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Faunblut

Faunblut

Titel: Faunblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Bootsrand ab und schnappte nach Luft. Ihr Herzschlag pochte in ihrer Kehle.
    »Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht«, gab sie so ruhig wie möglich zurück.
    Martyn sah sie an, als hätte sie ihn geohrfeigt.
    »Großer Gott, Jade!«, stöhnte er und schüttelte den Kopf. »Was für ein Idiot ich war. Ein blinder Idiot. Dabei habe ich es von Anfang an geahnt!«
    Er nahm das Ruder und stieß es ins Wasser. Ein Ruck warf das Boot in der Strömung herum. Jade hätte beinahe das Gleichgewicht verloren.
    »Martyn, was machst du?«
    Doch ihr Freund kniff nur die Lippen zusammen und manövrierte das Boot zum Ufer. Kies knirschte unter dem Bootsrumpf.
    »Raus aus meinem Boot!«, sagte er heiser.
    Jade klappte die Kinnlade nach unten. »Du wirfst mich aus dem Boot?«, fauchte sie. »Du kannst mich doch nicht einfach mitten in der Stadt aussetzen!«
    »Entweder du steigst hier aus oder du schwimmst!« Er war totenblass geworden, und er schluckte so oft, als müsste er die Tränen zurückhalten. Und Jade verstand es besser, als ihr lieb war. Sein Schmerz, der gekränkte Stolz – es war, als würde sie alles selbst fühlen.
    Mit weichen Knien stand sie auf. Nicht nur das Boot schien unter ihr zu schwanken, sondern auch der steinige Uferboden, den sie betrat.
    Martyn nahm das Ruder und versetzte dem Boden einen wütenden Stoß. Das Boot, nun leichter, trieb schneller über das Wasser, doch Martyn riss auch noch die Leine des Motors. Das knatternde Geräusch dröhnte in Jades Ohren, dann konnte sie nur hilflos zusehen, wie das Boot sich aufbäumte und mit dem Schweif einer schäumenden Furche flussabwärts davonschoss.

Die andere Seite des Flusses
    Faun hatte sie auch diesmal nicht belogen. Als sie ihm zum ersten Mal wieder im Haus begegnete, war es, als stünde sie einem Fremden gegenüber. Der Ausdruck in seinen Augen war so feindselig, dass sogar Lilinn irritiert die Stirn runzelte. Ob er wegen Martyn wütend war? Jade beschloss, nicht darüber nachzudenken, sondern gab sich ebenfalls abweisend. Sie wusste nicht, ob es Zufall war oder ob sie sich wie zwei Magneten anzogen, aber an diesem Tag liefen sie sich gleich mehrmals über den Weg. Es war ein gefährliches Spiel, aber Jade konnte nicht anders, als ihm einmal einen betont kühlen, herausfordernden Blick zuzuwerfen. Faun gelang es plötzlich nicht mehr ganz so gut, so zu tun, als würde er sie gar nicht bemerken. Und Jade stellte fest, dass Martyn sie wirklich erschreckend gut kannte. Du willst immer das am meisten, was du am wenigsten haben kannst. Sie wollte Faun, sie war süchtig nach seinem Duft und seinen Lippen und jenseits jeglicher Vernunft sehnte sie sich nach ihm.
    Wenige Stunden später, als sie im ersten Stock am Fahrstuhl vorbeilief, fühlte sie sich plötzlich von seinen Armen umfangen und ließ sich ganz in den gestohlenen Kuss fallen.
    »Was hast du mit diesem Kerl vom Boot, der dich angefasst hat?«, flüsterte Faun ihr unfreundlich zu.
    »Er ist kein ›Kerl‹, sondern mein bester Freund. Und er hat mich nicht ›angefasst‹.«
    Fauns Augen glommen in einem kalten Licht und seine Umarmung nahm ihr beinahe die Luft. »Danach sah es aber nicht aus.«
    »Bist du etwa eifersüchtig?«
    »Rasend«, antwortete er mit leidenschaftlicher Aufrichtigkeit.
    Eine Tür schlug zu und sie trennten sich hastig und ohne ein weiteres Wort, glitten zurück in ihre Welten und verloren sich für den Rest des Tages.
    Es war eine Zeit der Geheimnisse. Sogar die Geister im Larimar hatten sich in ihre Winkel verkrochen und verhielten sich still. Selbst der Fahrstuhl schwieg, seitdem Tam immer häufiger in der Stadt unterwegs war. Oft warteten Jäger vor dem Hotel, um ihn abzuholen. Moira führte die Eskorte an. Faun hatte ihr den gefleckten Mantel zurückgegeben, und Jade hatte jedes Mal ein ungutes Gefühl, wenn sie daran dachte, wie er die Blauhäher damit in Schach gehalten hatte. Dass sie auch ein ungutes Gefühl hatte, wenn sie aus dem Fenster beobachtete, wie vertraut Faun und Moira sich anlächelten, sobald er aus dem Haus trat, hätte sie natürlich niemals zugegeben.
    Mehrmals lief Jade zum Hafen und am Fluss entlang, in der Hoffnung, Martyn zu sehen, obwohl sie wusste, dass es wenig Sinn haben würde, mit ihm über Faun zu sprechen. Zumindest nicht im Augenblick.
    Sie hatte gedacht, es würde ihr schwerfallen, tagsüber die Rolle der Gleichgültigen durchzuhalten, doch zu ihrem eigenen Erstaunen fiel es ihr weitaus leichter als Faun. Manchmal wenn sie sich in

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