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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Ingrid gingen in die andere Richtung. Nachdem ich an einer Ecke längere Zeit vergeblich gewartet hatte, ging ich zurück, in der Hoffnung, dort eher ein Taxi zu ergattern.
    Sie standen zusammen auf dem Bürgersteig und warteten auch auf ein Taxi. Sie standen sehr dicht zusammen. Es sah aus, als hätte Guy einen Arm um Ingrids Taille gelegt. Ingrids Lachen drang bis zu mir in die Seitenstraße.
    Ohne mich zu bewegen, beobachtete ich sie. Sie sahen mich nicht. Plötzlich fröstelte ich. Die angenehme Wärme, die der Internet-Erfolg in meinem Inneren verbreitet hatte, war verflogen.
    Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging den ganzen Weg nach Hause zu Fuß.
    In dieser Nacht fand ich wenig Schlaf. Am nächsten Morgen fragte ich Ingrid, ob sie Lust habe, einen Kaffee mit mir zu trinken. Sie war einverstanden, und wir gingen in das Café um die Ecke.
    »Ich frage mich, wie viele von den Leuten, die da gestern Abend waren, tatsächlich genügend Geld auftreiben«, sagte sie, als wir auf die Straße traten.
    »Nicht allzu viele«, sagte ich mitleidslos.
    »Ich habe einen Typen von QXL getroffen, diesem Online-Auktionshaus. Kennst du das?«
    Ich grunzte, woraufhin Ingrid fortfuhr: »Eine
    erstaunliche Geschichte. Im Oktober sind sie mit einer Marktkapitalisierung von zweihundertfünfzig Millionen an die Börse gegangen, und jetzt sind sie fast zwei Milliarden wert. Kannst du dir das vorstellen? Ich wusste, dass sie gut verdienen. Aber so gut? Und nur damit, dass sie Krimskrams übers Internet verkaufen?«
    Wieder grunzte ich. Wir betraten das Café und bestellten.
    »Also los, raus mit der Sprache«, sagte sie, als wir uns mit unseren Cappuccinos setzten. »Irgendwas bedrückt dich, und du willst mit mir darüber reden. Nach deinem  Aussehen zu urteilen, muss es dir ja ziemlich zu schaffen machen.«
    »Ach, eigentlich ist nichts.«
    »Komm schon, was ist los?«
    Ich blickte ihr in die Augen. »Schläfst du mit Guy?«
    Ingrid wirkte ehrlich betroffen. Sie setzte ihre Tasse ab. »Ob ich was tue?«
    »Du hast mich genau verstanden.«
    »Nein. Nein, tue ich nicht.«
    »Es ist nur, weil ich dich gestern Abend gesehen habe.«
    »Ich habe dich auch gesehen«, erwiderte sie verständnislos.
    »Ich meine, ich habe euch gesehen. Zusammen. Wie ihr euch ein Taxi genommen habt. Zusammen.«
    »Na und? Ich hab eins genommen und er ein anderes.«
    »Aha«, sagte ich.
    »Glaubst du mir nicht?« Sie klang drohend und gab mir damit zu verstehen, dass ich ihre Ehrlichkeit besser nicht in Frage stellte.
    »Doch. Doch, natürlich. Es ist nur, weil er den Arm um dich gelegt hatte. Ihr schient euch so gut zu verstehen. Ich habe Guy schon mit vielen Frauen erlebt und weiß, was passiert.«
    »Ich habe gesagt, wir sind mit verschiedenen Taxis nach Hause gefahren.« Sie wurde allmählich wütend.
    »Okay, okay.« Ich hob beruhigend die Hände. »Es geht mich ja auch nichts an.«
    »Wohl wahr«, murmelte Ingrid. Sie trank den Rest ihres Cappuccinos und blickte auf die Uhr. »Gut, wenn das alles war, sollten wir uns jetzt wieder an die Arbeit machen.«
    Unser Börsengang rückte näher. Der Einführungskurs von Lastminute-Aktien lag bei dreihundertachtzig Pence. Am ersten Handelstag trieben verzweifelte Anleger den Preis auf fünfhundertfünfzig Pence hoch. Mit anderen Worten, Lastminute stieg auf einen Wert von mehr als achthundert Millionen Pfund.
    Ich sprach mit Bloomfield Weiss. Sie sagten, eine Bewertung von zweihundert Millionen Pfund für Ninetyminutes sei jetzt absolut machbar, wenn der Boom anhalte. Wir würden klarer sehen, wenn in der nächsten Woche die Kampagne beginne.
    Dann bekam Guy einen Anruf von Derek Silverman. Er habe gerade mit Jay Madden gesprochen, dem Leiter des Fernsehsenders Champion Starsat Sports. Madden wolle Guy am folgenden Tag treffen. Er habe ihm einen Vorschlag zu unterbreiten.
    Das konnte nur eines bedeuten.
    Wir trafen uns im Savoy zum Frühstück. Guy bestand darauf, dass ich mitkam, wofür ich ihm dankbar war. Jay Madden war ein vierzigjähriger Südafrikaner mit amerikanischem Akzent und ebensolchem Geschäftsgebaren. Zunächst plauderte er mit uns über Chelseas Abschneiden in der Premier League. Ein guter Schachzug. Er wollte uns zeigen, dass er sich im englischen Fußball auskannte, obwohl er Südafrikaner war. Dann kam er auf Champion Starsats Strategie zu sprechen. Im Prinzip wollten sie den Sport im Fernsehen beherrschen, besonders den Fußball. Was den Fernsehmarkt anging, waren sie damit schon weit

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