Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
der Diener seine Not.
    »Denn reden kann er eben nicht.«
    »Heträl!« Norina freute sich. »Schick ihn herein und bringe eine Tafel sowie Kreide. Rasch!«
    Rystin sah dem Diener nach. »Nun sehe ich den legendären Meister der Bogenschützen endlich einmal selbst.« Er winkte den Männern am Eingang zu, die Waffen zu ziehen. »Vermutlich ist er auch im Umgang mit Wurfmessern und derlei geübt.«
    Norina erinnerte sich an die Kunststücke, die Heträl vollbracht hatte. Es bedeutete keinerlei Anstrengung für ihn, eine Münze auf
    zehn Schritt Entfernung mit einem dornartigen, fingerlangen Eisenstab zu treffen. Er warf und durchbohrte so leicht, als schreibe er seinen Namen nieder. »Das ist er.«
    Der Diener kehrte mit Tafel und Kreide zurück. Ihm folgte ein nicht allzu großer Mann mit einer einfachen Topffrisur der dunkelbraunen Haare. Man sah an den Falten um Mund, Nase und Augen, dass er gealtert war, aber sie standen ihm gut. Ein dichter Bart wuchs um Unterkiefer und Mund, über dem linken Auge saß eine mit silbernen Brokatfäden bestickte Klappe. Goldene Creolen schimmerten in den Ohrläppchen, unter der Lederrüstung schaute ein einfaches, schwarzes Hemd hervor. Zur Lederhose hatte er die passenden Stiefel aus weichem Leder gewählt; sie hörten keinen seiner Fußschritte.
    Ein zweiter Diener lief hinter ihm und hielt einen Bogen, der so groß war wie er selbst, sowie zwei Köcher mit Pfeilen.
    Norina erhob sich. »Meister Heträl«, begrüßte sie ihn mit einem aufrichtigen Lächeln und reichte ihm die Hand. »Euch und Eurer Kunst verdanke ich mein Leben.« Während sie ihn begrüßte, versuchte sie zu erkennen, ob es sich bei dem Mann um einen Doppelgänger handelte oder der wahre Heträl vor ihr stand.
    Heträl verbeugte sich tief, erst dann nahm er die Finger der Kabcara und drückte sie. Er bekam die Tafel und die Kreide gereicht. »Ich tat es gern«, schrieb er.
    Sie bot ihm einen Platz an. »Aber bevor Ihr mir erzählt, was sich in der Hauptstadt ereignet hat, möchte ich erfahren, wie Ihr die Vernichtung der Festung überstanden habt und wo Ihr in den letzten Jahren gewesen seid. Alle hielten Euch für tot.«
    Heträl lächelte. »Das war der Sinn. Ich entkam mit einem Gleiter.« Norina wusste nicht auf Anhieb, was er meinte. »Die Kensustrianer hatten Konstruktionen bei sich, um durch die Luft zu fliegen und sich den Bombarden auf diesem Weg zu nähern. Mehrere davon gab es in Windtrutz, und ich stürzte mich wie einige andere Männer mit ihnen in den Abgrund. Ich dachte mir, dass ich lieber auf die Weise zu Tode komme als durch den Angriff von
    Govan und Nesreca.« Er wischte das Geschriebene weg, um Platz
    für neue Buchstaben zu schaffen. »Einer nach dem anderen stürzte ab, wir waren es nicht gewohnt, die Gleiter zu lenken. Ich
    entkam, flog und flog, doch mein Apparat war beschädigt, und ich konnte nicht wirklich damit umgehen. Nach einem Zusammenstoß mit einem Felsen fehlen mir die Erinnerungen. Ich wurde aber gefunden und gepflegt. Es dauerte lange, bis meine Brüche verheilt waren.«
    Norina las gebannt, was er mit schöner Schrift notierte. »Das ist unglaublich aufregend, Meister Heträl. Mein Mann und alle Freunde von Euch werden sich freuen, von Euch zu hören.«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Er sah zu Gouverneur Rystin. »Schickt ihn bitte hinaus. Was ich Euch zu sagen habe, muss ein Geheimnis bleiben.«
    Norina bat den Mann und ihre Leibwächter, das Zimmer zu verlassen, was sie nur unter Protest taten.
    »Mein Vertrauen in Euch ist groß genug, Meister Heträl«, sprach sie und wartete, bis sie allein waren.
    »Welche schlechten Nachrichten habt Ihr?« Sie bedeutete ihm, sich vom Tee zu nehmen.
    »Ich habe versucht, Euren Gemahl zu töten, hoheitliche Kabcara. Damals, vor der Kathedrale, als er aus dem Loch stieg und seinen Sohn Govan gerettet hatte. Damals wurde mit Bolzen auf ihn geschossen, die vergiftet waren, und einige davon sandte ich ihm. Aus dem Verborgenen heraus.«
    »Was?« Sie erschrak. »Aber...«
    Heträl blickte sie besorgt an. »Ich bin immer noch der Überzeugung, dass er für alles Unheil, was meine Heimat in den kommenden Jahren heimsucht, verantwortlich sein wird. Die Prophezeiung über den TrasTadc habe ich nicht vergessen. Ich neige zur Auslegung, dass man ihn töten muss, um Schaden vom Kontinent abzuwenden. In den vergangenen Jahren kam nichts Gutes über Ulldart, und Lodrik Bardric lebt. Erkennt Ihr den Zusammenhang?«
    Norinas freundschaftliche

Weitere Kostenlose Bücher