Fay - Das Vermaechtnis des Blutes
die gesamte Gefühlspalette die ihr mit euch tragt und kann sie dementsprechend nachempfinden. Man könnte sagen dass ich vermenschlicht bin.
Daher weiß ich also sehr gut wie sich Lust, Verlangen und sexuelles Begehren anfühlt. Diese zählen zu den guten Empfindungen die ich gerne auf mich einwirken lasse. Glücklicherweise kann ich mich aber vor den negativen Gefühlen abschirmen.“
„Also kannst du…!“ Jo hob die Hand und brach Dalila mitten im Satz ab.
„Da muss ich dich leider enttäuschen.
Dich kann ich nicht ausblenden, weil wir miteinander verbunden sind. Selbst wenn ich wollte, ginge es nicht“, sagte er und erstickte ihre Hoffnung auf mehr Privatsphäre bereits im Keim.
„Deine Empfindungen sind überaus…interessant“, meinte er und zog eine seiner Augenbrauen wissend hoch. Dalila verschränkte die Arme vor der Brust und verzog eine Schnute.
„Bitte hör auf zu schmollen. Unsere Verbindung hat ja auch sein Gutes!“ Nun wurde sie hellhörig, denn sie konnte sich nicht vorstellen was daran gut sein sollte.
„Wenn du in Gefahr bist kann ich das fühlen. Dadurch kann ich dich wo immer du auch bist aufspüren, um dich zu beschützen. Das ist doch eine tolle Sache, oder etwa nicht?“, fragte er rein rhetorisch und schmunzelte zufrieden.
„Ja, sehr toll!“ entgegnete ihm sein Schützling in einem leicht sarkastisch angehauchten Tonfall. Dabei rollte sie genervt mit den Augen und stocherte in ihrem Essen herum.
„Ich für meinen Teil genieße deine Empfindungen sehr und wüsste nicht weshalb ich dein Gefühlsfeuerwerk abschirmen sollte, wenn ich es denn könnte.
Dalila, ich will ehrlich mit dir sein. Natürlich weiß ich schon längst was ich bei dir auslöse.“ Nun war es amtlich. Jo sprach offen an wovon sie hoffte, dass es ewig im Verborgenen bleiben würde und niemals zur Sprache kam. Er wusste, dass das Menschenmädchen sich in ihn verschossen hatte. Beschämt schlug sie die Hände vors Gesicht. Der Appetit war ihr nun gänzlich vergangen.
„Du brauchst dich deswegen vor mir nicht zu schämen! Das ist doch nur menschlich!“, sagte er beschwichtigend und ging um den Tisch herum. Tröstend streichelte er ihr sanft über den Rücken, wodurch das Ausmaß der Peinlichkeit für sie nicht geringer wurde.
„Wieso quälst du mich dann so?“ nuschelte sie in ihre Hände.
„Verzeih mir bitte. Mir war nicht bewusst, dass ich dir Leid zufüge“, meinte Jo betreten. Dalila schüttelte den Kopf und legte ihre Hände in den Schoß.
„Es ist nicht wortwörtlich eine Qual, dass mir deshalb etwas weh tun würde. Es ist vielmehr unerträglich für mich, wenn du mir immer so nah kommst, weil ich weiß, dass zwischen uns nie etwas passieren wird.
Es ist nicht schön wenn die eigenen Gefühle nicht erwidert werden. Natürlich kannst du auch nichts dafür, dass ich so blöde bin und mich ausgerechnet in dich…naja…du weißt schon was ich meine.“ Dalila wagte es nicht Jo in die Augen zu sehen. Ihr war dieses Geständnis viel zu peinlich gewesen, um überhaupt jemals wieder unbefangen mit ihm reden zu können.
„Möchtest du, dass ich deine Gefühle erwidere?“, fragte er mit süßlicher Stimme. Seine Frage rief Verwirrung bei ihr hervor. Mehr als erstaunt über sein Angebot, wandte sie sich ihrem Faypaten zu wodurch sie ungewollt seinen lodernden Blick kreuzte, dem sie sich nicht mehr entziehen konnte.
„Möchtest du, dass ich dich küsse?“, raunte er verführerisch. Dalila war völlig perplex. Ihr Inneres wurde von dieser Frage derart aufgewühlt, als sei sie mitten im Wirbelsturm der einst schon Dorothy nach Oz verfrachtet hatte. Ihr Mund wurde so trocken, sodass ihre Zunge am Gaumen klebte.
Jede einzelne Faser ihres Körpers verzehrte sich nach einem Kuss von dem schönen Fay. Wie von einer fremden Kraft getrieben nickte sie und schloss die Augen. Jo beugte sich zu ihr hinunter und hob ihr Kinn an. Dabei strich einer seiner Zöpfe über ihre Wange. Sie spürte seinen heißen Atem auf ihren Lippen. Sämtliche Haare standen ihr zu Berge. Die Spannung die zwischen ihnen herrscht war elektrisierend und die Luft war geschwängert mit Jos köstlichem Duft, der ihr allmählich die Sinne vernebelte.
Doch während einer Millisekunde hatte Dalila einen klaren Moment. Wie von der Tarantel gestochen sprang sie von ihrem Stuhl auf, der mit lautem Gepolter zu Boden ging. Keuchend presste sie sich an den hölzernen Unterschrank des Spülbeckens und krallte sich am Rand des
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