Fatales Vermächtnis
Nekromant mehr bist, wie sollen wir dann Zvatochna vernichten? Es gibt keinen anderen, der ihr Einhalt gebieten kann«, grübelte Soscha und setzte sich ihm gegenüber.
»Hat Vintera dich zu einem Menschen werden lassen, um Zvatochna zu beschützen?«
»Eine interessante Frage. Aber ich kann sie dir nicht beantworten, Soscha.« Er stand auf und suchte sich eine Decke, um seine Blöße vor ihr zu verbergen. Dann legte er weitere Scheite ins Feuer und ließ
die Klappen offen stehen, damit noch mehr Wärme in die Hütte gelangte.
»Hat sie dir gesagt, warum sie dich von dem Fluch erlöst?«
»Nein.«
Sie schnaubte noch immer zornig. »Du hättest sterben müssen, anstatt zu einem Menschen zu werden!
Du warst bereits tot und kehrtest als Toter zurück. Wegen der Magie, nicht wegen der Götter.«
»Anscheinend stehen die Götter über der Magie. Sie werden sie erschaffen haben und sind in der Lage, ihr zu gebieten.« Lodrik hob beide Hände. »Sieh sie dir an: makellos. Machtlos. Ich verfüge weder über die Magie noch über die Nekromantie.« Er betrachtete sie nachdenklich. »Wie viele Mitglieder besitzt diese magische Universität, die Perdor ins Leben gerufen hat?«
»Ich habe vier Empfehlungen abgegeben, ehe ich nach Ulsar ging und Zvatochna zum Opfer fiel. Mehr werden es nicht geworden sein«, erwiderte sie. »Talente, keine ausgebildeten Magier, wie ich es einst war. Sie wissen nicht...« Ihre Augen wurden größer, weil sie nun erst begriff, weswegen er sie gefragt hatte. »Oh, ihr Götter! Du denkst noch immer lebensverachtend wie ein Nekromant, Bardrict:!«
»Kennst du einen besseren Weg?« Er langte nach einer weiteren Wurst und machte sich darüber her.
»Wenn wir sie töten,
bestehen die besten Aussichten, dass sie zu Nekromanten werden. Die Magie entscheidet darüber, was mit dem Menschen geschehen
soll. Haben wir Glück, entscheidet sie zu unseren Gunsten.« Er aß und sinnierte. »Ich kenne die Formeln und Beschwörungen der Dunklen Kunst noch, du bist die Gelehrte in Sachen Magie. Gemeinsam können wir sie unterweisen. Vorausgesetzt, sie werden zu Nekromanten.«
Soscha schüttelte sich. »Vintera hat dir die Grausamkeit nicht genommen, Bardric. Das ist wohl das Schlimmste.«
»Flieg zu Perdor und frag ihn, was er darüber denkt«, empfahl er. »Befehlen kann ich es dir nicht mehr.«
»Niemals.« Soscha sah ihn fest entschlossen an. »Wir beide, Bardric, bringen Zvatochna unter die Erde. Kein Unschuldiger wird deswegen sein Leben verlieren...«
»Und wenn wir scheitern, Soscha?«, unterbrach er sie harsch. »Wie viele Unschuldige verlieren dann ihr Leben? Sind drei Tote nicht gerechtfertigt, um größeres, tausendfaches Unglück zu verhindern?«
»Kein einziges unschuldiges Leben ist gerechtfertigt, solange du lebst, BardriC. Kein einziges! Vintera mag dich verschont und dir Gnade gewährt habe, ich tue es nicht.« Sie langte neben sich, wo ein Messer auf dem kleinen Tisch lag. Sie hob die Schneide, das Schimmern des Feuers spiegelte sich darauf, dann zuckte sie schneller als der Schatten eines herabstoßenden Raubvogels nach vorne und schnitt ihm über die Brust. Rotes Blut quoll aus der schmalen Wunde und sickerte über den Bauch. Lodrik stieß die Luft durch die Zähne und fiel rücklings vom Hocker. Soscha stand bereits wieder an ihrem Platz neben dem Herd und betrachtete die Klinge. »Das, Bardric, war eine Warnung. Die Vorzeichen haben sich umgekehrt. Nun habe ich Macht über dich. Du hast mich gebeten, dich zu töten, wenn wir unseren Auftrag erfüllt haben. Daran«, sie legte das Messer sanft auf den Tisch zurück, »werde ich festhalten.« Mit diesen Worten schoss sie durch die Decke davon und war verschwunden.
Lodrik erhob sich und betastete die diagonal verlaufende Wunde. Sie brannte und schmerzte. Wie früher.
Lodrik harrte einen Tag in der Hütte aus, dann zog er sich seine
alte Robe sowie den Mantel an, warf sich zusätzlich zwei grobe Säcke zum Schutz gegen den Wind über und verließ seine Behausung, die ihn vor dem sicheren Erfrierungstod bewahrt hatte. Wo sich Soscha aufhielt, wusste er nicht, und es war ihm gleich.
Er hatte sich Gedanken zu seinem Vorschlag gemacht und fand ihn nach wie vor gut; dennoch betrachtete er es als seine Verpflichtung, die Jagd fortzusetzen. Er zählte darauf, dass ihm unterwegs eine Lösung einfiel.
Während er durch den Schnee stapfte, ausgestattet mit genügend Proviant und einem kleinen Bündel Feuerholz, sah er Norinas Gesicht vor
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