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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Unrecht getan.
    Trotzdem hätte ich mich wieder so entschieden. Ich konnte nicht anders. Kurze Zeit durfte ich vom Leben in einer anderen Welt kosten, einem Leben voller Geld, Sonne, Sex, schönen Frauen. Eine Ahnung davon hatten mir Schulkameraden in Broadhill vermittelt, doch selbst erlebt hatte ich es nie. Vielleicht würde ich es nie wieder erleben. Carpe diem.
    Wie sollte ich mich Guy und seinem Vater gegenüber verhalten? Ich musste nicht lügen, nur irgendwas murmeln. Sie würden es nie herausfinden. Dominique würde es ihnen nicht erzählen. Ich brauchte nur den Mund zu halten, und niemand würde etwas merken.
    Dominique lenkte den Alfa durch die engen Straßen von Monte Carlo, die nach allen Seiten hin von hohen orangefarbenen und gelben Apartmenthäusern überragt wurden, und parkte verkehrswidrig am Hafen, wo sie einen gelben Rolls blockierte. Das Restaurant befand sich auf der anderen Straßenseite. Guy, Tony, Ingrid und Mel saßen an einem Tisch im Freien. Ein korpulenter Mann  hatte sich zu ihnen gesellt.
    »Tut mir Leid, Darling, dass wir uns verspätet haben«, sagte Dominique und ging mit strahlendem Lächeln zu Tony. Er stand auf und erwiderte ihre Küsse. Die Reste eines Mahls bedeckten den Tisch. »Patrick! Comment vas tu?«
    Mühsam erhob sich der Fremde, wobei er den Tisch mit seinem Bauch fast umstieß, und küsste Dominique auf beide Wangen.
    »David, das ist Patrick Hoyle«, sagte Dominique. »Er ist Tonys Anwalt. Ein sehr kluger Mann. Er lebt hier in Monte Carlo, dadurch spart er Millionen Francs an Steuern. Patrick, das ist David Lane, ein Schulfreund von Guy. Ein ganz reizender Freund.«
    Ich schüttelte Hoyle die Hand. Sie war feucht. »Freut mich, dich kennen zu lernen. David«, dröhnte er. Sein großer, runder Schädel war von einem Kranz schwarzer Haare umgeben. Er trug eine Brille mit rosafarbenen Gläsern und war ziemlich blass für jemanden, der an einem so sonnenverwöhnten Fleck lebte. Außerdem war er fett. Richtig fett.
    Ich murmelte eine Antwort. Das »reizend« fand ich ziemlich überflüssig, und ich versuchte, nicht rot zu werden.
    »Wir bestellen einfach einen Salat«, sagte Dominique.
    Die anderen wirkten verlegen, irgendetwas schien ihnen Unbehagen zu verursachen. Mel sah elend aus, Ingrid souverän, Guy leicht gereizt und Tony nachdenklich. Nur Hoyle wirkte vollkommen unbefangen, während er sich noch ein Glas Rotwein eingoss.
    Dominique blickte zu den millionenschweren Motorjachten hinüber, die dicht gedrängt im Hafen vertäut lagen. »Ach, Tony, ist das nicht ein herrlicher Tag?«, sagte sie und bedachte ihn mit einem hinreißenden Lächeln.
    Tony ließ einen Augenblick das Visier herunter. Ich wusste, dass sie sich letzte Nacht angeschrien hatten, und hatte mitbekommen, dass sie sich vor dem Mittagessen kaum beachtet hatten. Fragend blickte er Dominique an, dann wandte er sich mir zu. Einen Sekundenbruchteil lang begegneten sich unsere Blicke, dann schaute ich rasch wieder in die Speisekarte. Doch dieser Sekundenbruchteil genügte.
    Er wusste Bescheid.
    Ich wünschte mir, der Erdboden unter meinem Stuhl würde sich öffnen und mich verschlucken.
    Er wusste Bescheid.
    Und was noch schlimmer war: Mir wurde klar, dass Dominique die ganze Sache eingefädelt hatte, um diesen köstlichen Augenblick der Rache an ihrem Mann zu genießen. Wenn er ein Kind vögeln konnte, konnte sie das schon lange!
    Ich sah sie an. Sie plauderte, rauchte eine Zigarette und zeigte ihr triumphierendes Lächeln. Ich konnte nicht hören, was sie sagte, aber es hatte auch keine Bedeutung. Nur Guy schien halbherzig darauf zu antworten. Ich bekam von all dem gar nichts mit. Ich vergrub mich in die Speisekarte und wünschte mir, ich wäre woanders.
    Ich fühlte mich benutzt. Benutzt und beschmutzt. Aber ich wusste, dass ich kein Mitleid verdiente. Denn vor allem kam ich mir unendlich dumm vor. Mir hätte klar sein müssen, worum es Dominique ging. Dass sie nur ihren Mann verletzen wollte, dass es nichts mit mir zu tun hatte. Mein Selbstbewusstsein hätte sich damit abfinden können, dass es für sie nur ein Spaß war, aber nicht damit, dass ich ein tolpatschiges Instrument boshafter Rache war.
    Was war ich für ein Idiot!
    Das Mittagessen war ein Alptraum an Peinlichkeit. Hinterher gingen wir an den Strand und ließen Hoyle dankbar in sein Büro zurückkehren. Ich sorgte dafür, dass ich dieses Mal in den Jeep kam. Ingrid fuhr mit Dominique.
    Der Strand war ein kleines Stück Sand in einer

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