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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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politische und persönliche Integrität und die Charakterlosigkeit des FBI-Chefs. »Ich muss Sie bitten, für Ihr Bureau und für Ihr Land das Richtige zu tun«, schrieb Revell an Sessions. »Treten Sie zurück, wenn Sie noch einen Funken Anstand haben und bevor Sie einer Behörde, die zu ehren und zu achten Sie sich verpflichtet haben, weiteren Schaden zufügen.«
    Seit Hoover war jeder Direktor vom Senat für eine zehnjährige Amtszeit berufen worden, die der Präsident nach Belieben beenden konnte. Bush hätte dem Rat seines Justizministers folgen und Sessions entlassen können, bevor der nächste Präsident am 20. Januar seinen Amtseid leistete. Doch er beschloss, die Sache als giftiges Abschiedsgeschenk dem nächsten Präsidenten, Bill Clinton, aufzubürden.
    Stolz und trotzig weigerte sich Sessions, seine Verfehlungen zuzugeben. Er tat so, als habe er die Rücktrittsrufe nicht gehört, obwohl sie aus den eigenen Reihen kamen. Sechs Monate verstrichen – sechs entscheidende Monate – mit einem machtlosen Mann an der Spitze, der schon zu viele Schläge eingesteckt hatte und nun isoliert in seinem Büro beim FBI saß.
    Die Führung und Kontrolle des FBI gehörte nicht zu Präsident Clintons Stärken. Sessions blieb bockig. Die ersten beiden Kandidatinnen, die Clinton für das Justizministerium nominierte, schieden rasch aus; beide hatten gesetzwidrig illegale Einwanderinnen als Kindermädchen engagiert. Ohne Justizminister konnte er schwerlich den FBI-Chef feuern. Am 11. Februar 1993, drei Wochen nach seinem Amtsantritt, traf Clinton seine definitive Wahl: Janet Reno, die Oberstaatsanwältin des Bundesstaates Miami. Sie war die erste Frau, die dieses Amt bekleidete, und blieb länger als jeder ihrer Vorgänger im 20. Jahrhundert auf ihrem Posten. Ebenso wie ihr Präsident hatte sie nichts als Kummer mit dem FBI.
    »Als ich mein Amt antrat, merkte ich bald, dass das FBI nicht wusste, [was für Daten] es hatte«, sagte Reno später aus. »Die rechte Hand wusste nicht, was die linke tat.« Bei Anbruch des Internetzeitalters lebten Agenten in einer 64-Kilobyte-Welt. Wenn das FBI endlich neue Informationstechnologie installiert hatte, war sie schon wieder veraltet. Entsetzt stellte Reno fest, dass man beim FBI nicht einmal die einfachste Datenbanksuche durchführen konnte. Das Bureau brachte es nicht fertig, Ermittlungsakten in einem Computersystem zu speichern und Informationen abzufragen. Die Außendienststellen standen weder untereinander noch mit dem Hauptquartier im Austausch. Die Agenten hatten keine Möglichkeit, miteinander in Kontakt treten. Auch bei der FBI-Elite, die zur Terrorbekämpfung eingesetzt wurde, stapelten sich Papierakten auf dem Fußboden, Abhörprotokolle blieben ungelesen, weil es an Übersetzern fehlte, und niemand erkannte Zusammenhänge.
    »Manchmal dachte ich, wir hätten Fortschritte gemacht, aber dann stießen wir auf etwas anderes, von dem wir nicht wussten, dass es uns fehlte«, sagte Reno. »Das FBI tat sich sehr schwer, dieses Problem zu lösen.« [589]  
    Das Beste und das Schlimmste über das FBI erfuhr sie wenige Tage nach ihrem Amtsantritt.
    Am Freitag, dem 26. Februar 1993, detonierten 700 Kilogramm Sprengstoff in der Tiefgarage des Nordturms des World Trade Centers. Es war der größte Bombenanschlag in den Vereinigten Staaten seit 1916, als die Black-Tom-Explosion Manhattan erschütterte und bei der Freiheitsstatue auf der anderen Seite des New Yorker Hafens Narben hinterließ.
    Bei dem Anschlag im World Trade Center starben sechs Menschen, über tausend wurden durch die Detonationswelle, den Rauch und die Granatsplitter verletzt. Die Betondecken der sechsstöckigen Tiefgarage brachen bis zum Fundament ein. Die Explosion riss ein 30 Meter großes Loch. Drei Tage nach dem Anschlag wurde in den Trümmern ein aufschlussreiches Stück geborgen: das demolierte Fahrgestell eines Kleinlasters mit der Fahrzeugidentifikationsnummer. Es gehörte zu einem Ryder Van, der eine Woche zuvor in New Jersey angemietet worden war. Für das FBI war es ein Glückstreffer, dass einer der Verschwörer beim Autoverleih erschien, den Diebstahl des Lasters meldete und seine Kaution von 400 Dollar zurückverlangte.
    »Wie schnell das alles ging und wie viel Glück im Spiel war, ist einfach phänomenal«, staunte Richard Hahn am Tatort im World Trade Center. Damals war er seit zwanzig Jahren als Terrorermittler beim FBI tätig. [590]   Vier Verschwörer wurden verhaftet, doch die Festnahmen

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