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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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sei am Apparat. Er wies den Angestellten an, dem Staatssekretär im Außenministerium Edward Weston im McAlpin Hotel in Manhattan 35 Blanko-Reisepässe auszuhändigen.
    Die New Yorker Polizei verhaftete Günther Rumrich, als er das Päckchen mit den Pässen abholen wollte. Bei der Durchsuchung seines Zimmers fand die Polizei einen Brief, der das Vorhaben schilderte, amerikanische Militärpläne zur Verteidigung der Atlantikküste zu stehlen.
    Rumrich, Sohn eines österreichischen Diplomaten, hatte ein fliehendes Kinn, war sechsundzwanzig Jahre alt, amerikanischer Staatsbürger und hatte sich als Angehöriger der US-Streitkräfte unerlaubt von der Truppe entfernt. Und er bekannte freimütig, er arbeite als Spion für die Abwehr, den militärischen Geheimdienst der Deutschen.
    Hoover setzte Leon Turrou, einen Topagenten des FBI, auf die Ermittlungen an. Turrou stand stärker als andere FBI-Mitarbeiter im Fokus der Öffentlichkeit und pflegte Kontakte zu Journalisten in ganz New York. Er sah den Fall Rumrich als seinen Weg zu Ruhm und Reichtum. Im April 1938, während Turrou den Fall für die Anklage vor einem Großen Bundesgeschworenengericht in New York vorbereitete, traf er sich nachts mit einem Zeitungsreporter und schrieb mit ihm an Geschichten in der Ich-Form, die als Serie in der New York Post und als teilweise fiktives Abenteuerbuch über wahre Kriminalfälle mit dem Titel Nazi Spies in America erscheinen sollte.
    Turrou hatte erfahren, dass ein deutscher Spionagering seit Jahren unbehelligt in den Vereinigten Staaten operierte; einige Mitglieder stahlen bereits seit 1927 amerikanische Militärtechnologie. Chef des Rings war Dr. Ignaz Griebl, der als Arzt in Manhattan im öffentlichen Leben stand und einer unverhohlen pro-nationalsozialistischen Gruppe, den Friends of New Germany, angehörte, die später im Amerikadeutschen Bund aufging. Innerhalb von zwei Monaten hatte das FBI mit Hilfe Rumrichs achtzehn Mitglieder des Rings, Deutsche und Amerikaner, identifiziert, die Baupläne einer neuen Generation amerikanischer Kampfflugzeuge und Zerstörer entwendet hatten. Der Spionagering verteilte überdies Gelder aus Berlin an den rasch wachsenden Amerikadeutschen Bund und die amerikanischen Kampfverbände der Nazis, denen inzwischen Zehntausende angehörten.
    Stoff genug für einen erstklassigen Hollywood-Streifen. Aber Turrou machte einen Fehler. Er verriet den achtzehn Mitgliedern des Spionagerings der deutschen Abwehr, dass sie eine Vorladung zur Verhandlung vor einem Bundesgeschworenengericht am 5. Mai 1938 erhalten würden. Vierzehn von ihnen flohen sofort aus den Vereinigten Staaten, einige an Bord deutscher Passagierschiffe, deren Kapitäne und Stewards ebenfalls für den deutschen Geheimdienst arbeiteten. Rumrich, der sich nach einem Deal mit der Regierung schuldig bekannt hatte, blieb mit drei relativ unbedeutenden Mitverschwörern in New York.
    Dr. Griebl tauchte in Berlin auf, wo er und seine Mitspione – wie der Leiter des New Yorker FBI-Büros kleinlaut in einem Brief an Hoover schrieb – »über unsere Leistungen in diesem aktuellen Fall wahrscheinlich lauthals lachten«. [121]  
    Der Fall war praktisch nicht mehr zu retten. Als Turrou beim Prozess gegen die verbliebenen Verdächtigen in den Zeugenstand trat, wurde er als pathologischer Lügner dargestellt.
    Der Fall machte das FBI zur Lachnummer. Und nichts fürchtete Hoover mehr.
    »Höchste Geheimhaltung«
    Japaner und Deutsche waren nicht die einzigen ausländischen Mächte, die Amerika ausspionierten. Als Rumrich seine zweijährige Haftstrafe antrat, wurde in Los Angeles der sowjetische Geheimagent Michail Gorin verhaftet. Zum ersten Mal wurden in einem derartigen Fall die Sowjets beschuldigt, einen Spion beim amerikanischen Militär angeworben zu haben. Der Maulwurf war für die US-Marineaufklärung tätig – Hoovers beste Quelle für die Geheimnisse ausländischer Spione.
    Präsident Roosevelt zeigte sich entsetzt. Er sinnierte darüber, »wie schlecht wir darauf vorbereitet sind, mit den Spionageoperationen in unserem Land fertig zu werden«. Weiter sagte der Präsident: »Nur wenn wir unsere Nachrichtendienste stärken, können wir die Aktivitäten ausländischer Agenten erfolgreich bekämpfen.«
    Am 14. Oktober 1938 machte Hoover dem Präsidenten und dem Justizminister den kühnen Vorschlag, einen großen Geheimdienst unter seiner, Hoovers, Leitung zu schaffen. Seine Pläne waren ein erstaunlich ehrgeiziger Griff nach der Macht in

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