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Fauler Zauber

Fauler Zauber

Titel: Fauler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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als ich endlich die Oberstadt erreichte und nach einem Plätzchen suchte, an dem ich mich verstecken konnte. Doch rücksichtsloserweise hatte man es bei der Planung dieses Viertels Eckenstehern so unbequem wie möglich gemacht. Also trabte ich die ganze Zeit in einem kleinen Geviert herum und tat so, als gehörte ich hierher. Ich redete mir ein, ich wäre Bürgersteiginspizient, und machte mich daran, selbst den kleinsten Fehler in der Anordnung der Steine aufzuspüren. Nach einer Viertelstunde, die mir wie anderthalb Tage vorkam, sah ich Ambers Signal – sie hatte sich für Kerze statt Spiegel entschieden – und schlenderte zur Hintertür. Ungefähr vierundzwanzig Stunden später öffnete die sich, und Amber lugte heraus.
    »Keine Sekunde zu früh, Süße. Da kommen schon die bösen Dragoner.«
    Die Oberstädter hatten zusammengelegt, um eine Schlägerbande zu unterhalten, deren Aufgabe es ist, den Hügelianern die Unannehmlichkeiten und Belästigungen durch Banditen vom Hals zu halten. Etwas, was wir, die näher am Fluß leben, als raue Tatsache des Lebens hinnehmen müssen, genauso wie trostloses Wetter – zum Beispiel.
    Zwei dieser Gorillas steuerten unter vollen Segeln auf mich zu. Sie hatten sich keine Sekunde von meiner Pflastersteininspektion irreführen lassen. Dafür waren sie schon zu lange im Geschäft. Ihr Grinsen war so breit, wie sie selbst lang waren. Kein Zweifel, sie meinten es ernst, und ich hatte nicht vor, mich in einen Wettbewerb im Kopfschlagen mit Typen einzulassen, die nur flöten mußten, um noch mehr schlagende Argumente auf ihrer Seite hervorzuzaubern.
    Ich wischte durch die Hintertür und ließ die Burschen mit leeren Fleischhaken auf der Straße stehen. Sollten sie doch Ambers Lachen aufspießen. »Das sind Meenie und Mo. Sie sind Brüder. Eenie und Minie haben dich sicher von der anderen Seite eingekreist. Wir haben sie als Kinder schrecklich gehänselt.«
    Mir lagen einige Bemerkungen auf der Zunge, die ich aber mannhaft herunterschluckte.
    Amber führte mich durch ein Labyrinth von Dienstbotengängen und plauderte derweil unbeschwert aus, wie sie und Karl diese Gänge benutzten, um Willa Dounts Argusaugen zu entkommen. Erneut enthielt ich mich jeden Kommentars.
    Wir gingen eine Treppe rauf, wendeten uns hier- und dorthin, schlichen endlos durch enge Gänge, die ihrem Reinlichkeitsstand nach zu urteilen lange unbenutzt gewesen waren. Schließlich legte Amber ihren Finger auf die Lippen, während sie zwischen zwei Vorhängen in einen Flur spähte, den offenbar richtige Menschen mit echtem blauem Blut in den Adern nutzten. »Die Luft ist rein. Los.« Sie stürmte voran.
    Ich trottete pflichtschuldigst hinterher und genoß den Anblick. Ich hatte noch nie Verständnis für Kulturen, die Frauen drei Schritte hinter den Mann verbannen. Oder vielleicht doch? Schließlich gibt es mehr Frauen mit dem Aussehen von Willa Dount als dem Ambers.
    Sie zog mich durch eine Tür in einen leeren Raum, wirbelte herum und streckte die Arme aus. Ich umfaßte ihre Taille. »Hast du mich angeschmiert?«
    »Nein. Karl wird in einer Minute hier sein. Er muß sich erst noch rausschleichen. Bis dahin … Du kennst doch das alte Sprichwort …
    »Ich lebe mit einem toten Loghyr zusammen und höre entsprechend viele Sprichworte. Einige haben einen so langen Bart, daß selbst die urzeitlichen Berge über seinen Hang zum Klischee vor Verlegenheit erröten. Welches alte Sprichwort meinst du?«
    »Immer Arbeit und kein Spaß macht aus Garrett 'n Sauerfaß.«
    Hätte ich mir denken können.
    Sie wollte mich unbedingt rumkriegen. Und sie schaffte es.
    Rumms! Die Türkante erwischte mich genau in dem Augenblick, als ich mich vorbeugte, um der Versuchung nachzugeben.
    Die Geschichte meines Lebens.
    Ich ließ mich von dem Stoß einige Schritte aus Ambers Reichweite hinaustragen. Was sie komisch fand.
    Karl kam rein. Er war puterrot und sprudelte nur so Entschuldigungen hervor. Vermutlich hätte er sogar die Hände gerungen, wären sie nicht voll gewesen.
    »Ich rieche Gebräu«, erklärte ich. »Das Elixier der Götter.«
    »Sie haben doch neulich in diesem Wirtshaus auch Bier getrunken. Ich hielt es für ein Gebot der Höflichkeit, eine Erfrischung mitzubringen, und deshalb …«
    Ein Schwätzer.
    Trotzdem war ich beeindruckt. Diese Idee war nicht nur auf seinem Mist gewachsen, er hatte sie auch noch allein in die Tat umgesetzt, ohne sich von einem Diener das Tablett tragen zu lassen. Vielleicht hatte er doch ein wenig

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