Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
Vom Netzwerk:
Installieren von Wanzen und Einbruch gehörten ab den 1930er Jahren zum festen Repertoire der Geheimoperationen des FBI. Hoover glaubte, dieses Instrumentarium sei notwendig, um die Vereinigten Staaten vor Spionen und Saboteuren zu schützen. Und Präsident Roosevelt wusste, dass solche Methoden im Spiel der Nationen zur gängigen Praxis gehörten.
    Auf höchster Regierungsebene in Washington ahnte man allmählich, dass Hoover Privatgespräche mithörte. Das Gefühl der Allgegenwärtigkeit des FBI stellte an sich schon einen Machtfaktor dar. Als 1936 wegen des Verdachts ermittelt wurde, Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs könnten vorab durchgesickert sein, zapfte das FBI die Privatleitung eines Justizangestellten an. Der Oberste Richter Charles Evans Hughes vermutete, dass Hoover das Besprechungszimmer abgehört hatte, in dem die Verfassungsrichter ihre Entscheidungen trafen. Wenn man sogar in den Räumen des Supreme Court aufpassen musste, was man sagte, hatten sich die Zeiten wahrlich geändert.
    » TO - MI - MU - RA «
    1937 begann Hoover zu begreifen, dass das FBI nicht das Zeug hatte, es mit einem erfahrenen ausländischen Nachrichtendienst aufzunehmen. Er bemerkte – zu seinem Kummer zu spät –, dass Sowjets, Deutsche und Japaner schon seit Jahren amerikanische Werften, Flugzeugfabriken, Militärstützpunkte und Manöver im Atlantik und Pazifik ausspionierten.
    Seine Einsicht gewann er durch die Arbeit militärischer Codeknacker. Die Fernmeldeaufklärung des Heeres, der Signal Intelligence Service, überwachte den ausländischen Funkverkehr. Die Marineaufklärung arbeitete sich an japanischen Codes ab, stets einen potentiellen Angriff im Pazifik im Hinterkopf. Sie hatte unter der Hand eine Vereinbarung mit der RCA, der Radio Corporation of America, getroffen, die Abschriften des japanischen Telegrammverkehrs lieferte.
    Die von wechselndem Erfolg begleiteten Anstrengungen der Marine ermöglichten dem FBI, den ersten Amerikaner zu verhaften, der seit dem Ersten Weltkrieg wegen Spionage vor Gericht gestellt und verurteilt wurde. Die Ermittlungen begannen, als die Kryptoanalytikerin Aggie Driscoll in einem decodierten japanischen Funkspruch auf ein seltsames Wort stieß: »TO-MI-MU-RA«. Das Wort »mura« bedeutet »Stadt«, kann aber auch »Sohn« heißen. Laut nachdenkend hörte sie den Namen »Thompson«. Dank ihres Geistesblitzes konnte das FBI Harry Thompson festnehmen. Der ehemals in der Schreibstube tätige Unteroffizier der Navy arbeitete als Spion für Kapitän Toshio Miyazaki, einen Offizier der Kaiserlichen Japanischen Marine, der in Kalifornien Englisch studierte. Thompson hatte streng geheime Dokumente zur Waffen- und Schiffsbautechnik an Japan verkauft.
    Entschlüsselte Codes führten auch zur Verurteilung von John Farnsworth, Absolvent der Marineakademie und einstiger Korvettenkapitän, der als hoffnungsloser Alkoholiker wegen Fehlverhaltens entlassen worden war. Farnsworth trieb sich auf den Marinestützpunkten an der Pazifikküste herum, wo er mit Geld um sich warf, gern einen ausgab und alte Kameraden über Codes, Waffen und die Konstruktionspläne von Kriegsschiffen ausfragte. Die Marine übergab den Fall dem FBI. 1937 wurde Farnsworth festgenommen, angeklagt und verurteilt, weil er für 20000 Dollar Geheimnisse an Japan verscherbelt hatte.
    Diese Fälle verblassten aber im Vergleich zur ersten großen internationalen Spionageaffäre, zu der das FBI ermittelte: dem Fall Rumrich.
    »Nazi Spies in America«
    Am Valentinstag, dem 14. Februar 1938, machte Hoover in Miami Urlaub. Er trauerte um seine verstorbene Mutter, mit der er ein Leben lang zusammengelebt hatte. Er war dreiundvierzig Jahre alt und auf der Suche nach einem neuen Heim. Auch war er im Begriff, sein erstes Buch, Persons in Hiding , zu veröffentlichen, in dem von einem Ghostwriter FBI-Geschichten aus der Zeit der Gangsterjagd wiederaufgewärmt wurden. Als Hoover bei einem Telefongespräch mit dem Hauptquartier von der Verhaftung Günther Rumrichs hörte, hatte er seine Zweifel am Wahrheitsgehalt der Geschichte. Sie erschien ihm weit seltsamer als sein Jägerlatein aus den Tagen der Gangsterjagd.
    Guy Liddell, ein ranghoher britischer Nachrichtendienstoffizier, hatte die amerikanische Botschaft in London auf einen NS-Spionagering in den Vereinigten Staaten aufmerksam gemacht. Wenige Tage später nahm ein Angestellter im Passamt des Außenministeriums in New York den Telefonhörer ab und vernahm, Außenminister Cordell Hull

Weitere Kostenlose Bücher