Faszination Menschenfresser
Angriff eines Orcas auf einen Menschen kam es im April 1971 im Seaworld-Park in San Diego, als sich eine Sekretärin des Parks überreden ließ, auf dem Rücken des zehnjährigen Schwertwalweibchens Shamu zu reiten. Der Wal, der zuvor nie negativ in Erscheinung getreten war, warf plötzlich seine Reiterin ab, fasste sie mit den Zähnen am Bein und schob die hilflose Frau wie eine Puppe durch das Meerwasserbecken. Die junge Frau wurde durch die Bisse des Wals so schwer verletzt, dass sie mit über 100 Stichen genäht werden musste. 1987 wurde dann, ebenfalls im Seaworld-Park von San Diego, der 20-jährige Orca-Trainer Jonathan Smith während einer Show gleich von zwei Orcas angegriffen. Smith erlitt bei der Attacke schwerste innere Verletzungen, kam jedoch glücklicherweise mit dem Leben davon.
Ausgerechnet an Weihnachten kam es auf der spanischen Kanareninsel Teneriffa zum ersten tödlichen Zwischenfall mit einem Orca außerhalb des nordamerikanischen Kontinents, als der 29 Jahre alte Orca-Dompteur Alexis Martinez bei einer Trainingseinheit im Loro-Park vom damals 14 Jahre alten Orca Keto so heftig gerammt wurde, dass er das Bewusstsein verlor und ertrank, bevor er von seinen Kollegen gerettet werden konnte. Laut Darstellung eines Loro-Park-Pressesprechers handelte es sich bei dem tödlichen Vorfall jedoch um keine gezielte Tötung, sondern lediglich einen Unfall.
Zum vorläufig letzten Todesfall mit einem Schwertwal kam es dann am 24. Februar2010 , als ein Schwertwal namens Tilikum während einer Show im Seaworld-Park von Orlando seine Trainerin tötete. Tilikum, der vor rund 30 Jahren vor der isländischen Küste eingefangen worden war, packte die am Beckenrand kniende Trainerin Dawn Brancheau während eines Dressuraktes urplötzlich an ihrem Pferdeschwanz und zog sie ins Wasser. Dort nahm er sie ins Maul, schüttelte sie durch und drückte sie so lang unter Wasser, bis sie ertrank. Mehrere Besucher, die das Geschehen ganz genau durch ein Fenster in der Beckenwand beobachten konnten, erlitten daraufhin einen veritablen Schock. Später berichteten Mitarbeiter des Parks, Tilikum sei auch nach der Tat noch derart aggressiv gewesen, dass er erst in ein kleines Becken gebracht und anschließend auf eine Hebebühne gehievt werden musste, um die Leiche der Trainerin aus seinem Maul bergen zu können. Tilikum war übrigens kein Ersttäter. Bereits 1991 gehörte er zu einer dreiköpfigen Orcagruppe, die im kanadischen Tierpark Sealand of the Pacific eine junge Trainerin, die in das Orca-Becken gefallen war, getötet hatte. Die drei Wale drückten die hilflose junge Frau immer wieder ganz gezielt unter Wasser, bis sie letztendlich jämmerlich ertrinken musste. Nach diesem Vorfall musste der Tierpark seine Pforten schließen und Tilikum wurde als Zuchtbulle an den Seaworld-Park in Orlando verkauft. In Orlando zeugte er etliche Orca-Babys. Den Trainern war es jedoch wegen der einschlägigen Vergangenheit des riesigen Orcas strengstens untersagt, mit ihm zusammen im Becken zu schwimmen. 1999 kam es dann jedoch erneut zu einem tödlichen Zwischenfall. Ein Besucher, der sich im Park versteckt hatte und dann nachts, aus welchen Gründen auch immer, zu den Schwertwalen ins Becken stieg, wurde am nächsten Morgen von den Tierpflegern tot auf Tilikums Rücken entdeckt. Als offizielle Todesursache wurde Unterkühlung angegeben. Allerdings war die Leiche des möglicherweise geistig verwirrten Mannes mit Schrammen und Bisswunden übersät.
Die Wissenschaft rätselt noch darüber, welche Schlüsselreize dafür verantwortlich sind, dass sich ein friedlicher Orca in einen mörderischen Killerwal verwandelt. Während die Parkbetreiber meist von »unglücklichen Zufällen« und »Missverständnissen« sprechen, sehen sich die zahlreichen Tierschutzgruppen, die bereits seit vielen Jahren die Haltung der Meeressäuger zu Showzwecken kritisieren, durch die Angriffe der Orcas in ihrer Haltung bestätigt. Sie glauben, dass die wenig artgerechte Haltung in Becken, die für die riesigen Meeressäuger viel zu klein sind, die Tiere derart unter Stress setzt, dass sie eben mitunter auch ausgesprochen aggressiv gegen Trainer und Betreuer vorgehen.
Ein anderer Gelegenheitstäter in freier Wildbahn ist der Seeleopard. Er gehört in der Antarktis zu den Topräubern. Die gewaltigen Robben halten sichmeist an den äußeren Rändern der antarktischen Packeiszone auf, stoßen jedoch oft auch relativ weit nach Norden vor und tauchen dann manchmal sogar als
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