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Fauler Zauber

Fauler Zauber

Titel: Fauler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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ersten beiden Kneipen warfen sie mich raus, weil ich die ganze Zeit nur trübselig vor einem Glas Bier hockte.
    Die Entführung ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich hätte glücklich darüber sein sollen, daß ich meine hundertzehn Goldtaler fürs Nichtstun bekommen hatte. War ich aber nicht. Die Sache stank bestialisch zum Himmel. Doch obwohl ich hin- und herüberlegte, kam ich einfach nicht darauf, was daran faul war.
    Ich konnte nicht viel tun. Schließlich hatte ich keinen Klienten. Und niemand schnüffelt nur zu seinem Privatvergnügen in der Oberstadt herum. Dafür war die Wahrscheinlichkeit zu hoch, Prügel statt Profit zu kassieren.
    In der dritten Bar, in der Nähe meines Hauses, ließen sie mich sitzen und vor mich hin brüten. Sie hatten in der Vergangenheit gut an mir verdient und würden das sicherlich auch in Zukunft tun. Als sich ein Mann mir gegenüber setzte, dachte ich, sie wollten die verfügbaren Sitzplätze so gut wie möglich auslasten. Ich sah ihn nicht an, bis er brummte: »Heißen Sie Garrett?«
    Ich blickte hoch. Er war ein Brocken, breitschultrig, um die dreißig, wirkte wie ein Schläger, und seine Klamotten stanken förmlich nach Oberstadt. Aber er trug keine Uniform. Es war ein gedungener Gorilla, der seinen Job unauffällig erledigte. Nichts verriet, in wessen Diensten er stand. »Wer will das wissen?«
    »Ich.«
    »Ich habe es im Urin, daß wir beide nicht die besten Freunde werden. Kann mich nicht erinnern, dich gebeten zu haben, daß du dich zu mir setzt.«
    »Von einem Heini wie dir brauche ich keine Einladung.«
    Er kam eindeutig aus der Oberstadt. Es steigt ihnen zu Kopf, wenn sie Beziehungen nach oben haben. »Gerade wird mir glasklar, daß wir nicht mal Kumpel werden können.«
    »Du brichst mir das Herz, Klugscheißer.«
    »Ich dachte eher an einen Arm oder ein Bein. Was willst du, Bruno?«
    Bruno ist eine abfällige Bezeichnung für einen blöden Trottel. Ein rascher Blick sagte mir, daß er zwei Kumpel dabei hatte, aber sie waren zu weit weg, um ihm schnell beispringen zu können. Sie standen an der Bar und versuchten, unauffällig auszusehen.
    »Man sagt, daß du dich in letzter Zeit am Haus von Raver Styx herumdrückst. Du hast den Ruf, dich überall einzumischen, wo du nicht erwünscht bist. Wir wollen wissen, was du vorhast.«
    »Wer ist wir?« Er war so unhöflich, nicht zu antworten, also machte ich ihm einen Vorschlag zur Güte. »Warum fragst du nicht einfach Sturmwächterin Styx?«
    »Ich frage dich, Garrett.«
    »Du verschwendest deine Zeit. Verpiß dich, Bruno. Du störst mich beim Trinken.«
    Seine Hand schoß vor, packte mein linkes Handgelenk und drückte zu. Kein schlechter Griff, aber ich ließ meine rechte Hand auf seine fallen, setzte den Daumen direkt an die Wurzeln hinter seinem Mittel- und Zeigefinger an und grub ihn in sein Fleisch. Seine Augen wurden groß und sein Gesicht kalkweiß. Ich lächelte freundlich.
    »Gut, Bruno. Du wolltest mir gerade ein Liedchen singen, für wen du arbeitest, und warum du herkommst und Leute zu erschrecken versuchst.«
    »Fahr zum Teufel, du … Auauau!«
    »Du solltest lernen zu denken, bevor du sprichst. Bei deinem großen Maul ist es ein Wunder, daß du überhaupt noch unter den Lebenden weilst.«
    »Garrett, das wirst du bereuen, wie du noch nie etwas … Auuauu!«
    »Und da behaupten die Leute, Schmerz wäre der schnellste Lehrmeister. In deinem Fall wirkt nicht mal das, hm? Ja?«
    Jemand war unbemerkt an den Tisch getreten, weil ich Brunos Pappenheimer im Auge behalten hatte. Denen dämmerte allmählich, daß es für ihren Kumpel nicht so besonders gut lief.
    »Mr. Garrett?«
    Die DaPensas waren ein höflicher Verein. »Junior. Nehmen Sie Platz. Bruno wollte gerade gehen.« Ich ließ seine Hand los. Er rieb sie, als er aufstand, und warf mir seinen tödlichsten Blick zu.
    Offensichtlich wollte er mir eine verpassen, nur so, damit ich ihn nicht vergaß. Doch als er ausholte, trat ich ihn unter dem Tisch ans Schienbein. Er bekam erneut Kulleraugen, jaulte auf und machte sich von dannen, solange er noch humpeln konnte.
    »Wie ich sehe, hat Domina Dount die Sache hingekriegt und Sie heil nach Hause geholt.«
    »Ja.«
    »Herzlichen Glückwunsch. Und was treibt Sie hierher?«
    Der Sohn war das Ebenbild seines Vaters, allerdings ohne die Spuren von Alter und Ausschweifungen um die Nase. Wie hatte man die Vaterschaft jemals in Zweifel ziehen können? Möglicherweise hatte er ja als Baby seinem direkten männlichen

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