Fauler Zauber
sobald man es Ihnen sagt. Die werden ziemlich nervös sein und leicht in Panik geraten, wenn sie merken, daß etwas anderes läuft, als sie es angeordnet haben. Wenn Sie es Ihnen heimzahlen wollen, warten Sie, bis alle sicher zu Hause sind. So viel Geld wird Spuren hinterlassen. Blutige, vermutlich.«
»Darüber zerbreche ich mir den Kopf, wenn es soweit ist. Wahrscheinlich muß ich warten, bis die Sturmwächterin zurückkehrt. Danke, Mr. Garrett. Ihre kompetente Einschätzung hat meine eigenen Überlegungen nur bestätigt. Unsere – Beziehung ist wirklich angenehm und produktiv. Fehlt nur eine winzige Kleinigkeit, und sie wäre perfekt.«
»Und das wäre?«
»Halten Sie sich von Amiranda Crest fern.«
»Es ist schon zwanzig Jahre her, daß ich jemandem erlaubt habe, mir bei der Wahl meiner Freundinnen reinzureden, Domina. Sie sind wirklich entzückend, aber wenn ich bei Ihnen eine Ausnahme mache …«
»Ich bin Ungehorsam nicht gewöhnt.«
»Dann sollten Sie Ihren Hintern etwas öfter durch die wirkliche Welt da draußen schaukeln. Sie würden sehr schnell Übung darin bekommen.«
»Raus, bevor ich die Beherrschung verliere!«
Vermutlich kein schlechter Rat. Ich ging zur Tür. »Hände weg von Amiranda Crest.« Es war nicht schwer zu erraten, daß Amiranda eine ähnliche Aufforderung erhalten hatte, was Garrett betraf.
Fast hätte ich die Tochter der Sturmwächterin, Amber, über den Haufen gerannt. Ich zog die Tür hinter mir ins Schloß. »Haben wir etwa gelauscht?«
»Sie hat recht.«
»Womit?« Ihre Ohren mußten spitzer sein als meine, wenn sie etwas durch dieses massive Holz hindurch hören konnte.
»Vergessen Sie Ami. Ich bin viel interessanter.«
Damals dachte ich, daß sie sich irrte. Amiranda Crest war eine Frau. Diese Kleine hier hatte den Körper einer Frau, doch das Geschöpf, das drinsteckte, war verwöhnt, oberflächlich, versnobt und vermutlich nicht besonders helle. Auf den ersten Blick. »Darüber können wir uns gern einmal unterhalten.«
»Bald, hoffe ich.«
Wenn ich mich recht erinnere, brummte ich zustimmend.
»Lassen Sie mich wissen, wann.«
Hartnäckiges kleines Biest.
Die Bürotür öffnete sich. »Was machst du hier, Amber?«
»Ich unterhalte mich mit Mr. Garrett.«
Willa Dount richtete ihren finsteren Blick auf mich. Offenbar machte sie mich dafür verantwortlich, daß die Frauen im Hause der Sturmwächterin mir auflauerten. »Geh zurück in dein Apartment, Amber. Du weißt, daß du in diesem Flügel nichts zu suchen hast.«
»Fick dich selbst, alte Schachtel!«
Domina war geplättet. Ich fürchtete schon, sie würde anfangen zu stottern. Doch ihre Reflexe waren hervorragend. »Wenn du meine Autorität in Abwesenheit deiner Mutter in Frage stellen möchtest, können wir diesen Disput gern deinem Vater vortragen.«
»Natürlich. Und er wird genau das sagen, was du ihm soufflierst, nicht?«
Domina Dount war sich schmerzlich meiner Anwesenheit bewußt. »Amber!«
»Wie machst du das nur, daß du ihn so im Griff hast? Daß du eine Frau bist, kann nicht der Grund sein. Das Badewasser gefriert ja schon, wenn du dich reinsetzt.«
»Das reicht jetzt, Amber.»
»Entschuldigt mich, Mädels. Ich habe mich bei diesen Damenkränzchen noch nie wohlgefühlt. Bin nur rein zufällig vorbeigekommen.«
Wenn Blicke töten könnten! Die gedemütigte Domina Dount hätte alles gegeben, wenn ich mich taub gestellt hätte. Und Amber wollte meine Hilfe.
Ich ging und sah mich nach Amiranda um, aber von ihr war nichts zu sehen.
10. Kapitel
Der Tote Mann war immer noch in seine Kriegsspiele vertieft. Er war selbst in seinen besten Momenten ein sehr maulfauler Gesellschafter. War jedoch sein Genie, so wie jetzt gerade, vollkommen in Anspruch genommen, war er gar kein Gesellschafter. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, daß er vermutlich einer Sache auf der Spur war, die die Kommandeure der verschiedenen Armeen im Cantard übersehen hatten. Außerdem entging ich so seinem Jähzorn.
Der alte Dean war noch schlimmer. Jede Mahlzeit wurde von einem Werbefeldzug für eine unterprivilegierte und schlichte weibliche Verwandte begleitet, die, wie er andeutete, genau das Händchen hatte, das das Haus dringend brauchte. Und leider auch kein Besuch von Amiranda. Ich suhlte mich ein paar Tage in Selbstmitleid und beschloß, meine letzten Gewinne in ein paar Fässer Bier im Einzelhandel zu investieren, zum sofortigen Verzehr.
Aber ich war nicht mit ganzem Herzen dabei. Aus den
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