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Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Titel: Faszinierend wie der Kuss des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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glauben Sie, warum so viele Völker dieses Land erobern wollten? Griechen, Römer, Byzantiner, Sarazenen …“
    „Und warum kommen wir an diesen Ort?“
    „Weil wir hierhergehören.“ Plötzlich wandte er sich zu ihr, und seine durchdringenden Augen schienen die geheimsten Wünsche ihrer Seele zu entdecken.
    Langsam nickte sie. „Edward …“ Wie seltsam, wie köstlich sich sein Name auf ihrer Zunge anfühlte! Erstaunt hob er die Brauen und lächelte. „Warum sind Sie mit meinem Schwager verfeindet?“
    Unvermittelt nahm das Lächeln bittere, sarkastische Züge an. „Ach ja, der grandiose Lord Westwood. Ist Ihnen unser altes wechselseitiges Misstrauen aufgefallen?“
    „Allerdings. Insbesondere, weil es in Yorkshire zu Faustkämpfen kam.“ Nur zu deutlich erinnerte sie sich an Camerons Zorn in jener Nacht.
    Edward berührte seine schiefe Nase, den einzigen Makel in seinem Gesicht. „Als ich Ihren Schwager kennenlernte, waren wir beide jung und töricht – was vor allem für mich gilt. Jene Tage kann er nicht vergessen.“
    Prüfend schaute sie ihn an. Wie üblich verbarg seine Miene, was er dachte oder fühlte.
    „Warum mustern Sie mich so aufmerksam, Clio?“
    „Nun, ich versuche Ihren Charakter einzuschätzen.“
    „Eine sinnlose Beschäftigung für eine kluge Frau!“ Er lachte leise. „Und? Haben Sie Erfolg?“
    „Leider nicht. Ich habe Sie nie verstanden, Edward. Jedes Mal, wenn ich glaube, ich hätte Ihr Wesen enträtselt, verändern Sie sich.“
    „Welch eine Ironie, dass ich Sie verwirre! Für mich, meine liebe Miss Chase, sind Sie so unergründlich wie das Meer.“
    Belustigt dachte sie an die Wellen des Mittelmeers, die sich unablässig an der zerklüfteten sizilianischen Küste brachen – blau, grün, grau, weiß, niemals gezähmt. Wilde Stürme konnten den Tod bringen. Und unter der Oberfläche lag unerforschte, gefährliche Schönheit. Viele Menschen fürchteten das Meer. Nur die hartgesottenen Seefahrer betrachteten es als ihre Heimat.
    Nein, wie das Meer bin ich nicht, entschied sie, denn sie fühlte sich dem Land verbunden. Aber der Duke glich den Wellen. Unvorhersehbar, unwiderstehlich …
    „Was für Dummheiten haben Sie in Ihrer Jugend gemacht?“
    Edward schüttelte den Kopf, wandte sich wieder von ihr ab und ließ seinen Blick über das Land schweifen. Vom Wind zerzaust, verdeckte eine Haarsträhne sein Profil. „Das wollen Sie gar nicht wissen. Manchmal führen sich junge Aristokraten ganz schrecklich auf.“
    „Hm … Gewiss, ich habe keine Brüder. Aber ich bin kein wohlbehütetes, empfindsames Mädchen. Und ich weiß, welch alberne Streiche junge Gentlemen auf der Universität oder auf ihren ‚Grand Tours‘ aushecken – diesen Reisen, die eigentlich ihrer Bildung dienen sollen. Wahrscheinlich waren Sie nicht schlimmer als die meisten Grünschnäbel.“
    „Aber besonders verwöhnt – und sehr zornig.“
    „Zornig?“ Diese Emotion war ihr vertraut, diese brennen de Hilflosigkeit im Herzen. Impulsiv trat sie näher zu ihm. Obwohl sie ihn nicht berührte und nicht einmal sein Ärmel ihre Hand streifte, spürte sie die Wärme seines Körpers. „Warum waren Sie zornig?“, flüsterte sie und hoffte inbrünstig, sie würde ihn endlich verstehen.
    „Glauben Sie, es gebe nichts, was den Sohn eines reichen Dukes erzürnen dürfte?“, entgegnete er leichthin.
    „Jeder kennt irgendetwas, das seine Wut erregt, das er bekämpfen will.“
    „Nun, ich bekämpfte mich selbst. Oder eher die Erwartungen, die in mich gesetzt wurden. Natürlich nur, bis mein älterer Bruder starb.“
    Clio starrte ihn an, erschrocken über seine Worte, den schmerzlichen Unterton, der in seiner Stimme mitschwang.
    Bevor sie antworten konnte, erschien eine Touristengruppe im Hof unterhalb des Turms, fröhliches Gelächter hallte von den alten Mauern wider. Prosaische Realität zerriss das magische Band, das die friedliche Stille um sie und Edward geschlungen hatte.
    Hastig trat Clio zurück und drückte sich an die Mauer.
    „Bitte, Clio, versuchen Sie nicht, meinen Charakter zu erforschen“, murmelte er. „Gerade Sie sollten nicht herausfinden, welche Geheimnisse ich hüte.“
    „Geheimnisse …“, wisperte sie und glaubte am Rand eines Abgrundes zu schwanken, auf die scharfkantige Felsenküste der Wahrheit hinabzuschauen. Nur ein kleiner Stoß, und sie würde hinunterstürzen, in die schäumende Brandung, mit der sie den Duke plötzlich verglich. Noch nie war sie so nahe daran gewesen, die

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