Fatales Geheimnis: D.C. Affairs 1 (German Edition)
war wie eine Beerdigung.
Nick führte Sam durch die Menge. Plötzlich blieb er stehen, und Sam schaute sich suchend nach der- oder demjenigen um, den er entdeckt hatte.
„Du bist gekommen“, sagte Nick, sichtlich erstaunt, den jugendlich wirkenden Mann mit den braunen Haaren und Augen und der olivfarbenen Haut, die Sam an Nick erinnerte, hier anzutreffen.
„Natürlich bin ich hier“, entgegnete der andere und fügte nach einer längeren Pause hinzu: „Du hast da oben eine gute Figur gemacht, Nicky. Wirklich gut.“
Ein Moment der Verlegenheit entstand, ehe Nick sich an seine Manieren erinnerte. „Das ist übrigens Sam Holland. Sam, das ist mein Vater, Leo Cappuano.“
„Oh!“ Sam sah zu Nick, um seine Miene deuten zu können, bevor sie Leo die Hand schüttelte. Er sah viel zu jung aus, um Nicks Vater zu sein. Dann fiel ihr wieder ein, dass er nur fünfzehn Jahre älter war als sein Sohn. „Freut mich, Sie kennenzulernen.“
„Ganz meinerseits“, sagte Leo. „Ich habe über euch beide in der Zeitung gelesen.“
Nick verzog das Gesicht. „Ich wollte dich anrufen, aber es war ziemlich turbulent hier …“
„Mach dir deswegen keine Gedanken.“
„Ich weiß es zu schätzen, dass du gekommen bist. Wirklich.“
„Es tut mir schrecklich leid, was mit deinem Freund passiert ist, Nicky. Er war ein guter Mann.“
„Ja, das war er.“
Keiner von beiden schien zu wissen, was er als Nächstes sagen sollte. Sam fühlte mit ihnen.
„Tja“, begann Nick. „Die Familie kommt im Willard zusammen. Bist du auch da?“
„Ich muss wieder an die Arbeit“, sagte Leo. „Ich hab nur den Vormittag freibekommen.“
Sein Sohn schüttelte ihm die Hand. „Grüß Stacy und die Kinder von mir.“
„Mach ich.“ Mit einem Lächeln, das Sam galt, fügte Leo hinzu: „Bring deine hübsche Freundin mal mit zum Abendessen nach Baltimore.“
„Mach ich. Ich habe Weihnachtsgeschenke für die Jungs.“
„Sie werden sich freuen, dich zu sehen. Jederzeit. Pass auf dich auf, Nicky.“ Und damit wandte Leo sich zum Gehen.
„Dad?“
Nicks Vater drehte sich um.
„Noch mal danke, dass du gekommen bist.“
Leo nickte und ging zum Ausgang
„Das war eine Überraschung.“
„Eine gute?“
„Ja, doch.“
Aber Sam merkte, dass die Begegnung ihn aufgewühlt hatte. Wie war es, so wenig vom eigenen Vater zu erwarten, dass man sogar überrascht war, wenn er auf der Beerdigung des besten Freundes auftauchte? Sam konnte sich das nicht vorstellen.
Auf dem Weg aus der Kirche hielten etliche Leute Nick auf, um ihm zu seiner bewegenden Grabrede zu gratulieren. Er nahm jede dieser Bemerkungen mit einem höflichen Lächeln zur Kenntnis, doch Sam konnte seine Anspannung deutlich daran ablesen, wie fest er ihre Hand drückte. Als sie endlich draußen waren, atmete er tief durch.
Gonzo trat zu ihnen. „Keine Spur von den beiden.“
Sam zog den Minikopfhörer aus dem Ohr, den sie während der Beerdigung getragen hatte, und nahm die Menschenmenge genauer in Augenschein. „Ich dachte wirklich, sie würden kommen, und sei es nur, um den O‘Connors zusätzlichen Schmerz zu bereiten. Schließlich hat sie Cruz gesagt, dass sie kommen werde.“
„Wir halten weiter Ausschau“, versicherte Gonzo.
„Hat die Autopsie von Tara oder Natalie Neues erbracht?“
„Bis jetzt noch nichts.“
„Schnapp dir Lindsey und mach ein bisschen Druck wegen Taras Autopsie. Wegen Natalie müssen wir der Polizei von Alexandria im Nacken sitzen.“ Sam sah zu Nick, der mit den Gedanken irgendwo anders war. Sie senkte die Stimme und sagte zu Gonzo: „Ich muss eine Weile bei ihm bleiben. Ruf mich an, wenn sich etwas tut.“
„Geht klar.“
„Danke.“ Sie nahm Nicks Arm und führte ihn zu der langen Reihe Taxis, die am Bordstein parkten.
„Es war eine gute Idee von dir, heute Morgen die U-Bahn zu nehmen“, bemerkte er, sobald sie in einem der Taxis saßen.
„Ich wusste, es würde wegen der Sicherheitsvorkehrungen schwierig werden, in der Nähe der Kirche einen Parkplatz zu finden.“ Sie schmiegte sich an ihn. „Wie geht es dir?“
„Es ging mir schon besser.“
„Du warst wirklich großartig, Nick. Ich bin fast geplatzt vor Stolz.“
Er drückte sie fest an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Danke, dass du gekommen bist. Ich weiß, du hast noch jede Menge anderer Dinge zu tun …“
„Ich war genau dort, wo ich sein musste. Und wo ich sein wollte.“ Sie bemerkte, dass er aus dem Fenster sah. „Darf ich dich mal was
Weitere Kostenlose Bücher