Fay - Das Vermaechtnis des Blutes
Porzellanbeckens fest. Dabei japste sie aufgeregt nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Jo war über ihren spontanen Rückzieher ebenso verblüfft gewesen, wie sie selbst.
„Was ist? Habe ich etwas falsch gemacht?
Ich dachte ein Kuss von mir ist das was du möchtest, oder etwa nicht?“, hakte er skeptisch nach.
„Ja, es ist genau das was ich möchte. Was ich möchte!
Ich kann es nicht verantworten, dass du etwas machst nur um mich zufrieden zu stellen. Soweit kann und werde ich nicht gehen. Du bist mein Faypate! Ich kann dich doch nicht aus niederen Beweggründen für meine Zwecke ausnützen. Das wäre falsch!“, erklärte sie ihm und fasste sich an den Kopf.
„Ach so ist das. Du hast geglaubt eigennützig zu handeln“, folgerte er.
„Du musst wissen, dass ich nie etwas tun würde was ich nicht möchte“, sagte er und zwinkerte ihr spitzbübisch zu. Diese Erkenntnis ließ er Dalila erst einmal verdauen. Verdattert sah sie ihm nach wie er die Küche verließ. Ihr wurde nun klar, dass sie ihre Chance verpasst hatte einen Kuss von ihm zu ergattern. Jedoch hatte sie ihren Prinzipien nach richtig gehandelt. Denn ihr wurde schon als kleines Kind beigebracht wie wichtig es war, dass man aufrichtig und stets nach besten Gewissen handeln sollte - und ebendies hatte sie getan.
Würde sich jemals wieder solch eine Gelegenheit für sie bieten?
Mit hinuntergezogenen Mundwinkeln dackelte sie ihrem Übernachtungsgast hinterher. Jo hatte es sich bereits auf dem Schlafsofa bequem gemacht und erwartete sie. Er hob die Decke hoch, damit sie sich zu ihm legen konnte. Dabei achtete Dalila peinlich genau darauf, dass sich genügend Abstand zwischen ihnen befand. Denn der beinahe Kuss mit ihrem Faypaten war mehr Aufregung gewesen, als sie für einen Abend verkraften konnte.
Während sie so da lag und ihre Glieder sich langsam entspannten, merkte sie wie müde sie war. Eine Weile versuchte sie noch gegen die Müdigkeit anzukämpfen, doch die leise säuselnden Stimmen aus dem Fernseher wirkten zusehends einschläfernd auf sie.
„Na stell dich nicht so an und schlaf endlich! Ich werde deinen Schlaf bewachen.“ Ohne weitere Aufforderung schloss Dalila ihre Augen und fiel nach wenigen Atemzügen in einen tiefen Schlaf.
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7) Ein verhängnisvoller Spaziergang im Wald – Teil I
Der süße Geruch von Pfannkuchen kitzelte in Dalilas Nase und ließ sie allmählich erwachen. Alle Viere von sich streckend gähnte sie ausgiebig und schüttelte somit den Schlaf von vergangener Nacht von sich ab. Jo hantierte lautstark in der Küche herum. Während er für seinen Schützling ein Frühstück vorbereitete damit sie bei Kräften blieb, wurde das Kochgeschirr hörbar zu seinem Orchester. Denn der Lärm den er dabei fabrizierte war in erster Linie der eigentliche Grund gewesen wovon das schlummernde Mädchen aus ihrem Tiefschlaf erwacht war. Den Duft von warmen Pfannkuchen zu schnuppern beschleunigte die Sache jedoch ungemein.
„Guten Morgen du Schlafmütze“, begrüßte der Hobbykoch sie, als sie gemächlich in die Küche geschlürft kam und sich an den gedeckten Tisch setzte.
„Wow, du bist ein wirklich guter Koch!“, merkte sie anerkennend an, nachdem sie den ersten Bissen auf ihrer Zunge kostete.
„Das habe ich Daphne zu verdanken, denn sie hat mir das Kochen beigebracht“, gestand er ihr, damit er die Lorbeeren für seine Kochkünste nicht alleine einheimste.
„Ach bevor ich es vergesse. Ich muss dich leider verlassen, denn der hohe Rat hat nach mir gerufen. Daphne wird bald zurück sein. Ich hoffe du kommst solange ohne einen Babysitter klar“, meinte er und grinste frech. Doch Dalila ging nicht weiter auf seine Neckerei ein.
„Aber was ist wenn mir während eurer Abwesenheit etwas passiert?“, protestierte sie mit vollem Mund. Die Erinnerung an die Begegnung mit dem Schwarzblüter war noch allgegenwärtig. Sie schauderte bei dem Gedanken nochmals solch einer Kreatur hilflos ausgeliefert zu sein.
„Keine Sorge. Späher haben die ganze Umgebung von Fairywicket durchsucht und nichts Ungewöhnliches entdecken können. Weit und breit sind keine dunklen Energien zu spüren“, beruhigte er sie und schaltete den Herd ab.
„Kommst du ab jetzt ohne mich klar?“, vergewisserte er sich und fing mit der Pfanne galant einen fliegenden Teigfladen aus der Luft auf.
„Aber natürlich komme ich ohne dich klar. Du kannst gehen, schließlich bin ich schon erwachsen“, meinte sie trotzig und stopfte
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