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Fauler Zauber

Fauler Zauber

Titel: Fauler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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mir kommen kann, gehe ich eben zu ihm. Ihnen wird schon was einfallen. Ich folge Ihnen in einer halben Stunde und verstecke mich irgendwo draußen. Wenn die Luft rein ist, geben Sie mir ein Zeichen. Sie könnten es genausogut auch gleich so einrichten, daß ich Amiranda treffe. Welches Signal geben Sie?«
    Ich hatte einen verschwörerischen Ton angeschlagen, und es klappte. Sie fiel darauf herein und ließ sich von der Heimlichkeit und Gefahr unseres Vorhabens mitreißen. »Ich mache Ihnen mit einem Spiegel von meinem Fenster aus ein Zeichen. Geben Sie mir danach fünf Minuten Zeit, und kommen Sie zur Hintertür.«
    »Wie erkenne ich Ihr Fenster?«
    Während sie es mir erklärte, fiel mir auf, daß sie diese List zu schnell bei der Hand hatte, um sie sich gerade erst ausgedacht zu haben. Hoffentlich hatte sie mit diesem Trick heimlich ihre Liebhaber reingeschleust. Wenn bisher niemand dahintergekommen war, könnte es vielleicht ja auch weiterhin klappen. Aber wenn sie mich reinlegen wollte …
    Ich konnte mir aber keinen nachvollziehbaren Grund vorstellen. Ihr ging es eindeutig darum, das Gold ihrer Mutter in die Finger zu kriegen.
    In meinem Beruf wird man schnell paranoid. Vielleicht sind die Paranoiden aber auch nur deshalb krank, weil da draußen so viele rumlaufen und ihnen ans Leder wollen.
    »Verschwinden Sie lieber«, riet ich. »Bevor man Sie vermißt und anfängt, Fragen zu stellen.«
    »Eine halbe Stunde spielt doch keine Rolle, oder?«
    »O doch. Eine halbe Stunde kann alles entscheiden.«
    »Ich kann sehr eigensinnig sein, wenn ich etwas wirklich will, Garrett.«
    »Das glaube ich gern. Hoffentlich sind Sie auch so stur, was das Gold betrifft, wenn die Dinge hochkochen.«
    »Hochkochen? Was soll denn daran gefährlich werden?«
    »Machen Sie Witze? Ich will nicht melodramatisch werden …«
    Von wegen … »Aber es könnte trotzdem eine lange, atemberaubende Gratwanderung zwischen Ihrer Mutter und den Entführern auf uns warten, bevor wir das Gold einsacken können.«
    Sie schaute mich mit großen Augen an, während die ganze Tragweite der Worte in sie einsickerte. Dann lächelte sie. »Lassen Sie einfach nur die goldene Karotte vor meiner Nase baumeln, dann wird diese Eselin hier nicht mal nach rechts oder links gucken.«
    Aha. Sie mochte ja ein bißchen langsam sein, dafür aber war sie ganz geistreich.
    Der alte Dean schaute uns vom anderen Ende des Flurs zu und probierte seinen mißbilligendsten Blick aus. Ich klopfte Amber auf dem Po. »So will ich Sie hören, Kindchen. Vergessen Sie das nicht. Ich folge Ihnen in einer halben Stunde. Lassen Sie mich lieber nicht zu lange warten.« Sie wirbelte herum und küßte mich so, daß dem alten Dean die Augen aus dem Kopf getreten sein müssen. Mir jedenfalls verging Hören und Sehen. Sie trat zurück, zwinkerte und – weg war sie.
     
     

 
14. Kapitel
     
    Ich ging wieder rein und genehmigte mir ein großes, kühles Blondes, um mich für die bevorstehende Schlacht zu rüsten. Ich mußte es mir allein zapfen. Dean war kurzzeitig erblindet und hörte nur Stimmen. Und hatte eine Mordswut auf mich.
    Ich leerte den großen Humpen, zapfte mir noch einen und ließ dann den Krug sinken. Der Tote Mann mußte die Neuigkeiten unbedingt erfahren. Er grummelte und murrte ein bißchen herum, nur damit ich mich wie zu Hause fühlte. Die Frage, ob er mir endlich das Geheimnis von Glanz Großmond enthüllen könne, beschied er abschlägig und warf mich raus. Als ich ging, hegte ich den Verdacht, daß seine Hypothese durch irgend etwas erschüttert worden war. Und eine erschütterte Hypothese kann für das Ego eines Loghyrs tödlich sein.
    Ich entsorgte meinen Humpen in der Küche, ging ins Obergeschoß und durchwühlte den Schrank, der als Waffenkammer diente. Ich entschied mich für einige unauffällige Dolche und einen bleibeschwerten, lederbezogenen Schlagstock, der mir in der Vergangenheit schon gute Dienste geleistet hatte. Ich ermahnte Dean, ja abzuschließen, wenn die Stimmen verstummt wären, und trat auf die Straße.
    Es war ein netter Tag, wenn einem eine Witterung nichts ausmacht, die sich nicht zwischen Nebel und Niesel entscheiden kann. Lag an der Jahreszeit. Die Weinbauern mögen es. Es sei denn, sie mögen es nicht. Wenn es nach ihnen ginge, wäre jeder Sturmwächter in Amt und Würden vollkommen damit ausgelastet, Feinregulierungen am Wetter vorzunehmen, damit sie die optimale Prämie für ihre Weinjahrgänge kassieren konnten.
    Ich war klamm und kiebig,

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