Fatal Error
hier.«
Er drückte einige Tasten auf seinem Keyboard, und vor einem blasslila Hintergrund zeichnete sich in grünen, kunstvoll windschiefen Lettern die Inschrift Sick As A Parrot auf dem Computerbildschirm ab.
»Hübscher Titel«, sagte ich. »Und eine ansprechende Optik.«
»Sicher, sicher. Aber schau doch.«
Und ich schaute, indem ich Hintergrundgeschichten über neue Fußballmanager anklickte, über einen ArsenalStürmer, der das Tor nicht mehr traf, das Gerücht vom bevorstehenden Transfer eines französischen Nationalspielers nach Liverpool. Es gab Artikel über Stadien, Kommentatoren, bekannte Fans, die Sponsoren hinter den Vereinen, über das Abschneiden der Stars bei der Weltmeisterschaft in Frankreich. Es gab einen ganzen Abschnitt, der die verschiedenen Taktiken der Klubs in der Premier League verglich, und zwar so, dass sogar ich ihn verstand. Er war brillant geschrieben. Teilweise witzig, manchmal etwas dogmatisch, doch immer schlüssig, klar und interessant.
»Der weiß, wovon er schreibt«, sagte ich. »Vorausgesetzt, es gibt nur einen Autor.«
»Aber ja.«
»Wie heißt er? Gaz?«, fragte ich, während ich auf den Bildschirm starrte.
»Sein richtiger Name lautet Gary Morris, und er wohnt in Hemel Hempstead.«
»Aber wer steht hinter ihm?«
»Niemand. Er macht es allein. Es ist eine private Site. Wahrscheinlich geht er einem ganz normalen Beruf nach, doch den Rest seines Lebens verbringt er damit, sich Fußball anzuschauen und darüber zu lesen und zu schreiben.«
»Also, was machen wir?«
»Das ist der erste Kauf unseres Unternehmens. Wir werden Sick As A Parrot erwerben.«
»Für wie viel?«
»Weiß nicht. Ein Pint Lager und eine Tüte Erdnüsse? Das werden wir erfahren, wenn wir Gaz fragen.«
»Und wann wird das sein?«
Guy blickte auf die Uhr. »In ungefähr zwei Stunden.«
Paget Close war ein weißes, roh verputztes Reihenhaus zwischen lauter weißen, roh verputzten Reihenhäusern. Wir öffneten die niedrige Gartenpforte aus Holz und gingen vorsichtig durch einen winzigen, überaus gepflegten Vorgarten. Eine gelb-braune Plastikkatze bewachte die Haustür. Guy betätigte die Klingel. Ein melodisches Läuten ertönte.
Eine kleine, füllige Frau mit dichten grauen Dauerwellen öffnete.
Guy zögerte einen Augenblick, fasste sich aber rasch. »Mrs. Morris?«, fragte er mit seinem charmantesten Lächeln, das selten seine Wirkung verfehlt.
Die Frau strahlte. »Ja?«
»Ist Ihr Sohn da?«
»Sind Sie die Leute von der Internet-Firma?«
»Stimmt«, antwortete er. »Ich bin Guy Jourdan, leitender Direktor, und dies ist mein Finanzdirektor David Lane.«
»Treten Sie ein, treten Sie ein. Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause. Gary ist noch auf Arbeit. MUSS aber gleich kommen. Jede Minute.« Sie führte uns in ein kleines Wohnzimmer. »Möchten Sie etwas trinken?« Um Missverständnisse auszuschließen, fügte sie hastig hinzu: »Vielleicht eine Tasse Tee?«
Guy und ich sanken in ein tiefes Chintzsofa, während Mrs. Morris in der Küche beschäftigt war. Dann hörten wir die Haustür gehen und eine männliche Stimme rufen: »Hi, Mum!«
»Die Internet-Leute sind da, Gary, und wollen dich sprechen.«
Gaz erschien. Ein hagerer Mann Anfang zwanzig. Seine Kleidung verriet, dass er Postbote war. Guy trug schwarze Jeans und ein leichtes Polohemd, ich ein altes Jeanshemd und eine zerknitterte grüne Hose. Wir nahmen auf der Sitzgarnitur Platz, und die Übernahmeschlacht begann.
Gaz war nicht dumm. Guy begann ihm eine großartige Geschichte aufzutischen über die führende Rolle, die ninetyminutes.com als europäische Holdinggesellschaft im Internet-Geschäft spielte, doch Gaz unterbrach ihn schnell.
»Kommt, Leute, erzählt mir keinen Scheiß. Ich kenne alle Kicker-Sites im Netz, und ninetyminutes.com gehört nicht dazu.« Er hatte einen vorspringenden Adamsapfel, der auf und ab hüpfte, während er sprach, und eine leichte Cockney-Färbung. Aber er hatte Recht. »Also, wie viel zahlt ihr mir für Sick As A Parrot? Bar auf die Hand?«
Guy lächelte. »Das habe ich heute Morgen mit meinem Finanzdirektor besprochen, und wir haben ein Eröffnungsangebot ausgearbeitet.«
Er blickte mich an. Wir hatten unterwegs über den Preis diskutiert, doch ich hielt den Zeitpunkt noch lange nicht für gekommen, um das Angebot auf den Tisch zu legen. Ich beschloss, Guy die Entscheidung zu überlassen, und nickte viel sagend.
»Ein Pint Lager und eine Tüte Erdnüsse«, sagte Guy lächelnd.
»Natürlich nur
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