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Fauler Zauber

Fauler Zauber

Titel: Fauler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Aber noch nicht lange.
     
     

 
39. Kapitel
     
    »Was liegt an, Morpheus?«
    »Kain will dich sprechen. Stante pede.«
    »Bin ich nicht ein Glückspilz? Womit habe ich das verdient?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin hier nur der Laufbursche. Beutler hat mir die Nachricht überbracht. Ich kann nur soviel sagen: Er sah nicht so aus, als wollte sein Boß dich an die Fische verfüttern.«
    »Wie außerordentlich beruhigend, Morpheus.«
    »Kain ist auf seine Art ein Ehrenmann. Er würde niemandem ohne vorherige Warnung den Kopf abreißen.«
    »Und was war mit Großmaul?«
    »Großmaul ist oft genug gewarnt worden. Außerdem hat er sich selbst auf den Präsentierteller gestellt und die Zunge rausgestreckt. Er hat geradezu darum gebettelt, Garrett.«
    »Was hältst du davon? Soll ich hingehen?«
    »Wenn du den Oberboß nicht verärgern willst. Es könnte möglicherweise mal der Moment kommen, an dem du von ihm etwas Toleranz brauchst.«
    »Du hast recht. Auf geht's. Verrammel die Bude, Dean.«
    Dean konnte sich nicht verkneifen zu brummeln, ich hätte gesagt, dieser Zustand würde nicht mehr länger andauern.
     
    Kain hatte sich in seinem Herrenhaus in der Vorstadt niedergelassen. Der Besitz übertraf den der Sturmwächterin an Größe und Prunk, was trefflich zeigte, wie sehr sich Verbrechen lohnt, wenn man gerissen war.
    Sattler erwartete mich schon am Tor. Das zeigte Kains Vertrauen in den Schrecken, den sein Name verbreitete. Sattler sagte nichts, sondern ging uns voraus durch die tadellos gepflegten Grünanlagen. Unwillkürlich betrachtete ich das Sicherheitssystem. Hab eben ein Auge dafür.
    »Weich nicht vom Weg ab«, warnte Morpheus mich. »Du bist nur sicher innerhalb des Zauberbanns.«
    Erst jetzt bemerkte ich neben den erwarteten und sichtbar bewaffneten Wächtern und Killerhunden die Donnerechsen, die unter den Büschen dösten. Es waren nicht die hausgroßen Monster, die wir uns vorstellen, sondern kleine Kerle von vielleicht einszwanzig bis einsfünfzig Länge. Sie waren Zweifüßler und schienen fast nur aus Schwanz, Zähnen und kraftvollen Hinterbeinen zu bestehen. Ihretwegen lag der Zauber über dem Weg. Im Gegensatz zu den Hunden konnte man sie nicht dressieren. Dafür waren sie zu blöd. Sie dachten nur an Ficken, Fressen, Faulenzen.
    »Nette Kuscheltiere«, sagte ich zu Sattler. Er antwortete nicht. Echte Unterhaltungskünstler, die Jungs vom Oberboß.
    Aber die Abschreckung endete hinter dem Haupteingang.
    Kain wußte, wie man sich königlich in Szene setzte. Ich war schon in einigen Palästen der Oberstadt gewesen, aber keiner konnte Kain das Wasser reichen.
    »Glotz nicht so, Garrett. Das ist unhöflich.«
    Ein ganzes Regiment quasi nackter Schönheiten spielte neckisch in und um einen beheizten Pool. Wir gingen dran vorbei. »Die Geschäfte scheinen gut zu laufen«, knurrte ich.
    »Sieht so aus.« Derselbe Morpheus, der mich aufgefordert hatte, nicht zu glotzen, gaffte nun selbst. Seine Augen loderten. »Die hab ich noch nie gesehen.« Und bumm. Muß weh tun, so eine Säule im Gesicht.
    Der Teil des Hauses, in dem der Oberboß auf uns wartete, war weniger luxuriös. Es war, genauer gesagt, ein widerliches, schmutziges Verlies – nur zu ebener Erde. Der Oberboß war ein blasser, aufgedunsener, fetter Mann in einem Rollstuhl. Er sah aus, als könnte er nicht mal Pellkartoffel abschrecken – bis man ihm in die Augen sah. Ich habe solche Augen nur sehr selten zuvor gesehen. Und zwar bei einigen wenigen sehr alten, sehr blutrünstigen Vampiren. Es waren die Augen des Todes.
    »Mr. Garrett?«
    Die Stimme paßte zu dem Blick. Sie war tief, feucht und kalt, und in ihrem Timbre schwang das Versprechen auf grauenvolle Dinge mit.
    »Yo.«
    »Ich denke, ich befinde mich beträchtlich in Ihrer Schuld.«
    »Aber, aber … ganz und gar nicht. Ich …«
    »Durch Ihr Herumgeschnüffel in dem, was auch immer Sie suchen mögen, haben Sie mir eine Möglichkeit eröffnet, mich von einer widerlichen Plage zu befreien. Ich ergriff die Chance und trat dabei in meiner Hast Ihre Interessen mit Füßen, eine Anmaßung, die Sie vollkommen unakzeptabel finden müssen. Aber Sie waren diesbezüglich sehr entgegenkommend. Sie haben an der Operation teilgenommen, wie mir ausgerichtet wurde, obschon Sie wenig Hoffnung hegen konnten, zu bekommen, was Sie wollten. Insofern stehe ich meiner Ansicht nach in Ihrer Schuld.«
    Hätte seine Stimme nicht geklungen, als käme sie aus einem Grab, hätte mich seine geschwollene

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