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Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Kinderbilder waren alle verschwunden.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte die Empfangsdame. Sie war ungefähr fünfundsechzig Jahre alt, trug eine rote Lesebrille und hatte kurz geschnittenes braunes Haar. Sie trug einen langen Kordrock und eine Strickjacke mit aufgestickten Skifahrerfiguren.
    »Ich wollte zu Karen Batz«, antwortete Ellen.
    »Sie ist nicht mehr hier. Das ist jetzt das Büro von Carl Geiger. Wir handeln mit Immobilien.«
    »Entschuldigen Sie. Ich habe Karens alte Nummer angerufen, aber niemanden erreicht.«

    »Sie müssen endlich den Anschluss sperren. Wie oft hab ich ihnen das schon gesagt, aber sie machen es einfach nicht. Sie sind nicht die Erste, der das passiert.«
    »Ich bin eine Mandantin. Wissen Sie, wohin Karen gezogen ist?«
    Die Vorzimmerdame zuckte kurz mit den Augen. »Es tut mir leid, Ms Batz ist verstorben.«
    »Nein«, sagte Ellen überrascht. »Wann? Sie war doch noch keine fünfzig.«
    »Vor ungefähr zwei Jahren. Es können auch zweieinhalb sein. Seitdem sind wir hier.«
    Ellen konnte es nicht glauben. »Das war genau zu der Zeit, als ich mit ihr zu tun hatte.«
    »Wie schrecklich. Wollen Sie sich setzen? Vielleicht ein Glas Wasser?«
    »Nein danke. Woran ist sie gestorben?«
    Die Vorzimmerdame zögerte ein wenig, dann kam sie näher. »Offen gesagt, es war Selbstmord.«
    »Sie hat Selbstmord begangen?« Ellen erinnerte sich an die Fotos von Karens drei Söhnen, die sie auf ihrem Schreibtisch gesehen hatte. »Aber sie war verheiratet, hatte Kinder.«
    »Ich weiß, es ist eine Schande.« Im Nebenzimmer waren Geräusche zu hören. »Wenn Sie mich entschuldigen, ich muss weiter. Wir haben heute Morgen eine Vertragsunterzeichnung.«
    Ellen war fassungslos. »Ich wollte mit ihr über die Adoption meines Sohnes reden.«
    »Vielleicht kann Ihnen ihr Mann weiterhelfen. Ich habe alle ihre Mandanten an ihn verwiesen.«
    Die Dame ging zum Computer und drückte ein paar
Tasten. Der helle Monitor spiegelte sich auf ihrer Brille. Sie kritzelte etwas auf ein Blatt Papier. »Er heißt Rick Musko. Das ist seine Büronummer.«
    »Vielen Dank.« Die Telefonnummer verriet, dass sich sein Büro in einem Vorort von Philadelphia befand. »Haben Sie auch seine Adresse?«
    »Die darf ich nicht weitergeben.«
    »Kein Problem, danke.«
    Im Auto rief Ellen die Nummer an. Obwohl es erst zehn nach acht war, hob sofort jemand ab.
    »Musko.«
    »Mr Musko?« Ellen stellte sich vor und sagte: »Entschuldigen Sie die Störung. Aber ich bin … Ich war eine Mandantin von Karen. Nachträglich mein Beileid.«
    »Danke.« Muskos Stimme klang reserviert.
    »Sie hatte mir bei der Adoption meines Sohnes geholfen. Es gibt da ein, zwei Fragen.«
    »Jemand hat die laufenden Fälle übernommen. Hat man Ihnen das nicht schriftlich mitgeteilt? Ein Anwalt. Ich gebe Ihnen seine Nummer.«
    »Hat er auch meine Akten?«
    »Wie alt ist der Fall?«
    »Zwei Jahre vielleicht.« Zwei Jahre. Karens Tod lag auch ungefähr zwei Jahre zurück. Falls Musko die zeitliche Übereinstimmung aufgefallen war, überging er sie.
    »Die abgeschlossenen Fälle sind zu Hause in meiner Garage. Sie können vorbeikommen und nach Ihrer Akte suchen. Mehr kann ich nicht für Sie tun.«
    »Wunderbar. Wann passt es Ihnen?«
    »Diesen Monat ist es schlecht. Ich habe eine Menge zu tun.«

    »Es ist dringend.« Ängstlichkeit lag in Ellens Stimme, was sie selbst überraschte. »Könnte ich nicht diese Woche kommen? Vielleicht schon heute Abend? Ich suche nur eine kleine Notiz. Sie lassen mich in die Garage, und ich suche danach. Ich mache Ihnen keinerlei Umstände.«
    »Heute Abend?«
    »Bitte.«
    »Die Haushälterin könnte die Garage für Sie aufschließen. Sie heißt Wendy. Ich sage ihr Bescheid.«
    »Vielen, vielen Dank. Ich komme gegen sechs Uhr vorbei.« Ellen betete, dass Connie heute länger bleiben konnte.
    »Sagen wir um sieben. Dann haben die Kinder gegessen. Die Ordner sind in den Umzugskartons. Wendy zeigt sie Ihnen. Sie sind nicht zu übersehen.« Musko gab Ellen seine Adresse. Sie bedankte sich und speicherte sie sofort in ihrem Blackberry.
    Als ob sie diese Adresse je vergessen könnte.

17
    »Ellen, ich möchte dich sprechen.« Atemlos war sie in den Newsroom gekommen, als Marcelo sie rief.
    »Klar.« Sie eilte in sein Büro und musste feststellen, dass Sarah vor ihr angekommen war. Halb im Stehen, halb im Sitzen zog sie ihren Mantel aus und legte ihn neben Tasche und Aktenmappe auf ihren Schoß.
    »Guten Morgen.« Marcelo stand lächelnd hinter

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