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Fauler Zauber

Fauler Zauber

Titel: Fauler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Ausbruch des Krieges erinnerten.
    Trotzdem mußte ich aufpassen, und zwar aus vollkommen unromantischen Gründen. Es gab genauso viele Hunde wie Kinder auf der Straße. Und jeden Moment konnte der Himmel aufreißen und einen Wolkenbruch von Abfällen ausspucken.
    Wir hatten zwar Hygienegesetze, aber wer achtete schon darauf? Es gab niemanden, der sie durchsetzen konnte.
    Das Haus, das ich suchte, war ein weiterer verkrüppelter Soldat in der Abteilung. Es besaß drei Stockwerke, die ihre Jugend schon vor Anbruch des Jahrhunderts hinter sich gehabt hatten. Ich blieb stehen und betrachtete es. Annahme eins: Junior war zu seiner Freundin Donni Pell gelaufen, als es ihm zu heiß geworden war. Annahme zwei: Donni Pell hatte nicht nur von der Entführung gewußt, sondern ihm auch geholfen, sie vorzutäuschen.
    Doch der Ort, an dem der junge Karl gestorben war, legte nahe, daß an einer oder sogar beiden Annahmen etwas faul war. Warum sollte Donni Pell sich in so einer Bruchbude vergraben, wenn sie das vermutlich höchste Lösegeld in der Verbrechensgeschichte von TunFaire eingesackt hatte?
    Und wenn er nicht zu Donni gelaufen war, wohin dann? Es war kein anderer Name aufgetaucht. Junior hatte sonst keine Freunde.
    Offenbar nicht mal den einen. Der Tod hatte sein Versteck innerhalb von nur zwei Stunden aufgespürt.
    Die Aufregung hatte sich schon lange gelegt. In diesem Stadtviertel stellte selbst der groteskeste Mord nur so lange eine Sensation dar, bis das Blut geronnen war. Und ich wurde selbst zum Objekt des Interesses, wie ich da so herumstand und einfach nur gaffte. Ich bewegte mich.
    An solchen Orten haben die Türen weder Schloß noch Riegel. Es würde nur das Kommen und Gehen der zahlreichen Bewohner behindern. Ich ging hinein und stieg über einen schlafenden Trunkenbold, der auf dem schäbigen Boden lag. Die Treppenstufen knarrten und ächzten, als ich hochging. Schleichen wäre sinnlos gewesen.
    Das war es sowieso. Um in das betreffende Zimmer im dritten Stock zu gelangen, mußte ich an zweien vorbei, die keine Türen hatten. Die Familien dort drinnen verstummten, als ich vorbeiging, und starrten mir hinterher.
    Die Todeszelle hatte eine Tür, die aber nicht besonders gut schloß. Sie schabte über den Boden, als ich sie öffnete.
    Genauso hatte ich es mir vorgestellt. Ein Zimmer, acht mal zwölf Meter, keine Möbel, ein Fenster mit Fensterladen, aber ohne Glas. Ein Haufen Decken lag an der Wand. Offenbar das Bett. Überall lag Krimskrams herum. In einer Ecke waren Wände und Boden mit bräunlichen Flecken überzogen. Anscheinend war es eine schöne Sauerei gewesen, aber das waren solche Sachen immer. Der Mensch enthält eine ganze Menge Saft.
    Sie mußten ihn irgendwie festgebunden haben. Man hackt niemanden in Stücke, ohne einen ziemlichen Affentanz zu provozieren. Ich durchsuchte alles, fand aber weder Seile noch Riemen, mit denen sie ihn hätten fesseln können. Vermutlich hatte selbst die Riesen-Brut manchmal genug Hirn, anschließend aufzuräumen.
    Oder doch nicht?
    In dem Haufen mit dem Bettzeug fand ich etwas, das ich anhand von Karls Beschreibung erkannte. Es war ein Lederbeutel mit einer dicken, langen Zugkordel. Genau das richtige, wenn man ihn einem Burschen über den Kopf stülpen und ihn strangulieren wollte, bis er ohnmächtig wurde.
    Er war voll getrockneter Kotze. Ich stellte mir einige feinfühlige Killer vor, die ihn angewidert in die Ecke feuerten.
    Wenn man jemanden würgte, bevor man ihn aufschlitzte, mußte man ihn vielleicht nicht fesseln. Er würde verbluten, bevor er aufwachte.
    »Kostet 'ne halbe Silbermünze pro Woche, gemietet wie gesehen. Wenn Se Möbel haben woll'n, müssen Se se selbst anschleppen.«
    Ich warf der Frau in der Tür einen unschuldigen Blick zu. »Und die ganze Sauerei hier?«
    »Wenn Se wollen, daß ich saubermach, kostet das 'nen Taler. Reparaturen machen Se man selber.«
    »Geht das von der Miete ab?«
    Sie sah mich an, als wäre ich durchgeknallt. »Sie zahlen im voraus, wöchentlich. Stellt sich raus, daß Se zuverlässig sin', hab ich nach ein paar Monaten vielleicht Verständnis, wenn Se mal ein' oder zwei Tage zu spät löhnen. Drei Tage Verzuch heißt Rauschmiß. Kapito?«
    Sie war in jeder Hinsicht charmant. Hätte sie nicht das einnehmende Wesen einer Kröte gehabt, hätte man sich vielleicht dazu hinreißen lassen können, ihr zu raten, gelegentlich Haar und Klamotten zu waschen. Sie konnte nicht viel älter als dreißig sein, aber innerlich war sie

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