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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ohne Fluch, ohne die anfallhaften Begierden und das Verlangen nach Fleisch.« Sie sah ihm in die blauen Augen. »Lass nicht zu, dass ich zum Monstrum werde! Steh mir bei und zweifle nicht an meiner Liebe zu dir! Denk daran, dass ich in solchen Momenten nicht ich selbst bin.« Sie hob die Linke und berührte sein Gesicht, ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. »Wenn du mich aufgibst, habe ich keinen Grund zu leben. Nicht einmal für das Schicksal von Ulldart.«
    Tokaro empfand tiefe Rührung angesichts des Geständnisses ihrer großen Liebe zu ihm. »Ich werde dir beistehen«, entgegnete er mit belegter Stimme und drückte sie fest an sich. »Ich möchte mit dir leben, so lange wie möglich, und Frieden finden. Ohne die Nicti, ohne die Qwor oder neue Feinde. Ich bete zu Angor, dass er es uns ermöglicht.«
    Sie standen mitten auf der Straße, eng umschlungen und die Wärme des anderen genießend. Zweifel und Verzweiflung schwanden, wurden kleiner und schrumpften zu nichts, während sie sich mit geschlossenen Augen hielten und die Zeit vergaßen.
    Gän gab einen Laut von sich, der seine Ungeduld ausdrücken sollte, Treskor zuckte erschrocken zusammen und wieherte. Der Hengst hatte sich zwar an die Nähe des Nimmersatten gewöhnt, doch er traute ihm noch immer nicht.
    Lorin betrachtete das Paar lächelnd; in ihm festigte sich die Zuversicht, seine Frau bald ebenso in die Arme schließen zu dürfen.
    »Wo sind wohl die ganzen Menschen abgeblieben?«, sagte Gän zu ihm. Seine Bauchwunde schmerzte, doch er behielt es für sich. Sie hatte sich entzündet. Bei einer Rast würde Zeit sein, sich darum zu kümmern.
    Lorin überlegte, welcher Ort als Refugium vor den übermächtigen Qwor taugte. »Ich kann es Euch nicht mit Sicherheit sagen. Es müsste eine Art Höhle mit einem sehr engen Durchgang sein, in welche die Wesen nicht hineinpassen.«
    »Ihr klingt nicht so, als würdet Ihr einen derartigen Ort kennen.«
    Jetzt rächte es sich, dass Lorin sich nie besonders weit von Bardhasdronda wegbewegt hatte, und wenn doch, dann immer entlang der Küste und niemals tief ins Hinterland. Er hatte es stets als langweilig empfunden. »Nein. Ich fürchte, wir müssen weiter umherlaufen und die Augen offen halten.« Er nickte zu Estra und Tokaro. »Falls die beiden sich jemals wieder loslassen.« Dann wandte er sich an den Nimmersatten. »Ihr wisst von dem Fluch?«
    Gän nickte. »Ich sah es deutlich, und ich habe Angst davor, dass auch Ritter Tokaro ihm zum Opfer fällt.«
    »Ihr habt das Amulett zerbrochen, richtig?«, wollte Lorin wissen, und der Nimmersatte nickte. »Ist der Fluch unter Umständen dadurch ausgelöst worden?«
    »Nein. Ich habe die Zeichen an der Inquisitorin gesehen, bevor ich sie überfiel.« Gän grübelte. »Um ehrlich zu sein, bin ich nicht ganz so zuversichtlich wie Ihr, was die Aufhebung angeht. Was tun wir, wenn sich die Inquisitorin weiter zum Schlechten wandelt?« Seine großen, hellen Augen mit den zweifachen Pupillen richteten sich auf Lorin. »Euch könnte es gleichgültig sein, weil sich die Bedrohung gegen Ulldart richtet, aber ich...«
    »Ich werde nicht zulassen, dass Ulldart etwas geschieht«, sprach Estra dazwischen. Sie und Tokaro waren unbemerkt zu ihnen zurückgekehrt und hatten einen Teil der Unterredung vernommen. »Die Nicti werden sich von mir befehligen lassen.«
    Gän sah zu den beiden. »Wie kommt es dann, Inquisitorin, dass ich Pläne bei Euch gefunden habe? Pläne für einen veränderten Kontinent mit anders verlaufenden Handelsstraßen und Grenzen«, hielt er ihr vor. »Sogar Flüsse sollen umgeleitet werden! Auch wenn ich die Muster, die dabei entstehen, nicht begreife, weiß ich doch, dass Ammtara der Mittelpunkt der neuen Ordnung sein soll.« Er schnaubte. »Das alles weckte in mir den sicheren Verdacht, dass Ihr es alles andere als gut zu meinen scheint.«
    Tokaro schwieg und wartete bangen Herzens, was Estra auf den Vorwurf erwiderte. Er hatte den Bericht des Nimmersatten vor Freude über die Aussöhnung mit ihr vergessen.
    »Was du gefunden hast, Gän«, erklärte Estra freundlich, »waren nicht meine Karten und Zeichnungen. Ich habe sie im Nachlass
    meiner Mutter gefunden und wollte sie zur Erinnerung behalten.
    Ich schwöre, dass ich niemals beabsichtigt habe, diese Pläne in die Tat umsetzen zu lassen. Ulldart ist auch meine Geliebte Heimat.«
    Sie lächelte. »Ich verzeihe dir, dass du in mein Haus eingebrochen bist und mich niedergeschlagen hast, Gän, weil ich weiß,

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