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Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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gut werden würde. Denn was konnte sie tun? Niemand würde ihnen zu Hilfe kommen. Die Coffmans waren wegfahren, die Nachbarn auf der anderen Seite waren nie zu Hause, und alle anderen hatten sich vor dem Schneesturm unter ihre Bettdecken verkrochen.
    Moore nahm den Plastikkanister, schraubte den Deckel ab und goss Benzin über Wills Beine. Sein Schneeanzug verfärbte sich sofort. Er war nicht mehr blau, er war jetzt schwarz.
    Ellen packte das nackte Entsetzen. Moore würde sie beide töten. Er würde sie beide anzünden und verbrennen. Ihre Schreie erstarben.
    Ding Dong!
    Jemand war an der Haustür.
    Ellen versuchte, lauter zu schreien. Aber es war sinnlos.
    »Maul halten!« Moore stellte den Benzinkanister ab und trat auf Wills Gesicht.
    Ellen warf wie eine Wahnsinnige den Kopf hin und her. Aufhören! Aber wer war an der Tür? Um diese Zeit besuchte sie niemand mehr. Vielleicht war es Martha Coffman. Vielleicht waren ihre Nachbarn inzwischen nach Hause gekommen und wollten sich irgendetwas von ihr ausborgen. Vielleicht war einer ihrer Söhne krank.
    Ding Dong!
    Wills Gesicht lief blau an. Der Fluss seiner Tränen wollte
kein Ende nehmen. Seine Nase lief. Und Rob Moore war verärgert.
    Ding Dong!
    »Gib’s endlich auf!«, sagte Moore und blickte zur Tür. Er nahm den Fuß von Wills Gesicht.
    Ellen dachte nach. Vielleicht war Martha Coffman etwas aufgefallen. Sie hatte Moore vielleicht von ihrem Küchenfenster aus gesehen. Wenn niemand an die Tür käme, würde sie bestimmt die Polizei verständigen.
    Ding Dong!
    »Scheiße!« Moores Augen funkelten vor Zorn. Mit der rechten Hand griff er in die Manteltasche und zog einen Revolver heraus.
    Ellen gefror das Blut in den Adern.

74
    »Siehst du deinen Jungen?« Moore bückte sich und setzte den Lauf der Waffe an Wills Schläfe. »Ich blas ihm das Hirn raus.«
    Ellens Angst um ihr Kind war größer als ihr Wunsch, um Hilfe zu schreien.
    »Ich binde dich jetzt los, aber nur, weil der da draußen keine Ruhe gibt. Du gehst zur Tür und schickst ihn weg. Egal wer es ist. Nur ein falsches Wort, nur eine falsche Bewegung, und du kannst die Reste deines Kindes vom Boden aufsammeln. Verstanden?«
    Ellen nickte wie wild. Sie musste etwas unternehmen. Der Mensch vor der Tür war ihre einzige Chance.

    »Ich töte ihn. Kapiert?«
    Ja. Ja. Ja.
    Ding Dong!
    »Also, dann.« Moore zog sie an ihren Handgelenken hoch und fauchte in ihr Ohr: »Jetzt liegt’s an dir, du Schlampe. Ein Wort und …«
    Ellen schüttelte beschwichtigend den Kopf. Kurz darauf waren ihr Hände wieder frei. Sie stolperte und fiel hin.
    Moore band ihre Füße los, drehte sie um und riss das Packband von ihren Lippen. Ihr Mund brannte vor Schmerz. Er hielt ihr den Revolver vors Gesicht.
    »Bitte, tun Sie ihm nichts. Bitte, tun Sie ihm nichts«, hörte sich Ellen immer wieder flüstern.
    »Und keine Tricks.« Moores Gesicht war etwa zehn Zentimeter von ihrem entfernt. Sein Atem roch nach Bier, sein Schnurrbart war verschmiert, die Augen waren blutunterlaufen.
    Zitternd kam Ellen wieder auf die Beine. Im Kopf versuchte sie, alle Möglichkeiten durchzuspielen. »Und wenn es die Nachbarin ist? Und wenn sie nicht gehen will?«
    »Du schickst sie einfach weg.« Moore schob sie durchs Wohnzimmer. Halb ging sie, halb stolperte sie über ihre eigenen Füße. Bei den Coffmans brannte immer noch kein Licht. Und Connie hatte einen Schlüssel. Wer stand also vor der Tür?
    Marcelo!
    Niemand anderer kam infrage. Er würde ihr helfen. Zusammen würden sie Will befreien. Sie ging jetzt schneller. Als sie in den Flur kam, schlug ihr das Herz bis zum Hals.

    DING DONG!
    Das Gesicht konnte sie nicht erkennen, nur ein Schatten zeichnete sich im trüben Licht auf der Veranda ab. Sie öffnete die Tür, und ein eiskalter Wind blies ihr entgegen.
    Vor ihrer Haustür stand jemand, mit dem sie nie im Leben gerechnet hatte.

75
    Carol Braverman. Sie trug einen langen schwarzen Mantel, ihr Haar hatte sie zu einem Knoten im Nacken zusammengebunden. Ihre Augen funkelten vor Erregung, ihre Lippen glänzten. »Sind Sie Ellen Gleeson?«
    Ellen nickte. Ohne dazu aufgefordert zu werden, kam Carol herein und sah sich neugierig im Wohnzimmer um.
    »Ich bin Carol Braverman, aber das wissen Sie ja.« Ihr Mantel raschelte. »Sie haben meinen Sohn adoptiert.« Der Blick ihrer blauen Augen war entschlossen.
    »Wie bitte? Was?« Ellen musste reagieren - aber wie? Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    »Ich bin gekommen, weil ich mir jetzt

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