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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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FBI-Leute von Al-Qaida oder bin Laden hörten.
    Die Agenten in San Francisco reichten Mohameds Enthüllungen weder nach Washington noch nach New York weiter. Unterdessen war er zu seiner Arbeit für Al-Qaida zurückgekehrt und half beim Aufbau der Zelle in Nairobi. Auf bin Ladens Befehl war er dorthin gegangen, um potentielle Ziele für einen Bombenanschlag zu prüfen. Er machte Fotos von der US-amerikanischen Botschaft und legte sie in der sudanesischen Hauptstadt Khartum bin Laden vor. Der schaute sich die Bilder an und deutete auf die Rampe, die zu einer Tiefgarage führte. Das sei der beste Platz, um einen mit Sprengstoff beladenen Laster abzustellen, meinte er.
    Als das FBI Ali Mohamed das nächste Mal kontaktierte, kam es zu einem ominösen Gespräch. Ein Verteidiger, der das Verfahren gegen den Blinden Scheich vorbereitete, teilte dem Bundesstaatsanwalt Andrew McCarthy mit, er wolle bei dem Prozess Mohamed als Zeugen vernehmen. Auf McCarthys Anordnung machte Harlan Bell, einer der wenigen Arabisch sprechenden Special Agents beim FBI, Mohamed in Nairobi ausfindig und erklärte ihm am Telefon, er müsse ihn sprechen. Mohamed flog zurück nach Kalifornien, wo es am 9. Dezember 1994 in einem Konferenzraum in Santa Barbara zu einer gespannten Auseinandersetzung mit Bell und McCarthy kam.
    »Von seinen Betreuern, FBI-Agenten in Nordkalifornien, mit denen er angeblich kooperierte, war er mir als angenehmer, freundlicher Mensch geschildert worden«, erinnerte sich McCarthy. »Es wurde bald klar, wer hier nicht ganz astrein war.« Nach dem Gespräch hatte McCarthy so ein Gefühl im Bauch, dass das FBI von einem Terroristen an der Nase herumgeführt wurde; er meinte, »das FBI sollte gegen ihn ermitteln, statt zuzulassen, dass er [das Bureau] infiltriert«. Aber McCarthy fehlten die Informationen, die er gebraucht hätte, um seine Ahnung zu erhärten, weil das Bureau nicht damit herausgerückt war, was es über seinen Informanten wusste. »Erst sehr viel später erfuhr ich, Mohamed habe den FBI-Agenten gesagt, dass bin Laden eine Organisation namens Al-Qaida leitete.« [613]  
    Die Mitglieder der Radical Fundamentalist Unit, der neuen Einheit für radikale Fundamentalisten des FBI wusste damals über Ali Mohamed und Al-Qaida nicht Bescheid. In der Regel hatten sie keine Ahnung, welche Ermittlungen ihre Kollegen anstellten. Auch ihre Vorgesetzten wussten nicht wirklich, was in den Außenstellen passierte. Das FBI hatte einzelne Experten, aber keine systematische Datenweitergabe. Die 56 Außendienststellen des FBI arbeiteten isoliert. Agenten zogen selten Analysten zu Rate. Die Terrorismus-Einsatzgruppen im ganzen Land hatten kaum Kontakt zum Hauptquartier. Und der Direktor wechselte nach wie vor kein Wort mit dem Weißen Haus.
    »Tötet die Amerikaner«
    Anfang September 1997, zwei Wochen nach seiner Rückkehr aus Nairobi, stellte Dan Coleman Ali Mohamed bei einem Essen in einem Restaurant in Sacramento zur Rede. Der Ägypter arbeitete zu der Zeit beim Sicherheitsdienst einer für das Militär tätigen Firma in Kalifornien. Während die beiden sich unterhielten, durchsuchten FBI-Leute Mohameds Wohnung und zogen sich eine Kopie seiner Festplatte.
    Die Unterredung verlief einseitig: Colemans Gesprächsnotizen verzeichneten unentwegte Sticheleien: »MOHAMED erklärte […] er liebe bin Laden und glaube an ihn. Mohamed gab zu, er habe Leute in ›Kriegsgebieten‹ ausgebildet, und fügte hinzu, Kriegsgebiete könnten überall sein. Mohamed deutete an, er kenne sehr viele Leute, man vertraue ihm und er könne Menschen mit anderen Menschen zusammenbringen, die sie brauchten.« [614]  
    Eine ernstere Warnung folgte am 23. Februar 1998. Bin Laden und sein neuer Verbündeter Ayman al-Zawahiri, der Führer der Gruppierung Ägyptischer Islamischer Dschihad, schickten eine Proklamation aus Afghanistan. Die beiden hatten sich zusammengetan und gemeinsam die erste globale Terrorgruppe gegründet, und ihre Worte gingen um die Welt.
    »Wir geben folgende Fatwa an alle Muslime heraus«, sagten sie. »Die Amerikaner und ihre Verbündeten – Zivilisten und Militärs – zu töten ist in jedem Land, in dem es getan werden kann, eine individuelle Pflicht für jeden Muslim, der es tun kann.«
    Die Früchte von Dan Colemans Ermittlungen in Nairobi nutzend, erstellte Patrick Fitzgerald, Bundesstaatsanwalt am Bundesgeschworenengericht in New York, eine Anklageschrift gegen bin Laden. Justizministerin Janet Reno genehmigte das Abhören

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