Fauler Zauber
hast du ja alles Wesentliche mitgekriegt.« Ich holte die Landkarten, in denen ich nach meinem Verhör von Skredli herumgesucht hatte, und entrollte eine. »Siehst du das? Das ist die Kreuzung, wo ihr mit Skredlis Bande aneinandergeraten seid. Wenn du von da aus nach Westen gehst – bis hier ungefähr – kommst du zu zwei Maulbeerbäumen, hinter denen sich der Eingang zu einer alten Straße verbirgt. Ungefähr eine halbe Meile weiter liegt ein verlassener Bauernhof. Dahin haben sie Junior gebracht, als alles noch eine echte Entführung war. Ich glaube, da finden wir Donni Pell.«
»Soll ich sie herbringen?«
»Oh nein. Ich will sie da überraschen, wo sie hockt. Ich werde einen Familienausflug organisieren. Aber wenn ich ankomme, will ich wissen, was mich erwartet.«
»Also soll ich für dich den Kundschafter spielen.«
»Kriegst du das hin?«
»Kein Problem. Wann?«
»Sobald du kannst. Und pirsch dich nicht von der Straße aus an den Hof ran.«
»Ein bißchen könntest du mir schon zutrauen, Garrett.«
»Wir treffen uns morgen an der Kreuzung. Ich versuche, möglichst pünktlich gegen Mittag einzutrudeln. Ich muß auf dem Weg einige Zwischenstationen einlegen.«
Zarth deutete mit dem Schädel in Richtung Küche. »Was machen wir mit den Jungs?«
»Ist mir egal. Laß sie ruhig mitkommen, wenn sie wollen. Sie können auch bei mir bleiben. Sollten sie mit dir gehen, sorg dafür, daß sie nicht ihr eigenes Süppchen kochen. Ich muß gleich rauf zur Oberstadt. Klär mit ihnen, was sie wollen.«
Was hast du vor, Garrett? Der Tote Mann klang mißtrauisch.
»Weiß ich noch nicht. Ich werde mir unterwegs was ausdenken.«
Fühlt sich so an, als hättest du schon was geplant.
»Ich wünschte, es wär so. Es bleiben noch jede Menge Fragen offen, wenn der Vorhang gefallen ist, und die könnten Probleme machen.«
Zum Beispiel ein gewisser Garrett, der zwischen eine junge Frau, die gewöhnlich bekommt, was sie will, und eine etwas ältere Rothaarige geraten ist, die nicht nur spielen will und gewisse Besitzansprüche auf den betreffenden Mann stellt?
»An dieses Problem hatte ich nicht gedacht. Ich dachte eher an eine Sturmwächterin, die mich für meine Anmaßung und Respektlosigkeit an den Arsch kriegt, wenn sie keine weitere Verwendung für mich hat. Amber wird nicht mehr an mir interessiert sein, wenn sie ihre Krallen in das Lösegeld geschlagen hat.«
Garrett, du bist meistens ein ungewöhnlich tiefsinniger Repräsentant deiner Gattung. Aber wenn es um Exemplare des anderen Geschlechts geht, bist du oft ein Narr.
»Hab ich geerbt. Mein Vater hat auch darunter gelitten. Ich arbeite dran.«
Lieber würdest du deine Biersauferei aufgeben, da bin ich mir ganz sicher.
»Wo wir gerade von Amber reden: Ich sollte ihr vielleicht mitteilen was los ist.«
Ich habe noch einen guten Rat für dich, wenn du vermeiden willst, einen Spitzenplatz auf der Racheliste der Sturmwächterin einzunehmen.
»Und der wäre?«
Versuche, den Teil von dir auszuschalten, der darauf besteht, sarkastisch, scharfzüngig und streitlustig zu sein.
»Daran arbeite ich auch. Ich werde aufräumen, sobald ich das mit den Frauen in Ordnung gebracht habe.«
Ich ging zur Küche und streckte kurz den Kopf durch die Tür. »Sie wollen bei mir bleiben«, erklärte Eierkopf. Er grinste, was wohl heißen sollte, daß sie keine Lust hatten, die Aufmerksamkeit der Sturmwächterin Raver Styx zu erregen.
Ich zwinkerte ihm zu und ging hinauf.
47. Kapitel
Ich klopfte an Ambers Tür.»Bist du da drin?«
»Es ist nicht abgeschlossen.«
Ich trat ein. Sie kauerte auf dem Bettrand, blaß und erschöpft. »Ist sie weg?«
»Sie ist gegangen.« Ich machte es mir auf dem einzigen Stuhl im Zimmer bequem. »Wir haben es sogar geschafft, uns zu einigen.«
»Um wieviel hat sie mich überboten?«
»Amber, ich mag deine Mutter nicht.«
»Was soll das heißen?«
»Leute, die ich nicht mag, können nie Leute überbieten, die ich mag. Obwohl ich sie manchmal in dem Glauben wiege, sie könnten es.«
»Danke.« Sie klang nicht sehr fröhlich.
»Was ist los?«
»Es ist fast vorbei, oder?«
»Morgen möchte ich eigentlich jemandem den Strick um den Hals legen.«
»Weißt du schon, wem?«
»Nicht ganz sicher. Noch nicht.«
»Es wird aber niemanden glücklich machen?«
»Nein. Das tut ein Mord nie. Jedenfalls nicht auf lange Sicht.«
»Also werde ich dich nicht mehr wiedersehen …«
Ich hatte große Lust, runterzugehen und den Toten Mann
Weitere Kostenlose Bücher