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Fauler Zauber

Fauler Zauber

Titel: Fauler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Ich füllte meinen Humpen und hätte ihn fast auf einen Zug geleert. Die Sturmwächterin tat es mir mit dem zweiten Humpen nach, den Dean umsichtigerweise gleich mitgebracht hatte.
    »Ich nehme an, Sie haben für die beiden Leichen tief in Ihre Tasche greifen müssen. Sie waren bestimmt nicht billig«, sagte die Sturmwächterin.
    »Das ist wohl wahr.«
    »Schlagen Sie es auf den Vorschuß für Ihre Auslagen und Ihr Honorar auf.«
    »Ich möchte sicherstellen, daß wir uns richtig verstehen. Sie sind bereit, mich zu engagieren und auf den Fall anzusetzen, ohne sich einzumischen, solange Sie bei den Abschlußfeierlichkeiten dabei sind?«
    »Ja.«
    »Und während der Unternehmung werden Sie mich mit Ihrer Autorität decken?«
    »Falls das nötig sein sollte.«
    »In einigen Fällen wird es das sein.«
    »Ich habe nur ein Ziel, Mr. Garrett. Ich will diejenigen oder denjenigen in die Finger kriegen, die für das verantwortlich sind, was man meinen Kindern angetan hat. Geld spielt keine Rolle. Nicht mal der Kaiser könnte mich aufhalten. Haben wir uns verstanden?« Die eisblauen Augen glühten. »Sie tun alles, was nötig ist, um Ergebnisse zu bekommen. Ich decke Sie, selbst wenn Sie eine Rückfahrkarte zur Hölle brauchten.«
    »Abgemacht?«
    »Wollen Sie einen Eid, geschrieben in Blut?«
    »Das Wort der Sturmwächterin Raver Styx tut's auch.«
    Sie unterschrieb den formellen Vertrag, den ich aufsetzen durfte.«
    »Abgemacht«, sagte ich. »Wir sind im Geschäft. Und ich schulde Ihnen eine Geschichte.« Ich begann bei dem Augenblick, in dem die ganze Sache mein Leben auf den Kopf gestellt hatte. Sie bekam eine geraffte Fassung, in der nur meine persönlichen Abenteuer mit Amiranda und Amber fehlten. Aber ich glaube nicht, daß ich sie hinters Licht führen konnte.
    Einige Gedankenspiele über das Gold behielt ich ebenfalls für mich. Schließlich hatte ich noch eine Klientin.
    Es dauerte ein paar Stunden. Sie unterbrach mich nicht. Dean füllte den Krug auf und brachte Essen herein, wenn er meinte, es wäre Zeit.
    Sie reagierte nicht sofort, als ich fertig war. Nach ein paar Minuten fragte ich: »Bin ich immer noch unter Vertrag?«
    Sie warf mir diesen ›Tu-nicht-so-blöd‹-Blick zu. »Selbstverständlich.« Sie dachte noch etwas länger nach. »Es macht keinen Sinn.«
    »Nicht von unserem jetzigen Standpunkt aus. Von der Startlinie wirkte es sicher wie ein gerissener Plan. Bevor die Leute sich gegenseitig Knüppel zwischen die Beine warfen und die Sache aus dem Ruder lief. Bevor der Terror ins Spiel kam.«
    »Auch aus der Perspektive macht es nicht viel Sinn. Jedenfalls nicht für mich.«
    »Sie sollten sich jetzt nicht in sich selbst zurückziehen.«
    Zum ersten Mal seit Stunden schien sie wieder die Realität wahrzunehmen und sah mich mit steinernem Blick an. »Was?«
    »Sie ignorieren das Hauptgericht dieses Höllenmenüs. Das, was alles überschattet. Die Sturmwächterin Raver Styx.«
    »Werden Sie deutlicher, Mr. Garrett.«
    »Gern. Zum Beispiel: Stellen Sie sich alle Personen des Dramas vor, wie sie wirklich sind, bis auf eine: Die Rolle der gefürchteten Sturmwächterin Raver Styx spielt die Erbin des Gallard-Weinimperiums, diese Wie-heißt-sie-gleich? Glauben Sie, irgendjemand hätte all dies getan, wenn Sie sie wären und die Stadt für sechs Monate verlassen hätten? Wäre überhaupt jemand auf die Idee gekommen? Donni Pell und ihre Bande vielleicht, aber deren Antrieb ist Gier. Wer Sie waren oder nicht waren, spielte solange keine Rolle, bis der erste Betrug und die ersten Fouls begangen wurden und die Leute ihre Ärsche in Sicherheit bringen wollten.«
    Sie hörte es nicht gern, obwohl ich nur einen Zipfel vom Teppich gelupft hatte. Mir war noch nie eine Frau über den Weg gelaufen, die so knallhart und realistisch gewesen wäre wie sie. Sie schluckte ihren Stolz herunter. »Verstehe.« Gegen sie war Willa Dount das reinste Schmusekätzchen.
    Sie nahm noch eine Auszeit, um weiter nachzudenken. »Was haben Sie vor, Mr. Garrett?«
    »Ich würde gern Ihren Ehemann und Willa Dount unter Umständen befragen, in denen sie keinen Fragen ausweichen können und auch nicht die Möglichkeit haben, sie einfach nicht zu beantworten.«
    »Das kann ich arrangieren. Wann?«
    »Je früher, desto besser. Heute. Jetzt. Der alte Mann mit der Sense hat eine Pause verdient. Wir sollten ihm keine Chance geben, noch jemanden umzumähen.« Der Tod soll ja angeblich blind sein, aber ich habe bemerkt, daß er niemals

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