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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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einer Suchmaschine erschien auf der Leinwand. Wir sahen zu, wie Tommy die Buchstaben www.ninetyminutes.com eintippte. Ein Klick, und da war es, unser neues Logo auf hellblauem Hintergrund. Noch ein Klick, und wir waren auf der Site. Sie hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mit den anderen Fußball-Sites im Web. Die meisten sahen aus wie Zeitschriftenseiten, die man ins Internet übertragen hatte. Mandrills Site - oder vielmehr unsere Site - bestand aus einer Reihe dunkelblauer Blasen, die vor einem hellblauen Hintergrund schwebten. Man verspürte unwillkürlich den Wunsch, die Blasen anzuklicken, um zu sehen, was sich dahinter verbarg. Wir klickten. Und klickten. Und klickten.
    »Hübsch«, sagte Guy. »Was hältst du davon, Gaz?«
    »Geil, echt geil.«
    »Schauen wir uns das Logo noch mal genauer an.«
    Tommy klickte wieder die Startseite an. Die Frau mit der Ohrringkollektion gab ein T-Shirt mit dem neuen Logo herum.
    »Die richtigen Hemden sehen nachher natürlich besser aus«, sagte sie. »Aber so kriegt ihr ’ne ungefähre Vorstellung.«
    Auf dem T-Shirt standen die Ziffern Neun und Null. Durch ein paar Striche war eine Stoppuhr in der Null angedeutet. Es folgten ein winziger Fußball und das Wort »com« in schräg abfallenden kleinen Buchstaben.
    »Sieht aus wie eine Mischung aus Ralph Lauren und Adidas«, sagte Guy.
    Tommy blätterte eine neue Seite auf. Das Bild eines Whiteboards erschien, das mit handschriftlichen Notizen bedeckt war. Ich erkannte Guys Schrift. Tommy vergrößerte das Bild, und wir lasen die Wörter »Adidas«
    und »Ralph Lauren«.
    Guy lachte. »Ihr gebt mir einfach meine Ideen zurück.« »Exakt«, sagte Tommy. Das Licht wurde wieder hell. »Na? Was haltet ihr davon?«
    Guy blickte mich fragend an.
    Mandrill verlangte dreißigtausend Pfund plus ein Prozent unserer Aktien. In dieser Phase von Ninetyminutes waren dreißigtausend Pfund viel Geld. Doch eine gut gestaltete Website war von entscheidender Bedeutung. Ich nickte Guy zu. »Ich bin einverstanden.« »Was hältst du davon, Owen?«
    »Zuckerwatte. Rosa aufgeplusterte Zuckerscheiße.«
    »Ist es technisch in Ordnung?«
    »Ich sage es doch immer: In diesem Land hat keiner eine blasse Ahnung von der Technik.«
    »Nett von dir, Owen, dass du sie nicht als totale Trottel bezeichnet hast«, sagte Guy und lächelte Tommy und sein Team beruhigend an.
    »Kein Problem.«
    »Gaz?«
    »Gefällt mir. Ist geil.«
    Guy lächelte. »Mir gefällt es auch. Tommy, wir sind im Geschäft.«
    Dann kam der Samstag. Morgens waren wir alle an der Arbeit, aber Guy teilte mir mit geheimnisvoller Miene mit, ich hätte am Nachmittag einen Termin. Mit der U-Bahn fuhren wir bis Sloane Square. Dort nahmen wir ein Taxi.
    »Zum Stadion Stamford Bridge«, sagte Guy beim Einsteigen.
    Ich lächelte. »Ich wusste gar nicht, dass du noch  hingehst.«
    »Zu jedem Heimspiel von Chelsea, wenn ich in London bin«, sagte er. »Und ich habe die Absicht, es auch weiterhin zu tun. Darum geht es schließlich.«
    »Wohl wahr.«
    Als Junge hatte mein Herz für Derby County geschlagen, und ich war dem Verein bis ins Studium treu geblieben. Zweimal im Jahr hatte ich die Reise von Northamptonshire auf mich genommen, um mir ein Spiel anzusehen. Doch nachdem ich berufstätig geworden war, schien keine Zeit mehr dafür da zu sein. Das aktive wie das passive Fußballinteresse schien sich langsam und unbemerkt aus meinem Leben zu verabschieden. Zum letzten Mal war ich vor sieben Jahren bei einem Spiel gewesen, mit Guy.
    Dann wurde das Stadion Stamford Bridge gründlich renoviert. Die Arbeiten waren noch nicht abgeschlossen, aber ich war verblüfft über die Verwandlung. Der Weg ins Stadion führte durch das aufgemotzte »Chelsea Village«, eine Passage voller Läden und Kneipen. Hin und wieder war eine Familie in der hereinströmenden Menge zu sehen, aber auch manch Furcht erregende Figur. Schläger vermutlich, aber mit Kohle. Überall wurde Geld ausgegeben. Eine Menge Geld. Ich blickte auf meine Eintrittskarte. Fünfundzwanzig Pfund. Wucher. Als wir ins Stadion gelangten und uns in die warme Frühlingssonne setzten - es gab nur Sitzplätze -, zusammen mit fünfunddreißigtausend anderen Besuchern, die mindestens genauso viel für ihre Samstagnachmittagsunterhaltung hingeblättert hatten, begann ich zu begreifen, wie viel Geld mit Fußball zu verdienen war.
    Chelsea spielte gegen Leicester City. Zehn Minuten nach dem Anpfiff waren alle Gedanken an Websites und Geld verflogen, und ich

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