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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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produzieren. Er war wirklich die Inspiration des Unternehmens. Entscheidungen wurden in Sekundenschnelle getroffen, und immer von Guy. Dabei war sein Maßstab grundsätzlich die Frage: Bringt uns diese Idee unserem Ziel näher - die Nummer eins in Europa zu werden? Wenn das der Fall war, wurde die Idee verwirklicht. Wenn nicht, vergaßen wir sie und beschäftigten uns mit der nächsten.
    Trotz der Anfangserfolge, die die Site erzielt hatte, war Guy unzufrieden. Gaz’ Ideen waren gut, seine Geschichten glänzend und Mandrills Design besser als das aller Konkurrenten im Netz. Doch Guy fand, der Site fehle noch etwas, obwohl er nicht recht sagen konnte, was es war. Nach einer langen Diskussion bis in die späte Nacht gelangten wir zu dem Schluss, dass wir jemanden brauchten, der all die verschiedenen Elemente zusammenbringen und organisieren konnte. Doch was für ein Wundertier sollte das sein? Und wo konnten wir es finden?
    Weder hatten wir die Zeit, Anzeigen zu schalten, noch das Geld für einen Headhunter. Dann fiel mir Ingrid ein. Seit sieben Jahren hatte keiner von uns beiden Kontakt zu ihr gehabt, doch sie hatte für verschiedene Zeitschriften gearbeitet. Wenn sie niemanden kannte, der in Frage kam, konnte sie uns vielleicht wenigstens sagen, welche beruflichen Qualifikationen jemand besitzen musste, der unseren Vorstellungen entsprach, und wo wir nach ihm suchen konnten. Wenn sie überhaupt mit uns sprechen würde.
    Ich suchte ihre Nummer aus einem alten Adressbuch heraus und rief sie an. Sie war überrascht, von mir zu hören, erklärte sich aber bereit, sich am nächsten Tag mit uns zum Mittagessen zu treffen.
    Wir hatten uns in einer kleinen Pizzeria in der Nähe unseres Büros auf der South Bank verabredet. Ingrid war kühl, beherrscht und selbstbewusst. Ein bisschen älter sah sie aus, ein paar Fältchen waren um den Mund und die blassblauen Augen hinzugekommen, Lachfältchen. Das kastanienbraune Haar trug sie jetzt kürzer, und ihr Hosenanzug war elegant, aber sportlich. An ihren Ohren hingen große Jaderinge. Sie wirkte seriös und souverän. Und amüsiert.
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte sie. »Ihr beiden habt euch zusammengetan, um Dot-Commers zu werden. Ein liederlicher Schauspieler und ein zugeknöpfter Buchhalter.«
    »Die Kombination ist unschlagbar«, sagte Guy lächelnd, »und einzigartig.«
    Ich war mir nicht sicher, ob mir die Beschreibung »zugeknöpfter Buchhalter« gefiel, aber ich ließ die Frage auf sich beruhen. »Weitläufiger Banker« vielleicht? Doch einer der Gründe, warum ich mich auf diese Sache eingelassen hatte, war natürlich der Wunsch, das Etikett »Buchhalter« loszuwerden.
    »Fast hätte ich euch nicht erkannt. Guy lässt kein Anzeichen für einen Kater erkennen, und du scheinst deinen Anzug verloren zu haben, David, und deine Haare.«
    »Dafür haben wir dich sofort wieder erkannt«, sagte Guy.
    »Ein Glück, dass du noch dieselbe Telefonnummer hast«, sagte ich. »Nach sieben Jahren.«
    »Gleiche Nummer. Gleiche Wohnung. Gleicher Job. Leider.«
    »Mein Gott, wie langweilig!«, sagte Guy. Und, als Ingrid ihm einen scharfen Blick zuwarf: »Nur eine kleine Revanche.«
    Sie lächelte.
    Wir bestellten unsere Pizzas und erzählten uns gegenseitig, was in der Zwischenzeit passiert war. Dann stellte Guy die Frage, die uns natürlich am meisten interessierte. »Und? Was hältst du davon?«
    »Von eurer Site?«
    »Ja.«
    Ingrid legte Messer und Gabel auf den Tisch und überlegte einen Augenblick. »Sie ist gut. Ich bin beeindruckt. Das Webdesign ist ausgezeichnet. Ich habe zwar keine Ahnung von Fußball, aber ihr habt einige ausgezeichnete Autoren. Leicht zu laden. Keine Fehler. Wirklich nicht schlecht.«
    Guy sah enttäuscht aus. »Also hast du überhaupt keine Einwände?« »Nein, für eine Amateur-Site ist sie wirklich erste Sahne.«
    »Sie ist doch keine Amateur-Site!«, erwiderte er etwas zu heftig.
    »Tschuldigung«, sagte Ingrid. »Ich meine das nicht negativ. Aber man merkt, dass die Site nicht von einem professionellen Medienunternehmen gemacht ist. «
    »Warum? Das Design ist doch okay, oder?«
    »Ja. Wie gesagt, es ist sehr gut. Doch die Site bildet keine richtige Einheit. Es fehlt ihr an Geschlossenheit. Ein paar Dinge sind nicht ganz schlüssig, andere schwer zu finden. Und es fehlt die Gewichtung.«
    »Was meinst du mit Gewichtung?«
    »Nun, in einer Zeitschrift muss der Redakteur dem Leser mitteilen, welche Geschichte wirklich interessant und wo sie zu finden

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