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Faunblut

Faunblut

Titel: Faunblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Schulter. »Lass ihn!«, zischte sie Tanía zu. Dann drehte sie Ben zu sich und sah ihm in die graugelben Augen. »Ben, erinnere dich! Sie waren die Herrscher der Stadt, nicht wahr?«
    Ben sah an Jade vorbei, als würde er ein Bild aus längst vergangener Zeit betrachten. »Lady Tod«, murmelte er ängstlich. »Die ganze Stadt brannte und die Wila war voller Menschenblut. Die Fische vergifteten sich daran und trieben tot ins Meer.«
    »Die Könige!«, beharrte Jade. »Die Könige waren keine Menschen, sondern Echos?«
    Ben sah sie an, als würde er von einem fernen Ort heimkehren und sich freuen, ein bekanntes Gesicht zu entdecken. Dann wurde er plötzlich wieder ernst und sagte mit absolut klarer Stimme: »Zwei Echokönige, Zwillinge, streng und aufbrausend, ja, ich erinnere mich.«
    Etwas zu ahnen, war eine Sache, aber die Bestätigung zu hören etwas ganz anderes. Jade ließ Ben los und stand wie benommen da. Das Triumphgefühl wallte wieder in ihr hoch und die Freude, das Rätsel gelöst zu haben. Am liebsten hätte sie gelacht.
    »Das kann nicht sein!«, schrie einer der Rebellen. »Das glaube ich nicht! Wir kämpfen für den Thron, auf dem Echos saßen?«
    Plötzlich redeten und schrien alle durcheinander. Die Rebellen sprangen auf. Tanía fluchte, wandte sich ab und hieb mit der Faust gegen die Wand.
    »Du lügst doch, du Wahnsinniger!«, schrie eine Frau Ben an. »Oder hast du es die ganze Zeit gewusst und uns zum Narren gehalten?«
    Tanía war mit drei Schritten bei ihr und riss die Frau an der Schulter zurück. »Ruhe!«, donnerte sie. Auf ihren Befehl hin verstummten die Rebellen sofort.
    »Ist dir klar, was es bedeutet, wenn du recht hast?«, fragte Tanía mit eisiger Stimme.
    Jade straffte sich und hob das Kinn. »Ihr wart bereit, euch mit dem Prinzen zu verbünden, als ihr noch dachtet, er sei ein Mensch. Was hat sich geändert?«
    »Alles«, sagte Tanía. »Einfach alles. Wenn es uns gelingt, die Lady vom Thron zu stoßen – sollen wir dann den Echos dienen?«
    »Wer spricht von dienen? Wer sagt, dass sie euch unterwerfen wollen? Und wer sagt euch, dass ein Menschenprinz euch nicht nur benutzt hätte, um die Macht an sich zu reißen?«
    »Mit Menschen lässt sich verhandeln«, antwortete Tanía kühl. »Einen Menschen können wir besiegen, wenn seine Dankbarkeit in Machtgier umschlägt.«
    »Das war also dein Plan?«, sagte Jade spöttisch. »Als Mittel zum Zweck waren die Echos gut genug? Aber als Verbündete traut ihr ihnen nicht?«
    »Wer bist du? Die Verteidigerin der Echos?«
    »Was bist du selbst, Tanía, eine Kämpferin gegen die Tyrannei? Oder jemand, der nicht besser ist als die Lords, die ihren Verbündeten, ohne zu zögern, ein Messer in den Rücken stoßen, sobald sie ihre Dienste nicht mehr benötigen?«
    Noch während sie den Satz aussprach, wusste sie, dass ihr Jähzorn auch in diesem Fall kein guter Ratgeber war. Selbst Leja hatte die Augen zusammengekniffen und musterte sie voller Misstrauen.
    »Ihr schafft es nicht ohne die Hilfe der Echos«, beschwor Jade die Gruppe. »Und auch mit den Echos lässt sich verhandeln – zu mir hat eines davon gesprochen. Fallt doch nicht auf die Schauergeschichten herein, die die Lady über sie verbreiten ließ.«
    Tanía zog die Brauen hoch, und Jade fiel siedend heiß im selben Moment auf, was sie da unbewusst ausgesprochen hatte: Ihr und nicht länger wir. Sie biss sich auf die Zunge und verfluchte ihre Ungeschicklichkeit. Die Rebellen wechselten einen vielsagenden Blick.
    Tanía lächelte nur kühl. »Wir schaffen es allein, verlass dich drauf.« Mit einer nachlässigen Geste zog sie ihre Spiegelscherbe hervor und warf sie auf den Lehmboden. Ein erstauntes Raunen ging durch die Gruppe, als ihre Anführerin mit voller Wucht auf die Scherbe trat. Das Knirschen von berstendem Glas ließ Jade zusammenzucken.
    »Bist du wahnsinnig?«, fuhr sie Tanía an. »Das bedeutet, ihr geht mit offenen Augen in den Tod! Ihr habt weder genug Waffen noch genug Leute, um den Palast zu stürmen. Das hast du selbst gesagt.«
    »Habe ich das?« Für einen Augenblick erkannte Jade hinter der harten Fassade die verzweifelte junge Frau, die um das Leben ihrer Schwester bangte.
    »Du weißt nicht alles, Prinzessin«, sagte Tanía. »Wir haben mehr Verbündete, als du ahnst. Und oft genug entscheiden nicht die über den Ausgang einer Schlacht, die besser gerüstet sind, sondern die, die ihre Waffen entschlossener einsetzen.«
    Im Raum war es so still geworden, dass Jade

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