Fauler Zauber

machen.«
    Der Tote Mann tätschelte mir mental lobend die Schulter.
    Die Sturmwächterin stand auf. Ihre Miene war vollkommen beherrscht. »Sie sollten Ihr Glas leeren und sich noch eines einschenken, bevor wir rübergehen.«
    »Wenn es so schlimm wird, nehme ich lieber gleich die Flasche mit.«
    Sie war wirklich ein richtiger Kerl. »Kommen Sie mit.«
    Ich ging zum Zimmer des Toten Mannes, trat ein und machte einen Schritt zur Seite. Die Parade folgte mir. Als erste die Sturmwächterin. Die Jungs reihten sich fein säuberlich an der Wand neben der Tür auf. Beutler und Sattler starrten auf den Toten Mann. Sie waren ganz grün um die Augen.
    Man glaubt nur, was man sieht.
    »Ein toter Loghyr!« Die Sturmwächterin war begeistert. Sie klang, als sähe sie ein süßes Feenbaby im Weidenkörbchen liegen. »Wußte gar nicht, daß es noch welche gibt. Was soll er kosten?«
    »Den hier mögen Sie bestimmt nicht. Er ist ein Schmarotzer. Mein persönliches Wohlfahrtsprojekt. Er schläft nur und spielt die ganze Zeit Käfer und Söldner.«
    »Faulheit ist ein Rassenmerkmal von Loghyren. Aber selbst die Toten kann man sich nutzbar machen, wenn man die richtige Peitsche benutzt.«
    »Das müssen Sie mir bei Gelegenheit mal erklären. Ich kann ihn einfach nicht dazu bringen zu arbeiten. Was ich Ihnen zeigen wollte, liegt da drüben. Dean! Bring endlich die verdammte Lampe her!« Das hätte er schon vorher tun sollen.
    Dean huschte mit dem Gewünschten herein und stammelte Entschuldigungen. Er zitterte am ganzen Körper, und ich konnte es ihm nicht verübeln. Das war der Augenblick, in dem uns alles um die Ohren fliegen konnte.
    Sie stand da und starrte die Leichen an. Ihre Miene zeigte keine Regung. Sie hob eine Hand, winkte Dean mit einem Finger zu sich und nahm die Lampe. Sie kniete sich nieder und musterte Karl lange, Zentimeter für Zentimeter. Als sie damit fertig war, nahm sie einen tiefen Schluck aus der Flasche und wiederholte dieselbe Prozedur bei Amiranda. Die bekam nicht weniger Aufmerksamkeit, im Gegenteil, bei ihr dauerte es sogar länger.
    Die Sturmwächterin brummte, stellte die Flasche weg und tastete mit zwei Fingern Amirandas Bauch ab. »Aha«, knurrte sie nach einer Minute, griff sich die Flasche und nahm noch einen kräftigen Schluck.
    Sie stand auf. »Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, Mr. Garrett.« Sie reichte Dean die Lampe. »Können wir uns jetzt unterhalten? Ernsthaft? Nur wir beide?«
    »Ja. Dean, führ die Jungs in die Küche, und mach ihnen was zu essen. Bring mir einen Becher und einen Krug. Ins Büro.«
    »Ja, Sir. Gentlemen?«
    Keine Einwände. Vermutlich hatte Kain ihnen befohlen, brav zu kooperieren.
     
     

 
45. Kapitel
    ´
    Ich setzte mich hinter meinen Schreibtisch. Die Sturm-wächterin setzte sich mir gegenüber und widmete sich zunächst einmal der Flasche und ihrer inneren Befindlichkeit. »Karl wurde ermordet«, sagte sie schließlich.
    »Ja. Von einem Mann namens Großmaul und einer Riesenpromenadenmischung, die auf den Namen Skredli hörte. Großmaul ist hinüber. Skredli ist flüchtig, aber wir finden ihn. Er war der Anführer der Bande, die Amiranda getötet hat. Aber trotzdem war er nur ein Handlanger. Irgend jemand hat für dieses Gemetzel bezahlt.«
    »Sie haben mir einiges zu erzählen.«
    »Falls ich Sie als Klientin akzeptiere.«
    Sie dachte eine Weile nach. »Ihre Hauptaufgabe ist es, die Person zu finden, die für den Mord an Amiranda verantwortlich ist. Korrekt?«
    »Ja.«
    »Ich bin ziemlich einflußreich, das ist Ihnen auch klar. Aber ich weiß nicht, wie man einen Killer aufspürt. Angenommen, ich engagiere Sie, um Karls Mörder zu finden?«
    »Könnte klappen. Vorausgesetzt, wir einigen uns darauf, wer den Vorrang hat, falls in beiden Mordfällen dieselbe Hand die Klingen geführt hat.«
    »Kein Problem, unter einer Bedingung.«
    »Welche?«
    »Sie können sich selbst, Ihren Freunden und Ihrem Klienten den Vortritt reservieren – solange Sie mir erlauben, dem Abschluß der Geschichte beizuwohnen. Es spielt keine Rolle, was Sie tun. Für die Person, die das da drinnen angerichtet hat, darf nicht einmal der Tod ein Entrinnen bedeuten.«
    Ich fühlte eine Woge der Begeisterung und fragte mich, woher sie kam. Der Tote Mann. Er wußte etwas oder hatte etwas entdeckt. »Ich denke, wir kommen ins Geschäft.«
    »Ich werde Ihnen keine Knüppel zwischen die Beine werfen, Mr. Garrett. Und ich werde Ihnen jede Hilfe gewähren, die Sie brauchen.«
    Dean brachte das Bier.