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Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Titel: Faszinierend wie der Kuss des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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Atem gekommen war, drückte sie auf die Klinke der schmalen Tür. Natürlich unversperrt. Wer würde sich in einer so stillen Stadt um Sicherheitsvorkehrungen kümmern? Aber gerade Edward sollte es besser wissen.
    In der Tat, der Raum war ein Schlafzimmer – vermutlich das schönste im Palazzo. Trotz der Dunkelheit sah Clio ein breites Bett, von üppigen Vorhängen umgeben, einen Toilettentisch und Sessel, einen schön gemeißelten Marmorkamin.
    Aber nachdem sich ihre Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, merkte sie, dass dieses Zimmer unbewohnt war. Über den meisten Möbeln lagen Schonbezüge, und sie sah weder Truhen noch Kisten, keinen persönlichen Besitz.
    Sie öffnete die Tür gegenüber vom Balkon. Vorsichtig spähte sie hinaus. Im Korridor brannten ein paar Kerzen in Wandleuchtern. Aber kein Dienstbote ließ sich blicken. Auf Zehenspitzen eilte sie den Flur entlang und lauschte an jeder Tür, bevor sie hineinschaute. Nur unbenutzte Räume, entweder leer oder mit Schonbezügen über den Möbeln …
    Endlich entdeckte sie ein bewohntes Zimmer. Auf dem Toilettentisch brannte eine Öllampe, als würde sie auf einen Heimkehrer warten. Das Zimmer war klein, aber luxuriös ausgestattet, mit zurückgezogenen seidenen Bettvorhängen und einladend aufgeschlagenen Laken. Am Fußende lag ein Schlafrock aus Brokat, Pantoffel standen davor.
    Und dieser kleine Raum war mit atemberaubenden Schätzen gefüllt – Vasen und Amphoren, geschnitzten Schatullen, Obsidian-Katzen, edlen Kelchen mit Juwelen besetzt.
    Neben dem Kamin stand die Alabastergöttin, ihren Pfeil auf einen unsichtbaren Feind gerichtet.
    Fasziniert starrte Clio die Statue an. Nur zu gut erinnerte sie sich an ihre letzten Begegnungen mit Artemis – in Yorkshire, wo sie gemeinsam mit Marco versucht hatte, die Figur von ihrem Sockel zu lösen. Und dann beim Maskenball im Acropolis House, wo die schöne Göttin den Duke zu Boden geworfen hatte …
    Entschlossen schüttelte sie den Kopf. Dies war der falsche Zeitpunkt, um sich in der Vergangenheit zu verlieren. Und so kehrte sie Artemis den Rücken und begann das Zimmer zu durchsuchen.
    Der Schrank enthielt nur Kleider, maßgeschneiderte Gehröcke, bestickte Westen, weiche Leinenhemden, perfekt gestärkte Krawattentücher. Und alles roch nach Edward.
    Auch in den Schreibtischschubladen fand sie nichts, nur Papiere, Notizen in einer eigenartigen Kurzschrift, die sie nicht entziffern konnte, und Briefe von seinen Verwaltern in England.
    Nachdem sie einen Koffer unter dem Bett hervorgezogen und seinen Inhalt inspiziert hatte, kauerte sie enttäuscht auf ihren Fersen. Auf dem Kaminsims tickte eine Uhr und erinnerte sie an die Zeit, die viel zu schnell verstrich. Ihr Blick schweifte durch den Raum und blieb am Toilettentisch hängen. Den hatte sie noch nicht durchsucht, denn es gab keine Schubfächer, nur eine Tischplatte voller Bürsten und Flaschen. Aber neben einem Rasierzeug im Lederetui stand eine geschnitzte Holzschatulle. Clio ging darauf zu und zog ein dünnes Stück Draht aus einem Beutel an ihrer Taille. Da das Schloss der Schatulle ziemlich kompliziert war, dauerte es mehrere Minuten, bis sie mit der Spitze des Drahts den Mechanismus aufspürte und betätigte. Und dann wurde ihre Mühe belohnt. Unter Papieren und Börsen voller Münzen entdeckte sie ein Geheimfach, hob den falschen Boden heraus und erblickte eine winzige Silberschale. Tatsächlich – ungewöhnlich schön, mit einem Relief aus Ahornblättern und Bucheckern. Clio ergriff die Schale und drehte sie hin und her. Am Boden las sie eingravierte griechische Buchstaben. „Dies gehört den Göttern.“ So wie auf der Skizze des Weihrauchgefäßes.
    Die Schüssel in einer behandschuhten Hand, schaute sie noch einmal in das Geheimfach und hoffte, weitere Teile des Tempelsilbers zu finden.
    Doch was sie entdeckte, beschleunigte ihre Herzschläge. Ein Streifen aus smaragdgrünem Satin, mit grünen Glasperlen bestickt. Aus dem Ärmel ihres Medusa-Kostüms gerissen, das sie auf dem Maskenball im Acropolis House getragen hatte.
    Verwirrt hielt sie das sonderbare Souvenir ins Lampenlicht. An einem Rand sah sie rostfarbene Flecken. Blut und Seide … Die Stirn gerunzelt, legte sie den Stoffstreifen in das Geheimfach zurück. Warum verwahrte Edward eine Erinnerung an jene Nacht? Warum versteckte er sie so sorgfältig?
    Überwältigt von ihren Entdeckungen, vergaß sie ihre wichtigste Regel – immer hellwach und auf der Hut zu sein. Deshalb hörte sie

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