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Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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»Nähzimmer« angepriesen. Es war gerade genug Platz für den Schreibtisch, ein selten benutztes Fitnessrad und nicht zueinanderpassende Aktenschränke, in denen sie Bankunterlagen, Gebrauchsanweisungen und Recherchematerial aufbewahrte. Auch Inserate sammelte
sie hier, für den Fall, dass sie sich einen neuen Job suchen musste.
    Ende des Monats muss ich noch jemanden entlassen.
    Sie öffnete ihr E-Mail-Programm und schrieb Courtney, dass sie immer zu ihr halten werde. Dann ging sie auf die Google-Seite und gab »Timothy Braverman« ein. Die Suche ergab hundertneunundzwanzig Treffer. Sie zog die Augenbrauen hoch - mit einer so großen Zahl hatte sie nicht gerechnet. Sie klickte auf den ersten, ihr wichtig erscheinenden Link und landete bei einem Zeitungsartikel aus dem vergangenen Jahr. MUTTER AUS CORAL BRIDGE GIBT NICHT AUF, lautete die Überschrift. Ellen überflog den Aufmacher.
    Carol Braverman wartet auf ein Wunder. Sie möchte ihren Sohn wieder in die Arme schließen. Timothy, der jetzt zweieinhalb Jahre alt ist, wurde gekidnappt. Bis heute fehlt von ihm jede Spur.
    »Ich weiß, dass ich meinen Sohn wiedersehen werde«, sagte sie unserem Reporter. »Es ist so ein Gefühl. Ich spüre es ganz deutlich.«
    Susan Sulaman hatte das Gleiche gesagt. Ellen las weiter; ein Absatz erregte ihre Aufmerksamkeit:
    Als ich sie bat, Timothy zu beschreiben, wurden ihre Augen feucht, und sie sagte: »Timothy ist ein zäher Junge. Schon als Baby konnte ihm nichts etwas anhaben. Alle Babys, die bei seinem ersten Geburtstag dabei waren, waren größer als er, aber er fühlte sich ihnen kein bisschen unterlegen.«
    Ellen druckte das Interview aus, ging zu den Links zurück und sah sich jede einzelne Seite über die Entführung an. Es gab eine Menge Text zu diesem Fall - im Gegensatz
zum Fall Sulaman. Ellen erfuhr, dass Timothys Vater, Bill Braverman, ein Investmentmanager war; seine Mutter hatte bis zur Hochzeit als Lehrerin gearbeitet und dann ihren Job aufgegeben. Sie wollte nur noch Mutter sein und hatte den Rest ihrer Zeit in den Dienst wohltätiger Organisationen gestellt - auch die amerikanische Herzgesellschaft war darunter.
    Die amerikanische Herzgesellschaft?
    Ellen speicherte die Artikel, ging auf die Bilderseite von Google und gab »Carol und Bill Braverman« ein. Das erste Bild, das erschien, zeigte drei Paare in eleganter Gesellschaftskleidung. Ellens Blick fiel sofort auf die Frau in der Mitte des Fotos.
    Das darf nicht wahr sein.
    Sie las die Bildunterschrift. Die braungebrannte Frau war Carol Braverman, und sie sah Will erschreckend ähnlich. Das Foto war dunkel und leicht unscharf, doch man konnte erkennen, dass ihre Augen die gleiche Form und die gleiche Farbe hatten wie die von Will. Ihr Haar war lang, wellig und dunkelblond, sie trug ein hautenges schwarzes Kleid. Ellen sah sich auch Bill Braverman genau an. Er sah nicht übel aus, hatte braune Augen und eine gerade und kurze Nase, die Wills Nase sehr ähnelte. Sein Lächeln war breit und gewinnend. Er sah aus wie ein erfolgreicher Geschäftsmann.
    Ellens Magen zog sich zusammen. Sie ging wieder auf die Startseite und klickte auf den zweiten Link: Ein zweites Gruppenfoto, aufgenommen bei einer abendlichen Pool-Party. Alle trugen kurze Hosen und T-Shirts. Carol hatte diesmal einen Bubikopf, wodurch sie Will noch mehr ähnelte. Bill war schlank und hatte muskulöse
Arme und Beine. Er hatte den gleichen drahtigen Körperbau wie Will.
    »Verrückt«, sagte Ellen laut. Sie ging zu einem Aktenschrank, öffnete die oberste Schublade und zog die Hängeordner heraus, die sie mit der Hand beschriftet hatte: Bankauszüge, Autokosten, Verträge. Wills Ordner nahm sie mit zum Schreibtisch und öffnete ihn auf ihrem Schoß.
    Als Erstes blätterte sie die Zeitungsartikel durch, die sie über die Schwestern auf der Intensivstation geschrieben hatte, dann die über Wills Adoption. An einem Foto von Will in seinem Gitterbett blieb sie hängen. Die Zeitung hatte es auf der ersten Seite gebracht. Wie dünn und krank er damals ausgesehen hatte! Sie legte das Bild beiseite. An diese Zeit wollte sie nicht erinnert werden. Endlich fand sie, was sie suchte.
    Ganz oben lag der Adoptionsbeschluss des Vormundschaftsgerichts von Montgomery County, Pennsylvania: »Das Gericht erklärt hiermit, dass es dem Antrag auf Adoption entspricht. Die Adoption des oben genannten Kindes durch Ellen Gleeson ist hiermit rechtskräftig.«
    Es erleichterte sie, diese Worte zu lesen. Wills Adoption war

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