Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Faunblut

Faunblut

Titel: Faunblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
Luft, benommen rutschte sie an der glatten Wand hinunter, zog die Knie an den Körper und blinzelte durch die Finger.
    Es war Faun. Sein Hemd war zerrissen, der Stehkragen hing in Fetzen auf die Schulter. Das blonde Haar war zerwühlt und dunkel vor Ruß. Rauchspuren auf seiner Haut, Brandgeruch. Und … Moiras Mantel, den er durch die Luft wirbelte! Grimmig hielt er den Schwarm damit in Schach und wehrte die Vögel auch mit dem Arm ab. Ein Blauhäher griff ihn an und flatterte ihm ins Gesicht, doch Fauns Arm zuckte so schnell nach oben, dass der Vogel zerschmettert zu Boden fiel. Jade drängte sich noch mehr in die Ecke.
    So schnell, dass sie seinen Bewegungen kaum folgen konnte, schleuderte Faun den Mantel auf den Schwarm und nutzte die Sekunden, in denen die Vögel verwirrt waren, um zu Jade in die Kabine zu springen. Mit einem wütenden Ruck riss er das Gitter zu. Der Fahrstuhlknopf zerbrach unter seinem Faustschlag und endlich setzte die Kabine sich in Bewegung. Schwer atmend drehte Faun sich zu Jade um, die Fäuste geballt, die Augen flammend und sein Gesicht das eines Fremden. Es war so rußverschmiert, dass es wie eine Maske wirkte, in der die Augen zu glühen schienen. Viel beängstigender aber war der Ausdruck darin: Hass. Jade sprang instinktiv auf, bereit, sich zu verteidigen. Er bewegte sich so schnell, dass sie kaum wahrnahm, wie er auf sie zuschnellte. Das, was sie eben empfunden hatte, war Panik gewesen, nun aber lernte sie die Todesangst kennen. Er wird mich umbringen! Bevor sie reagieren konnte, gruben seine Finger sich schon wie Klauen schmerzhaft in ihre Schultern. Die Daumen lagen gefährlich nah an ihrer Kehle. Sie keuchte und packte seine Handgelenke.
    »Lass mich los!«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Mit einem gezielten Tritt traf sie sein Knie, doch er zuckte nicht einmal zusammen.
    Der Fahrstuhl kam im dritten Stock an, wo er mit einem sanften Federn einrastete. Das Geräusch und die Bewegung schienen Faun zurückzuholen – von welchem Ort, wagte sie sich nicht vorzustellen. Er blinzelte, und Jade spürte, wie sein Griff um ihren Hals sich lockerte.
    »Bist du wahnsinnig, nach oben zu gehen?«, zischte er ihr zu.
    Sie entwand sich ihm mit einem Ruck und brachte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und ihn. In der engen Kabine war das nicht einmal eine Armlänge.
    Schwer atmend standen sie sich gegenüber. Fauns Nasenflügel bebten, der Mund war ein bleicher, harter Strich. Heute sah er sie direkt an, doch Jade wünschte sich, er würde es nicht tun.
    Das kühle Kitzeln eines rinnenden Tropfens an ihrer Wange machte ihr bewusst, dass sie eine Wunde an der Schläfe hatte. Erst jetzt fiel ihr auf, dass auch Faun verletzt war. Zwischen den Resten seines Ärmels, unter einem notdürftigen Verband, zeichnete sich ein roter Streifen ab.
    »Was … was ist passiert?«, fragte sie.
    »Das geht dich verdammt noch mal nichts an!«, fauchte er.
    »Warum bist du so wütend auf mich?«
    »Weil du dumm bist«, erwiderte er. »Und blind und taub dazu!«
    Jade zuckte zusammen. Das hatte gesessen! Doch endlich, so als hätte die Beleidigung ihren Zorn wieder entfacht, fiel der Schock von ihr ab. »Ja, ich war dumm genug zu glauben, dass ihr Gäste seid. Und sogar dumm genug, mir heute darum Sorgen zu machen, ob du in die Schusslinie kommst. Stattdessen zerstört ihr hier alles und bringt uns alle in Gefahr. Ihr brecht in Zimmer ein, ihr …«
    Plötzlich war er ihr wieder gefährlich nah. Im flackernden Licht des Fahrstuhls bekamen seine Augen den honigroten Schimmer eines Raubkatzenblicks. Und da waren ein Geruch von Bedrohung, Schnee und die Kälte einer Winternacht.
    »Hör mir jetzt genau zu«, sagte er drohend. »Du steigst aus, verstanden? Ich bin vorausgegangen, aber Tam wird auch gleich zum Hotel zurückkommen. Bete, dass er anderes zu tun hatte, als sich auf die Vögel zu konzentrieren!«
    »Du gibst mir keine Befehle!«, fauchte sie. »Was wollt ihr mit diesen Blauhähern? Töten sie die Echos?«
    »In dem Fall würde es tatsächlich helfen, wenn der Gegner keine Augen mehr hätte«, erwiderte Faun mit kaltem Sarkasmus. »Aber vielleicht hätte ich sie ja wenigstens bei dir gewähren lassen sollen!«
    »Hör auf, mir zu drohen, Faun! Warum greifen Tams Vögel Menschen an? Kein normaler Vogel macht das.«
    »Vögel aus den Tierläuferbergen schon. Sie sind angriffslustig, besonders wenn sie einen Eindringling sehen. Tam hat sie darauf abgerichtet. Er spricht mit

Weitere Kostenlose Bücher