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Faunblut

Faunblut

Titel: Faunblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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über Lejas Miene. Und Jade wurde klar, dass sie ihr ganz und gar nicht vertraute.
    » Elf der Lords «, flüsterte sie der grauhaarigen Frau zu. »So lautet doch eure Parole.«
    »Falsch«, gab Leja trocken zurück. Sie hob die Faust und schlug blitzschnell gegen einen Mauerstein. Und dann lernte Jade eine weitere Lektion über ihre Stadt. Der Boden verschwand unter ihren Füßen, klappte einfach zu den Seiten weg. Ihre Beine traten in die Luft. Im Reflex des Stürzens erwischte sie noch eine glitschige Holzklappe, doch halten konnte sie sich dabei nicht. Noch im Fallen sah sie, wie das Rechteck aus Licht über ihr zufiel, dann folgte schon ein jäher Aufprall. Etwas Kaltes, Nasses spritzte hoch. Es stank nach Fäulnis und verrottetem Holz. Schlamm! Japsend und keuchend rollte sie sich herum und kam auf die Beine. Wie Blitzlichter schossen ihr die Gedanken durch den Kopf: ein Hinterhalt, eine Falle! Neben ihr ein Flüstern. Ohne nachzudenken, riss sie das Messer unter der Jacke hervor. Im nächsten Augenblick kniete sie im Schlamm, niedergehalten von mehreren Händen. Ein Arm auf den Rücken verdreht, bewegungslos, weil eine Hand sich in ihre Haare gekrallt hatte. Panik erfasste sie, als sie einen wütenden Fluch hörte. »Das Biest hätte mich beinahe erwischt!« Die Stimme erinnerte an knarrendes Holz.
    »Tut ihr nicht weh!« Das war eine zitternde, nuschelnde Frauenstimme.
    »Nell?«, schrie Jade. »Nell, bist du das?«
    »Ruhe!«, fauchte ihr jemand ins Ohr. »Hältst du freiwillig den Mund oder muss ich dich knebeln?«
    Grober Stoff kratzte über ihre Nase und die Augenlider. Jemand zurrte das Band vor ihren Augen fest. Dann wurde sie schon an den Armen hochgezogen. »Mitkommen!«
    »Was soll das? Wohin bringt ihr mich?«
    »Du wolltest uns doch kennenlernen«, sagte die knarrende Stimme. Ein Streichholz wurde angerissen und ein Lichtschimmer drang durch den Stoff vor ihren Augen.
    »Keine Angst«, sagte Nell leise. »Sie tun dir nichts.«
    Jade blieb nichts anderes übrig, als sich darauf einzulassen. Also nickte sie und kniff die Lippen fest zusammen. Zwischen den beiden Rebellen, die sie festhielten, stolperte sie vorwärts. Schlamm drang in ihre Schuhe, dann stieß sie an etwas Hartes.
    »Treppe«, flüsterte Nell.
    Es waren fünf Stufen. Dem Geruch nach Kalk und Mörtel zu urteilen, gingen sie durch einen Kellerflur. Zehn Leute, schätzte Jade anhand der Schritte. Sie musste sich vor Durchgängen ducken und ein Stück weit sogar über Kies kriechen. Immer wieder hörte sie das Schaben von eisernen Gittern, die verschoben wurden, und versuchte, sich im Kopf ein Bild der Route zu machen, doch es war zwecklos. Schon bald verlor sie jegliche Orientierung.
    Nach einer Ewigkeit blieb die Gruppe stehen. Einer der Männer schubste sie auf etwas, das eine steinerne Bank sein mochte.
    »Lass die Binde dran«, sagte er warnend, und endlich ließen sie sie los. Die Luft roch nach trockenem Staub und unter ihren Fingern fühlte sie Backsteine. Jedes Geräusch wurde von den glatten Wänden verstärkt.
    »Ben?«, fragte sie leise.
    »Wir können ihr trauen«, wisperte Nell. »Das haben wir doch schon geklärt. Nehmt ihr die Augenbinde ab.«
    »Wer hier wem vertraut, entscheide ich.« Das war eine weitere Frauenstimme, hell und erstaunlich jung. »Immerhin ist sie die Tochter von Livonius. Livonius, der Ladytreue.«
    Jade glaubte, sich verhört zu haben. »Moment mal …«, protestierte sie.
    Doch die Frau sprach weiter, als wäre Jade nicht anwesend. »Sie leben beide nicht schlecht mit den Privilegien aus dem Palast. Und sie selbst treibt sich am liebsten bei den Flussleuten herum – und die sind ja die Schoßhunde der Lady, wie wir alle wissen.«
    Jade schnaubte. »He, Schandmaul!«, rief sie. »Über mich kannst du sagen, was du willst, aber lass meinen Vater aus dem Spiel! Er ist kein Ladytreuer, wie du ihn nennst. Er lebt in dieser Stadt, so gut oder so schlecht es geht, wie alle anderen auch. Und wenn eure Spione wirklich so klug sind, wie sie glauben, würdest du wissen, wie oft Leute bei uns im Larimar Unterschlupf finden.«
    »Kann man so sagen«, bestätigte Nell. »Und außerdem hat sie uns geholfen mit der Information zu den Vögeln.«
    »Habt ihr Kontakt zu den Echos?«, fragte Jade.
    »Vorsicht!«, mahnte die Frauenstimme. Jade musste sich zusammenreißen, um nicht vor Ungeduld und Wut ausfallend zu werden.
    »Du hast jedenfalls gute Kontakte zum Sucher der Lady. Warum willst du uns helfen? Du lebst doch

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