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Faunblut

Faunblut

Titel: Faunblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Du hattest Angst oder du hast geträumt, das ist alles. Und jetzt lass mich endlich damit in Ruhe.«
    Da war es wieder: das Dunkle, Unausgesprochene, das zwischen ihr und ihrem Vater stand. Es hatte keinen Sinn. Sie war schon zu weit gegangen. Wieder einmal.
    »Soll ich die Schlüssel in das blaue Zimmer mitnehmen?«, fragte sie. »Dort findet sie niemand, und es wird dir auch niemand befehlen können, sie herauszugeben.«
    Zu ihrer Überraschung schüttelte Jakub heftig den Kopf. Ein Schatten huschte über sein Gesicht. In Augenblicken wie diesen war ihr Vater ihr fremd, ein Gefangener seiner Erinnerungen. Und auch heute wagte Jade nicht zu fragen, woher er wusste, wie es in einem Kerker roch.
    »Aber warum gerade unser Hotel?«, fragte sie stattdessen. »Hier wohnen keine Lords, das weiß doch jeder.«
    »Kein Haus steht näher am Fluss«, erwiderte Jakub. »Die Herrschaften mögen das Rauschen des Wassers, mehr hat man mir nicht gesagt.« Wasserwirbel kitzelten ihre Schienbeine, als er an ihr vorbei zur Treppe ging. »Es wird keine leichte Zeit werden«, murmelte er. »Was auch geschieht, wir müssen auf der Hut sein und dürfen die Gäste auf keinen Fall erzürnen.«

Ungebetene Gäste
    Die Gäste der Lady ließen sich keine Woche Zeit, sie kamen schon am nächsten Tag. Jade war gerade dabei, die Bettvorhänge in dem großen Prunkzimmer im vierten Stock von Spinnweben zu befreien, als das Klacken des Fahrstuhls durch die Wände pochte. »Ich bin hier, Jakub!«, rief sie, als sie Schritte hörte. Die Tür wurde mit dem Fuß aufgestoßen und ein rotgesichtiger Lastenträger trat mit einem gewaltigen Leinensack ins Zimmer.
    »Ist das der rote Salon?«, fragte er mit gepresster Stimme.
    Jade ließ den Vorhang sofort los, sprang vom Stuhl, auf dem sie stand, herunter und eilte dem Träger zu Hilfe. Draußen im Flur klackerte die Fahrstuhlkabine wieder in Richtung Erdgeschoss.
    »Hier rüber!«, befahl Jade. Sie packte mit an und half dabei, den Reisesack auf das Bett zu wuchten. Er roch nach Leder und ein wenig auch nach Rauch.
    Für einen Lord eindeutig zu schäbig und gewöhnlich.
    »Warum bringt ihr das Gepäck schon heute? Wir haben noch nicht einmal fertig umgeräumt.«
    Der Mann wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. »Dann beeilt euch besser. Eure Gäste sind da.«
    »Jetzt schon?«, entfuhr es Jade. Sie stürzte zum Fenster, riss die Läden auf und lehnte sich hinaus. Tatsächlich – an den zwei Pflöcken neben der Wassertreppe hatte eine kleinere Fähre festgemacht. Gerade waren die Fuhrleute dabei, eine Holzplattform über die Stufen zu legen. Straff gespannte Seile zogen sich bereits durch den Haupteingang in den ehemaligen Bankettsaal. Offenbar wollten sie etwas Schweres, Sperriges in den Saal ziehen, aber was es war, konnte Jade von hier aus nicht erkennen. Rufe hallten zu ihr hoch.
    »Sie sind viel zu früh hier!«, rief sie. Sie wirbelte herum, rannte auf den Flur und wäre beinahe gegen Lilinn geprallt. Die Köchin war völlig außer Atem, offenbar hatte sie den Weg in den vierten Stock zu Fuß zurückgelegt.
    »Sie sind unten«, keuchte sie. »Die Gäste … und mindestens zwanzig Jäger. Sie haben Jakubs Bronzespiegel abgehängt und beschlagnahmt. Dein Vater ist kurz davor, die Geduld zu verlieren. Besser du gehst runter, gut möglich, dass er sonst noch etwas sagt, was wir alle bereuen werden.«
    Jäger im Larimar! Dieser Gedanke war noch unangenehmer als die viel zu frühe Ankunft der Reisenden.
    Der Fahrstuhl war noch unterwegs, also nahm sie die Treppe. Noch nie hatte sie die Leiter so schnell hinter sich gebracht. Schon im ersten Stock hörte sie die Stimmen. Jakub diskutierte mit jemandem, und sogar von hier oben konnte sie wahrnehmen, wie viel Beherrschung es ihn kostete, Ruhe zu bewahren.
    »Es ist nicht so, dass ich Euren Wunsch nicht respektiere«, sagte er nun. »Aber wäre es nicht klüger, die … Bestien? … irgendwo anders unterzubringen? Es gibt genug Menagerien in der Stadt und …«
    »Bestien!« Der Gast lachte, als hätte er einen besonders gelungenen Scherz gehört. Jade blieb ruckartig stehen und krampfte die Hand um das Messinggeländer. War es tatsächlich diese Stimme?
    »Ich will Euch natürlich keine Umstände machen. Aber ich muss darauf bestehen, dass meine Tiere hier im Hotel bleiben. Sie müssen in meiner Nähe sein, dann gehorchen sie mir auch.«
    Jades Mundwinkel hoben sich ganz von selbst. Kein Zweifel! Das war Tam, der Nordländer!
    »Ach, und was

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