Fatal - Roman
seinem Schreibtisch. Er trug eine dunkle Hose und ein schwarzes
hautenges Hemd, das seine breiten Schultern und seine schmalen Hüften betonte. War das Berechnung von ihm, oder war Ellen nur besonders empfänglich für seine Reize?
»Hi.« Sarah nickte Ellen zu, und Ellen zwang sich zu einem Lächeln.
Auch Marcelo setzte sich. »Sarah war gestern Nachmittag beim Polizeipräsidenten. Ist das nicht großartig?«
Grrr . »Großartig.«
»Er hatte sich bereit erklärt, sich zu unserem Thema zu äußern. Du musst das lesen, es ist grandios.« Marcelo wandte sich an Sarah. »Mach Ellen auf jeden Fall eine Kopie davon. Ich möchte, dass ihr euch gegenseitig auf dem Laufenden haltet.«
»Okay.« Sarah machte sich ein Notiz, während Marcelo mit Ellen sprach.
»Und wie läuft es bei dir?« Seine schwarzen Augen sahen sie erwartungsvoll an.
»Nichts Bedeutendes bisher.« Was sollte sie ihm bloß sagen? »Ich habe eine Idee, aber ob sie etwas taugt, weiß ich noch nicht.«
»Immerhin.« Klang das enttäuscht? »Wenn du etwas geschrieben hast, sag mir Bescheid, und mach Sarah eine Kopie davon.«
»Ellen«, warf Sarah ein, »hast du dir meine Liste auf Seite drei angesehen? Ganz oben steht Julia Guest. Sie möchte mit uns sprechen. Vielleicht fängst du mit ihr an.«
»Vielleicht.« Ellen verbarg ihre Verstimmtheit. Marcelo klatschte wie ein Sporttrainer in die Hände.
»Auf geht’s, meine Damen!«, sagte er, sah aber nur Ellen an. Sein Blick war alles andere als einladend. Kündigte sich so ein Rauswurf an?
»Gut.« Sie verließen das Büro zusammen. Im Newsroom zog Sarah ein schickes Blackberry aus ihrer Hüfttasche und tippte eine Nummer ein. Ellen legte ihre Sachen auf einem leeren Schreibtisch ab und stellte sich ihr in den Weg.
»Halt, einen Augenblick.«
»Was?«, fragte Sarah, das Handy am Ohr.
»Ich finde, wir müssen miteinander reden.«
»Später vielleicht«, antwortete Sarah, aber Ellen war nicht bereit, sie gehen zu lassen. Sie entriss ihr das Handy und machte auf dem Absatz kehrt.
»Komm in den Waschraum, wenn du dein Spielzeug zurückhaben willst.«
18
»Gib mir sofort mein Handy zurück!« Sarah streckte die Hand aus, ihre dunklen Augen funkelten. »Was ist dein Problem?«
»Du sprichst von meinem Problem?« Ellen wurde lauter, ihre Stimme hallte von den Kacheln des Waschraums wider. »Warum redest du mit allen über mich?«
»Wie bitte?«
»Du hast Marcelo erzählt, ich wäre wegen Courtney sauer auf ihn. Du hast Meredith erzählt, ich wäre über Marcelo und Arthur hergezogen.«
»Das stimmt nicht. Gib mir mein Handy zurück.« Sarah bewegte ungeduldig die Finger, bis Ellen ihr das Blackberry in die Hand knallte.
»Meredith hat’s mir erzählt. Und auch Marcelo. Marcelo, Sarah! Er ist unser Redakteur, verstehst du? Du bringst ihn dazu, mich rauszuschmeißen.«
»Ich bitte dich«, sagte Sarah von oben herab. »Meredith hat mich falsch verstanden. Ich habe nie behauptet, dass du etwas Schlechtes über unsere Bosse verbreitet hast.«
»Ich habe überhaupt nichts über sie gesagt.«
»Du hast sie beschimpft«, gab Sarah zurück. Ellen wurde unsicher.
»Wann? Wo?«
»Hier. Bevor Courtney gerufen wurde. Du hast gesagt: ›Man soll sich von solchen Typen nichts gefallen lassen.‹«
»Moment mal, Sarah. Das sagt man mal so. Wenn man unter sich ist.«
»Wie auch immer, du hast es gesagt.« Sarah schnaubte vor Erregung. »Ich habe nur einem einzigen Menschen im Newsroom davon erzählt.«
»Einer ist einer zu viel.«
»Meredith behält alles für sich.«
»In dieser Situation behält niemand etwas für sich.«
Sarah verdrehte die Augen. »Jetzt krieg dich wieder ein.«
»Und was ist mit Marcelo? Du hast ihm erzählt, ich wäre ihm böse.«
»Er hat mich gefragt, wie die Stimmung nach Courtneys Entlassung im Newsroom war. Ich sagte ihm, dass es allen schlecht ging, auch dir. Das war alles.« Sarah stützte die Hände in die Hüften. »Willst du mir jetzt erzählen, dass dich Courtneys Rausschmiss gefreut hat?«
»Natürlich nicht.«
»Warum jammerst du dann herum?«
»Rede mit dem Chef nicht über mich, kapiert?«
Sarah schüttelte den Kopf. »Egal was ich gesagt habe, ich wollte dich nicht verletzen. Marcelo will dich behalten, und du weißt genau, warum.«
Ellen errötete. Wütend sagte sie: »Und du weißt genau, dass das nicht stimmt.«
»Hör jetzt auf damit. Wir müssen über unsere Texte reden.« Sarah streckte sich. »Tu uns beiden einen Gefallen und kontaktiere
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