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Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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schlug wild um sich, weinte, kreischte und wehrte sich mit all ihrer Kraft. Der Rettungswagen verließ in langsamem Tempo den Parkplatz.

84
    Sie erwachte in einem Schlafzimmer, das sie nicht kannte. Sie lag angezogen im Bett. Marcelo saß neben ihr und hielt ihre Hand. Ihr Kopf war leer, ihr Körper fühlte sich seltsam an. Im Zimmer war es dunkel, die Fensterläden waren geschlossen. An den Wänden hingen Schwarz-Weiß-Fotos; ein schwarz lackierter Toilettentisch mit einem Spiegel stand am anderen Ende des Raums.
    Marcelo sah sie an, seine Stirn war gerunzelt. Er wirkte angespannnt. Sein weißes Hemd stand offen, die Konturen seines Körpers verloren sich im Dunkeln.
    »Aufgewacht?«, fragte er mit sanfter Stimme.
    »Wie viel Uhr ist es?«
    Er sah auf die Uhr auf dem Nachttisch. »Es ist halb zehn am Abend. Du hast seit heute Morgen geschlafen.«
    Ellen verstand nicht. »Ich habe den ganzen Tag verschlafen?«
    »Das hast du gebraucht.«
    »Wo bin ich? Ich habe so ein komisches Gefühl.«
    »Du bist bei mir. Du hast ein Valium genommen.«
    »Wirklich?« Ellen konnte sich nicht daran erinnern.

    »Ja. Du warst so … aufgedreht. Ich habe es dir angeboten, und du warst einverstanden. Ich vergifte meine Frauen nur mit ihrer Zustimmung.«
    »Wieso hast du Valium zu Hause?«
    »Es stammt von einer alten Freundin. Die Beziehung hat sich in Luft aufgelöst, aber das Valium ist mir geblieben.« Marcelo lächelte. Er versuchte, sie aufzumuntern. Sie wagte nicht, sich an all das zu erinnern, was heute passiert war. Dennoch wusste sie es. Seit gestern stolperte sie von einer Katastrophe in die nächste.
    »Warum hast du mich nicht zu mir gebracht?«
    »Dein Haus ist jetzt Tatort. Es war abgesperrt.«
    Wie konnte ich das vergessen.
    »Es ist zwar inzwischen wieder freigegeben worden. Aber die Pressemeute steht immer noch vor deiner Tür.«
    »Wen haben wir hingeschickt?«
    »Sal.«
    Ellen zog die Augenbrauen hoch.
    »Kennst du einen Besseren?«
    »Das geht in Ordnung, Marcelo. Er soll aber die ganze Wahrheit schreiben.«
    »Das wird er.«
    »Jeder ist besser als Sarah.« Bitterkeit keimte in ihr auf, trotz des Valiums. »Sie hat die Bravermans angerufen. Sie wollte die Belohnung kassieren.«
    »Ich weiß. Die Polizei hat es mir erzählt.« Marcelos Lächeln verschwand. »Deshalb hat sie wohl auch gestern gekündigt.«
    »Nein!«
    »Sie ist hereinmarschiert, hat die Sachen auf ihrem
Schreibtisch zusammengepackt und entschwand für immer - grußlos.«
    »Hat sie erzählt, dass sie in der Lotterie gewonnen hat?«
    »Nein. Sie hat nur gesagt, dass ich der schlechteste Redakteur in den Vereinigten Staaten bin.« Er lächelte wieder. »Sie hält mich für einen Schönling.«
    »Das hat sie gesagt?«
    »Was gibt es da zu lachen? Ich bin ein gut aussehender Mann.« Marcelo berührte Ellens Wange, was ihr missfiel. Keine Berührungen, keine Gefühle, bitte jetzt nicht. Auch keine angenehmen.
    »Hast du noch eine Tablette?«
    »Schon. Aber dein Anwalt ist da.«
    »Mein Anwalt?«
    »Ja. Ron. Du hast gesagt, dass ich ihn anrufen soll. Er ist seit acht Uhr hier.«
    Ellen wollte aufstehen.
    »Bleib liegen. Ich hole ihn.« Marcelo stand auf und verließ das Zimmer. Ellen durfte sich nicht wieder aufregen. Für Gefühlsausbrüche war keine Zeit mehr. Jetzt musste gehandelt werden. Vielleicht gab es irgendwo noch eine Hintertür. Sie hörte Schritte auf der Treppe, dann stand Ron in einem dunklen Anzug mit Krawatte vor ihr.
    »Hi, Ron«, sagte sie, um ihm zu beweisen, dass sie noch unter den Lebenden war. »Bitte, sag jetzt nichts Nettes, oder ich springe dir ins Gesicht.«
    »Geht in Ordnung.« Ron setzte sich aufs Bett. Sein grauer Bart war wie immer struppig, sein Blick wie so oft sehr mitfühlend.
    »Und sieh mich bitte nicht so an.«

    »Okay, ich habe verstanden. Ich bin nicht als dein Freund hier, sondern als dein Anwalt. Ich habe die Papiere studiert.«
    »Welche Papiere?«
    »Die Gerichtspapiere. Die FBI-Leute haben sie dir im Krankenhaus gegeben«, sagte Marcelo. Er stand mit verschränkten Armen hinter Ron.
    »Können wir etwas unternehmen?«, fragte Ellen.
    Ron zögerte mit der Antwort. »Nein, nichts.«
    Ellen versuchte, ruhig zu bleiben. »Es geht mir nur um das Timing.«
    »Was meinst du damit?«
    »Es geht alles so schnell, so abrupt. Seine Kleider sind noch bei mir, seine Bücher, DVDs, seine Spielsachen … und der Kater.« Will würde Oreo Figaro bestimmt sehr vermissen. Sie musste dafür sorgen, dass er ihn bekam. »Ich will

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