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Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Titel: Faszinierend wie der Kuss des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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Glanzzeit ausgesehen haben mochte. Im Brunnen plätscherte funkelndes Wasser, die Fresken an den Mauern zeigten perfekt ausgearbeitete Einzelheiten. „Einfach großartig, Cory!“
    „Nun, ich bin recht zufrieden. Nur mit der Perspektive in den Thermalbädern habe ich einige Schwierigkeiten. Daran würde ich heute viel lieber arbeiten, als mit einem dummen alten Duke zu picknicken.“
    Nur mühsam bezwang Clio ihren Lachreiz. Dummer alter Duke, also wirklich …
    Aber Cory meinte es ernst. „Dass du ihn gern wiedersiehst, kann ich mir nicht vorstellen.“ Sie nahm ihre schmutzige, mit Farben bekleckste Schürze ab und glättete ihr rosa Musselinkleid. Wie Calliope hatte sie schwarzes Haar und helle rosige Wangen.
    „Warum glaubst du das?“, fragte Clio. „Ich habe nichts gegen Vaters Gäste.“
    Aus den Augenwinkeln warf Cory ihr einen vielsagenden Blick zu. „Nach deinem Streit mit dem Duke, letztes Jahr im British Museum …“
    O Gott … Clio stockte der Atem. Wie konnte sie das vergessen haben? Cory war im Elgin-Raum gewesen, als Averton versucht hatte, mit ihr über die Liliendiebin zu reden. Beinahe hätte sie ihn mit ihrer Hutnadel gestochen, bevor Cameron de Verre dazwischengetreten war. Ich dachte, sie hätte sich mit ihren Skizzen beschäftigt und nichts bemerkt …
    Doch sie hätte es besser wissen müssen. Immerhin war Cory eine Chase, und eine scharfe Beobachtungsgabe – unfreundliche Leute würde es Schnüffelei nennen – gehörte zur zweiten Natur der Musen.
    „Nur ein Missverständnis“, behauptete Clio.
    „Tatsächlich?“, konterte Cory. „Anscheinend missversteht ihr beide euch sehr oft – du und der Duke. So wie während Herrn Muellers Vortrag bei der Antiquities Society …“
    „Nun, heute werden wir uns nicht missverstehen“, erklärte Clio energisch. „Wir werden uns manierlich benehmen und einen angenehmen Lunch genießen, nicht wahr?“
    Verächtlich runzelte Cory die Stirn. „Damit würde ich nicht rechnen, wenn Thalia aus dem Amphitheater zurückkommt. Sie mag ihn auch nicht. Und sie sagt immer, was sie denkt.“
    Clio seufzte. „Auch Thalia wird sich höflich verhalten. So wie wir alle . Habe ich recht, Terpsichore?“
    „Nur wenn du mich nicht so nennst.“ Cory hasste ihren Vornamen.
    Für weitere Ermahnungen blieb ihrer Schwester keine Zeit. Der Duke ritt auf seinem glänzenden schwarzen Hengst ins Tal, ohne Begleitung.
    In der Nachmittagshitze hatte er auf seine übliche schwarze Kleidung verzichtet. Zu seinen Wildlederbreeches und den hohen Stiefeln trug er einen Reitrock aus weizenfarbenem Leinen. Unter der Hutkrempe fiel das blonde Haar auf seine Schultern.
    Sir Walter eilte ihm entgegen, zusammen mit Cory, die einen anmutigen Knicks zustande brachte. Aber Clio blieb wie angewurzelt stehen, wieder einmal von seiner machtvollen Ausstrahlung überwältigt. Er schwang sich aus dem Sattel, schüttelte Sir Walter die Hand und verneigte sich vor ihrer kleinen Schwester. Dann zog er seine Reithandschuhe aus, während ihr Vater auf die rissigen Stufen wies, die zur Agora, dem antiken Marktplatz, führten.
    An diesem Tag trug Averton keine Ringe. Weder Smaragde noch Rubine funkelten an seinen Fingern, im schlicht geschlungenen Krawattentuch steckte keine antike Nadel. Nicht einmal eine seidene Weste lenkte von seiner strengen Schönheit ab. Irgendwie schien die schlichte Kleidung die ernsthaften Interessen zu betonen, die ihn hierhergeführt hatten – und die ihr immer noch Rätsel aufgaben.
    Langsam ging er mit ihrem Vater zu dem Pavillon, in dem sie stand. Mit lebhaften Gesten unterstrich Sir Walter seine Erklärungen, und Averton lauschte aufmerksam.
    Edward , dachte sie plötzlich. An diesem Tag war er nicht der Duke, sondern Edward.
    Und zu ihrem Entsetzen erkannte sie, dass sie zu Edward laufen und ihre Arme um seinen Nacken schlingen wollte. Oh, zu spüren, wie er seine Lippen auf ihre pressen und sie hochheben und umherwirbeln würde … Kein Duke, keine Liliendiebin, nur Clio und Edward, die taten, was ihnen gefiel, und die Vergangenheit vergaßen …
    Als könnte das jemals geschehen. Um so etwas zu glauben, war Clio zu realistisch. Sie strich ihren Rock glatt und schlang die zitternden Finger ineinander.
    „Bald wird die Mahlzeit serviert“, kündigte Sir Walter an. „Vielleicht wollen Sie in der Zwischenzeit die Mosaikböden in der Villa besichtigen. Zum Glück sind sie ungewöhnlich gut erhalten.“
    „Ja, die würde ich sehr gern bewundern, Sir

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