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Faunblut

Faunblut

Titel: Faunblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Kinn strich über ihr Haar. »Es war meine Schuld. Ich … war nicht da. Ich war nicht da, um dich zu beschützen.« Das Stocken in seiner Stimme kannte sie nicht. Unwillkürlich begann sie wieder zu zittern.
    »Ist er wieder im Käfig?«
    Ein Nicken. Sie hatte erwartet, dass er etwas sagen würde, doch er hielt sie nur fest und schwieg. Jade schloss die Augen. Sie wusste nicht, ob sie Jakub jemals wieder glauben konnte, aber es war leichter denn je, Faun zu vertrauen.
    »Die Echos kommen aus dem Fluss. Hast du das gewusst?«, fragte sie.
    Faun lockerte seinen Griff und ließ sie schließlich zögernd los. »Seit gestern, ja. Tam hat es herausgefunden. Die Lady wollte deshalb alle Kanäle in der Stadt zuschütten und die Ufer bewachen lassen.«
    »Wollte?«
    »Der, der sie aus den Tiefen herbeigerufen hat, ist tot. Ohne ihn sind sie schwach – Tam sagt, im Fluss sind sie nicht viel mehr als ein Widerhall aus der Vergangenheit.«
    Bis zu der Erwähnung von Tams Namen hatte Jade vorgehabt, Faun von den Händen und dem Mädchen zu erzählen. Nun aber besann sie sich wieder darauf, dass Faun und sie immer noch in verschiedenen Lagern kämpften.
    »Sie werden an Kraft verlieren und in den Tiefen verschwinden.« Seine Stimme klang seltsam tonlos, und als sie den Kopf hob und ihn ansah, oszillierten seine Augen in diesem seltsamen Zwischenton aus Schwärze und Honigrot.
    »Du gehst?«, fragte er mit einem Blick auf ihren Rucksack.
    Jade nickte und trat einen Schritt zurück. Für das, was sie nun sagen würde, brauchte sie nicht nur ihren ganzen Mut, sondern auch etwas Abstand.
    »Ich bleibe nicht im Larimar«, sagte sie mit fester Stimme. »Nicht mit Jay. Und auch nicht mit Tam. Wenn es sein muss, gehe ich allein, aber … in dem Boot ist auch Platz für zwei Leute.«
    Die Frage hing bleischwer im Raum. Faun biss sich auf die Lippen und betrachtete den Rucksack. »Ich weiß, wo wir Unterschlupf finden«, fügte Jade hinzu. Inzwischen raste ihr Herz so sehr, dass sie meinte, ihr Blut rauschen zu hören. Und dann gab ihr Faun – ihr Faun, dem sie vertraute – eine Antwort, die ihr den Boden unter den Füßen wegzog.
    »Es ist besser, wenn du gehst«, sagte er. »Eigentlich war ich nur hier, um mich … von dir zu verabschieden. Wir sollten es beenden, Jade.«
    Ihr Körper begriff, was die Worte bedeuteten, denn ihre Hand suchte Halt an dem Bettrahmen. Ihr Verstand aber wollte es nicht glauben.
    »Das … verstehe ich nicht«, flüsterte sie. »Gestern sagtest du, du würdest zurückkommen. Du würdest mich überall finden.«
    Er wich ihrem Blick nicht aus, sondern hob das Kinn und straffte die Schultern. »Gestern dachte ich noch, ich könnte dich beschützen.«
    »Ich will keinen Beschützer!«, fuhr sie ihn an. »Ich will nur, dass du mir erklärst, was das soll.«
    »Ich habe lange darüber nachgedacht, Jade. Und die Geschichte mit uns … hat keine Zukunft.«
    »Die Geschichte ? Wir sind nichts weiter als eine Geschichte ?« Längst achtete sie nicht mehr darauf, ob ihre Stimme auf den Flur hallte. Das passiert nicht wirklich, dachte sie benommen. Nicht mir, oh nein, es ist ein Traum.
    Faun schluckte zwar, aber der harte Ausdruck in seinen Augen ließ ihn kühl und unnahbar wirken, wie bei ihrer ersten Begegnung.
    »Wir werden uns nicht mehr sehen müssen«, sagte er mit einer Sachlichkeit, die Jade wie ein Hieb in den Magen traf. »Tam und ich verlassen morgen das Larimar. Bis der Hafen wieder für die Handelsschiffe freigegeben wird und wir abreisen können, werden wir in einem der Adelspaläste bleiben.«
    »Es ist also wegen Tam? Bist du sein Sklave? Hat er dir befohlen, dich von mir fernzuhalten?«
    Die Muskeln an seinem Unterkiefer arbeiteten. Die Tatsache, dass sie ihn an seiner wunden Stelle getroffen hatte, erfüllte sie mit einer grimmigen, verzweifelten Zufriedenheit.
    »Nein«, antwortete er. »Es ist wegen Jay.«
    Jade klappte die Kinnlade nach unten.
    »Er hätte mich beinahe getötet!«, rief sie. »Ist dir das gleichgültig? Kannst du zu ihm zurückgehen und so tun, als wäre nichts geschehen? Er ist ein Monster!«
    »Das ist er nicht!«, fuhr Faun sie an. Dann senkte er den Kopf und setzte leise hinzu: »Er ist mein Bruder, Jade.«
    Jetzt konnte sie nicht anders, als zu lachen. Doch Faun reagierte nicht und ihr Lachen verhallte in der Totenstille des Zimmers. »Ich hätte es dir früher sagen müssen«, sagte Faun und strich sich unbehaglich über das Zeichen des schwarzen Feuers.
    »Was soll das

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