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Faunblut

Faunblut

Titel: Faunblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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geschieht, wenn Ihr nicht in der Nähe seid?«, konterte Jakub. »Klingt, als seien sie gefährlich.
    Man sagte mir etwas von Gästen – nichts von Tieren. Dafür sind die Zimmer nicht geeignet und …«
    »Sie bleiben hier!«, befahl eine andere, harte Stimme. »Du hast hier nichts zu bestimmen, Livonius.«
    Das klang nach einem Jäger. Jade nahm drei Treppen auf einmal. Der Teppich im Erdgeschoss staubte, als sie mit einem Satz auf dem Boden aufkam. Nervös kämmte sie sich mit den Fingern das Haar aus der Stirn und trat neben dem Fahrstuhl in den Empfangsraum.
    Lilinn hatte recht gehabt. Es waren viele Jäger. Zu viele. Noch nie hatte sie sich im Hotel bedroht gefühlt, jetzt aber kroch die Angst in ihr hoch. Gewehre, Galgos, Tams Kisten überall – und eine fast spürbare Kälte im Raum. Der Kerl, der Jakub eben zurechtgewiesen hatte, war groß und hatte Schultern, so breit wie eine Truhe. Eine schlecht verwachsene Narbe teilte seine Braue. Er ließ Jakub nicht aus den Augen. Jades Vater stand mitten in dem Meer von Kisten, die Fäuste in die Seiten gestemmt. An der Art, wie die Adern an seiner Stirn hervortraten, konnte Jade deutlich erkennen, wie angespannt er war. Die Nordländer hatten ihr beide den Rücken zugewandt, doch selbst jetzt bemerkte Jade, dass sich etwas verändert hatte. Tam trug heute weder Mantel noch Hut, sondern war ganz in Schwarz gekleidet, wie ein Edelmann. Gestern hatte er freundlich gewirkt, heute aber strahlte er eine Strenge aus, die Jade Respekt einflößte. Seine beiden Hunde standen neben ihm, gefährlich ruhig und bereit, beim kleinsten Wink von ihm anzugreifen. Wie ein lichteres Gegenbild seines Herrn wirkte heute der Blonde. Seine Weste ließ die Arme frei. Seine Haut war nicht gebräunt, sondern hell und irgendwie ungewöhnlich, ohne dass Jade hätte sagen können, was genau daran so auffallend war. Als hätte er ihren Blick gespürt, drehte er sich ganz plötzlich zu ihr um. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung. Und auch Jade blieb beinahe der Mund offen stehen. Gestern war der junge Mann einfach nur auf eine fremde, herbe Art schön gewesen, heute dagegen leuchtete er! Doch bei Jades Anblick verdüsterte sich seine Miene, als wäre ein Schatten ins Zimmer gefallen.
    Nun hatte auch Tam sie bemerkt. »Was für eine Überraschung«, sagte er ruhig. »Das Mädchen von den Flussleuten.« Jakub kniff irritiert die Augen zusammen, und auch einer der Jäger, der mit entsichertem Gewehr neben einem Fenster stand, nahm Jade unangenehm genau in Augenschein.
    Jade wusste beim besten Willen nicht, ob Tam sich freute, sie wiederzusehen. Seine Freundlichkeit hatte heute nichts Herzliches mehr, sie war kühl und genau bemessen. In der schwarzen Kleidung mit dem hohen Kragen sah man, wie hager Tam wirklich war.
    »Sie gehört nicht zu den Flussleuten«, sagte Jakub. »Das ist meine Tochter. Jade.«
    »Guten Tag, Tam!«, sagte Jade mit fester Stimme. »Es freut mich, dass wir uns wiedersehen.«
    »Es freut mich ebenso«, erwiderte Tam. »Du hast eine tüchtige Tochter«, wandte er sich dann an Jakub. »Sie hat uns gestern beim Ausladen geholfen. Faun, hast du deine Zunge verschluckt?«
    Faun? Jade brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, wen Tam angesprochen hatte. Ein seltsamer Name.
    Der Blonde verschränkte die Arme. Immer noch sagte er kein Wort. Zum ersten Mal sah Jade so etwas wie Zorn in Tams braunen Augen aufblitzen. »Faun!« Es war mehr als ein Befehl. Die Hunde der Jäger begannen zu knurren und sträubten ihr Fell. Die Träger traten unbehaglich von einem Bein auf das andere. Aus dem Augenwinkel bemerkte Jade, wie Lilinn neben dem Kistenwall auftauchte.
    Faun trat vor und machte eine übertrieben tiefe Verbeugung vor Jade. »Ich wünsche einen guten Tag«, sagte er mit einem ironischen Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. »Höflich genug, Tam?«
    Jade spürte, wie ihr heiß wurde. Sie ballte die Hände zu Fäusten, bis sich ihre Nägel schmerzhaft in die Handflächen drückten.
    Jakub räusperte sich. »Könnt Ihr garantieren, dass die Tiere harmlos sind?«, fragte er Tam.
    »Livonius, ich warne dich zum letzten Mal!«, zischte der Jäger mit der Narbe.
    Er ist schon viel zu wütend , dachte Jade mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube. Wenn sie nicht aufpasste, würde es Ärger geben.
    »Wir könnten die Kisten auch im Bankettsaal unterbringen«, beeilte sie sich zu sagen. »Er liegt gleich neben der Küche und dem Vorratsraum – das ist praktisch, da das

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