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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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sie von weiteren Besuchen der Site ab. Die Goaldigger-Leute werden Wochen brauchen, um diesen Imageschaden zu beseitigen, wenn es ihnen überhaupt jemals gelingt.«
    »Was für ein Jammer!«, sagte ich ironisch. Die unbarmherzige Wahrheit war, dass schlechte Nachrichten für Goaldigger gute Nachrichten für Ninetyminutes waren.
    Ingrid sah gar nicht belustigt aus. »Wenn das jemand mit Goaldigger angestellt hat, kann er das demnächst auch mit uns machen. Guy möchte sichergehen, dass wir nicht verwundbar sind.«
    »Aber wir haben doch Firewalls, Virenschutzprogramme und das ganze Zeug?«
    »Ja, aber das hatten die vermutlich auch.«
    Sanjay war sich ziemlich sicher, dass wir gegen einen ähnlichen Angriff geschützt waren, aber er überprüfte unser System in den nächsten Tagen ständig. Goaldigger versuchte, seine Kunden davon zu überzeugen, dass es sich nur um einen Schwindel handelte, aber es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass der Vorfall der Firma großen Schaden zugefügt hatte. Der Täter wurde nicht gefunden.
    Guy, Ingrid und ich beschlossen, uns einen Abend freizunehmen und die First-Tuesday -Veranstaltung im März zu besuchen. Man hatte uns eingeladen. In der Internet-Welt waren wir schon eine Erfolgsstory, bevor wir unseren ersten Gewinn zu verzeichnen hatten. Die Veranstaltung fand im Zuschauerraum eines Theaters statt, das extra für dieses Ereignis angemietet worden war. Wir mussten Schlange stehen, um hineinzukommen, und wurden von einem Höllenlärm empfangen, als wir drin
    waren. Aber ich fühlte mich ganz anders als beim letzten Mal: sehr viel sicherer in Bezug auf uns und unser Tun. Wie letztes Mal waren Hunderte von eifrigen Unternehmern mit ihren Ideen erschienen. Doch jetzt waren noch mehr unausgegorene Ideen dabei. Totgeburten. Man sah auch eine neue Art von Venture-Kapitalisten durch den Raum schlendern: die
    »Inkubatoren«. Junge Männer und Frauen, die Geld aufgenommen hatten, um es in Internet-Firmen zu investieren, die sich noch in der frühesten Phase befanden - vergleichbar Ninetyminutes’ Wapping-Stadium. Die Inkubatoren wirkten kaum gefestigter als die Unternehmen, in die sie investierten, aber irgendwie waren sie an viel Geld herangekommen und warfen nun damit um sich. Neben ihnen wirkte der dreißigjährige Henry Broughton-Jones wie ein Dinosaurier.
    Jeder hatte die eine oder andere Erfolgsstory auf Lager, aber vor allem führten alle die Geschichte von lastminute.com im Mund. Chefin war die Frau, die ich bei meinem ersten First Tuesday getroffen hatte. Die Website vertrieb Last-Minute-Tickets für alles Mögliche - von Reisen über Theatervorstellungen bis zu Sportereignissen. Das Unternehmen befand sich mitten im Börsengang, und die Anleger rissen einander die Aktien aus den Händen. Der Ausgabekurs war schon wieder erhöht worden, sodass die Bewertung des Unternehmens jetzt bei fünfhundert Millionen Pfund lag. Jeder der Versammelten wollte genauso erfolgreich sein wie Lastminute, und die meisten glaubten, sie könnten es. Sogar ich, wie ich gestehen muss.
    Nachdem wir uns das Gerede zwei Stunden lang angehört hatten, trafen wir uns wieder.
    »Was für ein Affentheater«, sagte Ingrid.
    »Hast du schon mal solche Idioten gesehen?«, fragte Guy.
    »Genau da waren wir vor neun Monaten auch«, sagte ich. »Damals dachte ich nicht, dass die Firma eine Zukunft hätte. Hatte sie aber. Und sie ist gewachsen. Lastminute ist jetzt fünfhundert Millionen wert. Wir hundertachtzig Millionen. Das ist wirklich eine New Economy, ein Neuer Markt.«
    »Hab ich dir damals doch gesagt, Davo, oder nicht?«, sagte Guy.
    »Du hättest mir vertrauen sollen!«
    »Hab ich das nicht?«
    »Doch, das hast du.« Guy lächelte mich an. Dann blickte er auf das Gewühl um sich herum. »Ich wünschte, Dad könnte das hier sehen.«
    »Er wäre stolz auf dich«, sagte ich. Tatsächlich wäre er wohl eher neidisch, dachte ich, verkniff mir aber eine entsprechende Bemerkung. Ich wollte auch keine Fragen mehr zu seinem Tod stellen. Ich hatte genug Fragen gestellt und mehr herausgefunden, als mir lieb war. Obwohl ich noch immer nicht wusste, wer Tony umgebracht hatte, war ich von Guys Unschuld überzeugt. Owen war fort, und ich hatte mir vorgenommen, dass mir das genügen müsse. Wenn Guy seinem Vater gegenüber so freundliche Gefühle hegen konnte, war das ansonsten eine gute Sache.
    Wir verließen das Gedränge und trennten uns. Ich bog in eine Seitenstraße und hielt nach einem Taxi Ausschau. Guy und

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