Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
doch nur, dass der Wechsel nicht von heute auf morgen passiert. Es geht mir nur um ihn, nicht um mich.« Ihr fiel ein, dass sie genau das gestern schon einmal gesagt hatte.
    »Es funktioniert so nicht, nicht mit Braverman. Ich habe mit Mike Cusack gesprochen. Das ist ein Top-Anwalt und ein scharfer Hund obendrein. Braverman hat bestimmt eine Menge Kohle in der Hinterhand.«
    »Das hat er.«
    »Die beiden werden schwerste Geschütze auffahren. Und rein rechtlich gesehen: Wenn sie nicht mit dir reden wollen, brauchen sie das nicht. Außerdem misstrauen sie dir.«
    »Es geht doch nicht um mich.«
    »Das weiß ich doch. Aber schlag dir diesen Gedanken
aus dem Kopf.« Ron nahm ihre Hand. »Braverman muss seine Frau beerdigen. Danach will er den Scherbenhaufen zusammenkehren und noch mal ganz von vorn anfangen. Das hat mir sein Anwalt gesagt.«
    Ellens Hoffnung schwand. »Das verstehe ich alles. Aber Will als Erstes auf eine Beerdigung zu schicken mit einem trauernden Witwer an seiner Seite - er wird durchdrehen.«
    »Wieder geht es dir um Will. Aber das Gesetz ist hundertprozentig auf Bravermans Seite.« Ron sah sie an. »Ich denke, auch du musst deinen Scherbenhaufen zusammenkehren. Will wird geliebt werden. Man wird sich um ihn kümmern. Braverman hat bereits einen Kinderarzt und einen Kinderpsychologen engagiert.«
    Ellen hielt ihre Tränen zurück. Mediziner und andere Experten würde er um sich haben, aber keine Mutter mehr.
    »Du wirst sehen, bald geht es ihm wieder gut.«
    »Nichts werde ich sehen. Will ist doch keine Maschine, die man einfach irgendwo anders aufstellt. Er ist ein Kind mit Gefühlen.«
    »Kinder sind nicht kleinzukriegen.«
    »Ich hasse es, wenn Leute das behaupten«, entgegnete Ellen in scharfem Ton. Sie war selbst über die Heftigkeit ihrer Reaktion überrascht. »Wir tun so, als würden die Gefühle der Kinder keine Rolle spielen. Kinder kommen angeblich über alles hinweg. Weißt du aber, was passiert, Ron? Sie fressen alles in sich hinein, und eines Tages drängt alles, was man ihnen angetan hat, nach draußen. Und sie verletzen und zerstören nicht die Erwachsenen, sie zerstören sich selbst. Will wird sich und andere verletzen,
und er wird noch nicht einmal wissen, warum.« Ellen bekam einen kleinen Schluckauf und hielt sich den Mund zu. »Als er ein Jahr alt war, hat er die erste Mutter verloren. Ich wünsche mir nur ein bisschen Einfühlungsvermögen. Aber das ist wohl schon zu viel verlangt.«
    »Wir haben keine Wahl, und du wirst sehen: Er kommt darüber hinweg.« Ron streichelte ihre Hand und drückte sie fest. Marcelo ging hinaus und kam mit einem Glas Wasser zurück.
    »Nimm noch eine Tablette«, sagte er und legte sie ihr in die Hand. Ellen setzte sich auf, schluckte das Valium und trank das Glas Wasser in einem Zug aus.
    »Ron, kann ich mit ihm telefonieren? Darf ich zumindest mit ihm sprechen?«
    »Nein.«
    »Das meinst du nicht ernst?«
    »Doch.« Ron schüttelte den Kopf. »Einen klaren Schlussstrich zu ziehen ist ihrer Meinung nach das Beste.«
    »Für wen? Für ihn oder für sie? Sie werfen mir vor, selbstsüchtig zu sein. Dabei sind sie es.«
    »Ich verstehe dich. Aber uns sind die Hände gebunden.«
    Ellen hoffte nur noch, dass die Tablette bald wirkte. »Wo ist er jetzt? Hast du eine Ahnung?«
    »Will? Er ist noch in der Stadt. Sie bleiben hier, bis die Gerichtsmedizin Carol Bravermans Leiche freigibt.«
    Ellen spürte einen stechenden Schmerz in der Brust. »Wann wird das sein?«
    »In ein paar Tagen.«
    »Wie ich Braverman kenne, residiert er im Ritz oder in den Vier Jahreszeiten. Ich tippe auf das Ritz.«

    »Ich tippe auf die Vier Jahreszeiten«, sagte Marcelo. Ron verzog das Gesicht.
    »Verschwendet keinen Gedanken daran. Keiner von euch beiden! Jeder Annäherungsversuch wird eine einstweilige Verfügung zur Folge haben. Das hat mir Cusack gesagt.«
    Marcelo schüttelte den Kopf. »Diese Leute sind so brutal. Es ist unvorstellbar.«
    »So ist es.« Ron zuckte mit den Achseln. »Braverman tut alles, um sein Kind zu beschützen.«
    »Vor mir?«
    »Ja.«
    »Und ich kann mit Will wirklich nicht einmal telefonieren?«
    »Nein. Es wäre zu verwirrend für ihn, sagt der Kinderpsychologe. Und es könnte die frisch angeknüpfte Beziehung zu seinem Vater gefährden.«
    »Das sagt der Experte?«
    »Du findest für jede Meinung einen Experten.«
    »Dann suchen wir uns auch einen.«
    Ron schüttelte den Kopf. »Es wird keinen Prozess mehr geben. Sie haben für alle Zeit gewonnen. Du

Weitere Kostenlose Bücher