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Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Wahrheit drin.«
    Plötzlich sagten Phyllis und Linda kein Wort mehr. Sie starrten auf das Haus, das dem der Bravermans gegenüberlag. Eine hübsche Rothaarige in einem knappen schwarzen Kleid hatte es gerade verlassen und kam mit laut klappernden, hohen Schuhen eine Prachttreppe herunter. Am Fuß der Treppe stand ein silberner Mercedes.
    »Wer ist das?« Ellen hatte bemerkt, dass Phyllis und Linda finstere Blicke tauschten.
    »Jemand, den wir nicht ausstehen können.« Phyllis brach in Lachen aus. »Ich habe leider mein Pokerface zu Hause vergessen.«
    Linda sah sie streng an. »Du hast ja gar keines. Das weiß ich, denn ich spiele Poker mit dir.«
    »Klären Sie mich bitte auf, Ladys«, sagte Ellen lächelnd.

    »Sie ist eine hochnäsige Angeberin und heißt Kelly Scott«, antwortete Phyllis. »Ihre Eltern haben mehr Dollars, als Sünder in der Hölle schmoren. Sie ist aus Palm Beach.«
    »Da sollen alle so sein«, sagte Linda. Sie kicherte wie ein Schulmädchen.
    »Ich habe sie mindestens viermal getroffen, aber jedes Mal tut sie so, als würden wir uns nicht kennen. Ich hasse das.«
    »Ich auch«, sagte Linda.
    »Und ich erst«, meinte Ellen. Sie lachten wieder.
    Ellen sah zu Timothys Bild, zu den gelben Bändern, die ein wenig im Wind flatterten. Die Vorhänge im Erdgeschoss des Hauses waren zugezogen. Dahinter war Carol Braverman.
    Ellen brauchte ihre DNA.
    Heute noch.

55
    Am Himmel zogen Wolken auf, und es kühlte ein wenig ab. Ellen saß bei offenem Fenster in ihrem Wagen und beobachtete das Haus der Bravermans. Es war 10 Uhr 36. Noch immer kein Lebenszeichen von Carol. Der rote Zeiger an ihrem Briefkasten wies beharrlich nach unten.
    Sie checkte ihr Blackberry: weder ein Anruf noch eine Mail von Marcelo. Ob sie ihren Job schon verloren hatte?
    Verdammt, was ist los mit dir? Ich kann dir doch helfen.
    Da tauchte der Postwagen in der Hauptstraße auf und
hielt bei jedem Haus an, um die Post zuzustellen. Jetzt bog er in die Surfside Lane ein. Von Carol keine Spur. Nun war es zu spät, denn der Postwagen stoppte schon bei den Bravermans.
    Verdammt.
    Ellens Laune verschlechterte sich. Der lauwarme Orangensaft schmeckte nach nichts. Sie nahm die Check-Liste für den DNA-Test aus ihre Tasche, um sie noch einmal durchzugehen. Kaugummi, Bierdosen, Zigarettenkippen und so weiter und so fort. Missmutig warf sie das Papier zur Seite. Endlich tat sich etwas bei den Bravermans. Carol kam heraus.
    Ellen durfte nicht länger den Zuschauer spielen. Sie musste selbst die Initiative ergreifen. Sie setzte Schirmmütze und Sonnenbrille auf und stieg aus dem Wagen, um wieder in ihre Rolle als harmlose Spaziergängerin zu schlüpfen. Als sie die andere Straßenseite entlangschlenderte, verschwand Carol in der Garage.
    Als sie wieder herauskam, hatte sie eine grüne Gärtnertasche in der Hand. Sie trug ein hübsches Sommerkleid und eine Baseballmütze. Ihr dunkelblondes Haar hatte sie wieder zu einen Pferdeschwanz zusammengebunden.
    Sie ging zu Timothys Gedenkstätte, kniete nieder, zog geblümte Baumwollhandschuhe an und begann, Unkraut zu jäten.
    Als ob sie ein Grab pflegte.
    Der Gedanke war schockierend. Ellen beschleunigte ihren Schritt. Wie lange Carol wohl draußen blieb? Die Luft war entsetzlich feucht, man konnte kaum atmen. Keuchend erreichte sie die nächste Kreuzung, wo sie stehen blieb und sich umständlich die Schuhe neu band.

    Carol ließ sich Zeit beim Unkrautjäten. Auf einem kleinen Haufen zu ihr Rechten sammelte sie die herausgerissenen Pflanzen. Ein Kasten mit gelben Ringelblumen und eine Tüte mit Torf lagen bereit. Die pralle Sonne beschien den Rasen. Ellen atmete wieder normal, aber sie schwitzte erbärmlich. Carol ging es wohl genauso. Sie nahm die Sonnenbrille ab und dann auch ihre Mütze. Sofort fiel es Ellen ein: Auf der DNA-Liste standen doch auch:
    Haare mit Haarwurzeln.
    Aber konnte sie sicher sein, dass auf der Sonnenbrille oder auf der Mütze Haare waren? Sie verwarf die Idee wieder. Noch einmal bückte sie sich und band sich die Schuhe. Carol nahm unterdessen behutsam einen Satz Ringelblumen aus dem Kasten. Dann griff sie in die Gärtnertasche und holte eine Dose Limonade heraus. Sie riss den Verschluss ab und trank.
    Das ist es!
    Ellen vergewisserte sich, dass niemand auf der Straße war. Sie nahm den Plastikhandschuh aus ihrer Hosentasche und zog ihn über. Langsam erhob sie sich. Von ihrem Handy aus rief sie die Auskunft an und fragte nach der Nummer der Bravermans. Carol grub mit den Fingern

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