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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sich. Wie würde sie auf seine Menschwerdung reagieren? Oder besser gesagt: Würde er ihren Vorstellungen noch gerecht werden können ? Lodrik dachte an sie - und empfand enormes Glück und überwältigende Liebe. Seine Gefühle hatten sich vor der Nekromantie in einem kleinen Winkel seines Körpers verborgen und breiteten sich rasend schnell in ihm aus. Sie trieben ihm zu seinem eigenen Erstaunen die Tränen in die Augen, und er weinte voller Erleichterung. Voller Freude, diese Empfindungen nicht rettungslos verloren zu haben.
    »Danke, Vintera«, sagte er. Es waren die ersten Worte des Dankes für ihr Geschenk, das er zusehends zu schätzen wusste.
    Das Leben hielt auch in seine Gedanken Einzug, und mit jedem Schritt, den er tat, kam ihm sein Vorschlag, die jungen magischen Talente auf gut Glück zu töten, um sie möglicherweise zu Nekromanten zu machen, abgeschmackt vor. Taktisch klug, aber skrupellos und eines Mortva Nesreca würdig. Lodrik schauderte.
    Mit der Menschwerdung fielen auch die Schuldgefühle mächtiger
    als jemals zuvor über ihn her und pressten sein Herz zusammen, dass es schwer wurde und schmerzte.
    Er sah all die Toten der vergangenen Jahre an sich vorüberziehen, sah die Schlachten, an denen er teilgenommen hatte. Und er sah seine Kinder. Krutor, Tokaro und Lorin besaßen seinen ganzen Stolz, aber Govan und Zvatochna...
    »Ich werde Ulldart erlösen«, versprach er und marschierte, so rasch es ihm der Schnee erlaubte.
    Kontinent Ulldart, Königreich Borasgotan, neue Hauptstadt Donbajarsk, Spätfrühling im Jahr z Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)

    Norina hielt den Zettel in den Händen. »An die hochwohlgeborene Kabcara Norina«, las sie wieder.
    »Ergebenst, Heträl«. Sie legte ihn zurück auf den Tisch. »Und Ihr habt Leichen gefunden?«
    »Ja«, nickte Gouverneur Rystin und wirkte tief betroffen. »Es waren nicht nur die Toten auf der Brücke, wir fanden weitere Leichen in dem Haus mit dem beschädigten Rollladen. Alle waren von Pfeilen getroffen worden, und ich kann Euch sagen, dass ich solche Pfeile in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen habe.« Er rief einen Gardisten zu sich, der die Beweisstücke in den Händen hielt.
    »Besondere Formen, unglaubliches Gewicht, hoheitliche Kabcara«, erklärte er ihr. »Mit einem herkömmlichen Bogen lassen sie sich nicht verschießen.«
    Norina betrachtete die ungewöhnlichen Spitzen. »Es spricht wirklich alles für Meister Heträl oder einen Menschen, der seiner Schule entspringt«, sagte sie nachdenklich.
    »Meister Heträl ist tot, dachte ich«, erwiderte Rystin und drehte die Pfeile, darauf achtend, dass er sich nicht an den Spitzen verletzte. »Hat er die Festung Windtrutz damals nicht verteidigt?«
    »Ja.« Norina winkte den Diener zu sich, um sich Tee bringen zu lassen. Der Samowar war schon lange leer. »Was ist mit der Überlebenden? Sie hat Euch gesagt, um wen es sich bei den Attentätern handelt?«
    »Pujlka Ermiskova. Sie und ihre Freunde gehören zu denen, die
    anzweifeln, dass Ihr den Thron räumen werdet, sobald Borasgotan einen würdigen Mann oder eine würdige Frau für das Amt des Herrschers gefunden hat,« Rystin seufzte. »Ich kenne zwei der Toten persönlich und wäre niemals darauf gekommen, dass sie
    derartige Gedanken hegten.«
    »Und ich fürchte, sie sind nicht die Letzten und Einzigen gewesen.« Norina war bestürzt und traurig, dass die Menschen von dieser unnötigen Furcht beseelt waren. »Mehr als vor aller Augen und Ohren darauf hinzuweisen, dass ich mich als Verwalterin sehe, kann ich nicht.«
    Der Gouverneur verneigte sich. »Offen gesprochen: Mir würde es nichts ausmachen, wenn Ihr bliebet, hoheitliche Kabcara. Meiner Auffassung nach gibt es kaum eine bessere Wahl, doch warten wir ab, was die Adligen Borasgotans präsentieren.«
    Es klopfte, und ein Diener in einer unauffälligen, blass roten Livree trat mit Tee, Gebäck, einem Kännchen Sahne und einem Schälchen Kirschmarmelade auf einem Tablett ein. Er war um die fünfzig Jahre, hatte kaum mehr Haare auf dem Kopf, aber dafür einen umso längeren Bart. Etwas beschäftigte ihn sehr, wie von seiner Miene abzulesen war. »Verzeiht, hoheitliche Kabcara, doch ein Mann wünscht Euch zu ... sprechen...« Er hüstelte aus Verlegenheit. »Ich meine, er möchte mit Euch...« Wieder schwieg er. Rystin rügte ihn mit Blicken. »Was ist denn?« »Nun, er ist stumm, und ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, dass er sich mit der Kabcara unterhalten möchte«, erklärte

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