen herunterwürgen können.
    Wenn Menschen Menschen verspeisen
    oder Kannibalismus in Reinform
    »Einer dieser Meinungsforscher wollte mich testen. Ich genoss seine Leber mit ein paar Favabohnen, dazu einen ausgezeichneten Chianti.« Dieser Satz des wohl berühmtesten Kannibalen aller Zeiten, Dr. Hannibal Lecter, brachte es immerhin auf Platz 21 der 100 besten Filmzitate aus amerikanischen Filmen. Lecter war nämlich kein real existierender Kannibale, sondern der Furcht einflößende Held des gleich mit fünf Oscars prämierten Films Das Schweigen der Lämmer , der 1991 in die Kinos kam und heute als Klassiker des Horrorthrillers gilt. Dr. Lecter alias »Hannibal the Cannibal« wurde übrigens noch vor Norman Bates aus Psycho und Darth Vader aus Star Wars zum größten Schurken der Filmgeschichte gewählt. Aber Kannibalismus gibt es natürlich nicht nur in der Fiktion.
    Das Phänomen des Kannibalismus ist so alt wie die Menschheit selbst. Bereits die Neandertaler waren Kannibalen – zumindest, wenn man den Untersuchungen spanischer Anthropologen trauen darf. Die Wissenschaftler fanden nämlich auf 43 000 Jahre alten Neandertalerknochen und Schädeln Bearbeitungsspuren, die auf den Verzehr von menschlichem Hirn und Knochenmark schließen lassen. Auch die zwischen 1899 bis 1905 in der Halbhöhle von Krapina nördlich von Zagreb zerschlagenen und teilweise angebrannten Knochenreste von mindestens 24 Neandertalern wurden lange Zeit als Beleg für Kannibalismus angesehen. Allerdings zeigt es sich bei der Nachuntersuchung der Skelettreste, dass die Bruchmuster der fraglichen Knochen wohl eher durch Sedimentdruck bzw. durch Felsstürze und oder den Verbiss von Raubtieren entstanden und eben wohl nicht durch menschliche Aktivität hervorgerufen worden sind. Bei den Überresten von

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